BahnverkehrAkuter Personalmangel führt zu zahlreichen Störungen im Regionalverkehr

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Schöner Beruf: Lokführer im Führerstand eines Diesel-Triebwagens.

Schöner Beruf: Lokführer im Führerstand eines Diesel-Triebwagens.

  • Verspätungen, Ausfälle, unregelmäßige Fahrpläne: Noch bis mindestens Sommer 2020 wird der Lokführermangel im Bahnverkehr spürbar sein.
  • Hinzu kommen Streits unter den verschiedenen Bahnbetreibern.
  • Die DB Regio wird nun auf einigen Strecken aushelfen – und handelt sich dafür nicht nur Lob ein.

Düsseldorf – Der Lokführermangel im Regionalverkehr in Nordrhein-Westfalen wird auch den Nahverkehr Rheinland (NVR) noch mindestens bis Sommer 2020 beschäftigen. Auf der Mittelrheinbahn zwischen Köln und Mainz (RB 26) muss der Betreiber Transregio wegen des Personalmangels seit Mai immer wieder Fahrten ausfallen lassen. Seit August hat sich der Fahrplan zumindest so stabilisiert, dass montags bis freitags ein Stundentakt angeboten werden kann.

Nach Angaben des NVR fallen seither auf dem für Pendler wichtigen Abschnitt zwischen Köln und Bonn-Mehlem freitags eine Fahrt Richtung Süden und zwei Richtung Norden aus, samstags zehn in beide Richtungen, sonntags neun Richtung Süden und acht Richtung Norden. Am Wochenende werden einige Züge durch Busse ersetzt.

Heftiger Streit zwischen DB-Regio und Eurobahn

Nach Angaben des NVR soll der für den 15. Dezember 2019 geplante Betreiberwechsel für den Regional-Express 6 (Minden–Düsseldorf–Neuss–Köln Hbf–Köln/Bonn-Flughafen) wie geplant über die Bühne gehen. Die Strecke wird von der DB Regio an National-Express übergehen und mit den neuen Zügen des Rhein-Ruhr-Express (RRX) bedient. Auch diese Strecke ist für Pendler von besonderer Bedeutung, weil sie auch als Ausweichroute zwischen Köln und Düsseldorf über Neuss genutzt werden kann. Auf der überlasteten Verbindung über Leverkusen kommt es immer wieder zu Verspätungen. „Wir gehen davon aus, dass das alles nach Plan läuft“, sagt ein NVR-Sprecher.

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Selbstverständlich ist das nicht. Im Ruhrgebiet ist ein heftiger Streit zwischen der Eurobahn und DB Regio entbrannt, weil der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) drei Monate vor dem Start die Verträge mit der Eurobahn für die S-Bahn-Linien 1 und 4 gekündigt hat. Beide Linien – für das Revier von entscheidender Bedeutung – sollen zunächst weiter von DB Regio gefahren werden.

Neues S-Bahnkonzept in Ruhrgebiet

Der VRR fürchtet, dass die Eurobahn nicht genügend Fahrpersonal für die Züge bereitstellen kann. Ab 15. Dezember sollte im Ruhrgebiet ein neues S-Bahnkonzept mit deutlich mehr Fahrten starten. „Wir halten die Vertragskündigung für unbegründet und unzulässig. Unser Ziel ist es, die Betriebsaufnahme gemeinsam mit unseren Branchenpartnern aufzunehmen. Wir bitten alle Partner zurück an den Gesprächstisch zugunsten unserer Fahrgäste“, sagt Magali Euverte, Vorsitzende der Geschäftsführung des Eurobahn-Betreibers Keolis Deutschland.

Euverte wirft der DB Regio vor, ohne Angabe von Gründen von der Absichtserklärung zurückgetreten zu sein, auf der S 1 und der S 4 auch nach dem Betreiberwechsel zunächst weiterhin Lokführer zur Verfügung zu stellen, um „die zeitliche Lücke zu schließen“, bis man genügend eigenes Personal ausgebildet habe. Dafür sollen bei Keolis 260 neue Jobs entstehen, 121 davon als Lokführer. 80 seien bereits ausgebildet, weitere 40 würden 2020 ihre Ausbildung abschließen.

Bundesrechnungshof kritisert DB Regio NRW

DB Regio weist diese Vorwürfe zurück. Es habe zwar eine solche Absichtserklärung gegeben, diese sei aber am 31. Juli ausgelaufen. „Das war so vereinbart, wenn es nicht zu einem Hauptvertrag oder einer Verlängerung kommt“, sagte ein Sprecher. Man habe „frühzeitig Gespräche mit Keolis geführt, um einen reibungslosen Betriebsübergang sicherzustellen“ und „seit Monaten bilden wir auf freiwilliger Basis Kolleginnen und Kollegen der Eurobahn in unseren Zügen aus“ – aber im Interesse der Mitarbeiter habe drei Monate vor Betriebsübergabe Klarheit geschaffen werden müssen.

Der ehemalige Monopolist DB Regio NRW hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche Ausschreibungen an Privatbahn-Betreiber im Regionalverkehr in NRW verloren. Zuletzt hatte der Bundesrechnungshof in einem Bericht über die Finanzlage der Deutschen Bahn kritisiert, der Staatskonzern bliebe im Regionalverkehr unter seinen Möglichkeit, schöpfe das Potenzial nicht aus.

Schon aus diesem Grund dürften der DB Regio NRW die Personalsorgen der Eurobahn nicht ungelegen kommen.

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