StraßenbaumaßnahmeDer Fichtenweg in Bad Münstereifel liegt nun höher als früher

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Michael Bolten zeigt auf die abschüssige Zuwegung zwischen Straße und seinem Grundstück.

Früher war die Zuwegung von der Straße zum Grundstück von Michael Bolten ebenerdig. Nun gibt es ein Gefälle.

Der frühere Ratsherr Michael Bolten wirft der Stadt Bad Münstereifel Fehler beim Straßenausbau in Nitterscheid vor. Doch die widerspricht.

Ist bei der Ausführung der Straßenbaumaßnahme am Fichtenweg in Nitterscheid alles korrekt verlaufen? Anwohner bemängeln, dass die Straße nun deutlich höher sei als vorher, und sind der Meinung, dass das ein Fehler sein müsse. Die Stadt Bad Münstereifel als Bauherr widerspricht, die Erhöhung der Straße sei von Anfang an geplant gewesen und den Anliegern im Oktober 2020 auch so präsentiert worden.

Bereits im Sommer hatte ein Anwohner sich bei dieser Zeitung darüber beschwert, dass es unmöglich sei, in die Einfahrten zu gelangen. Dieser Missstand wurde allerdings provisorisch behoben, bevor das ausführende Bauunternehmen für mehrere Wochen in die Sommerpause ging.

Früherer Ratsherr rechnet nicht mit Schutz vor Regenwasser

Nun meldete sich der frühere UWV-Ratsherr Michael Bolten, der im Fichtenweg lebt. „Wir hatten auf der abschüssigen Seite bei Starkregen immer Probleme mit dem Wasser. Es lief bei uns in den Carport“, schildert der 75-Jährige. Er hatte die Hoffnung, dass das mit dem Ausbau aufhöre, und verweist auch auf die gesetzliche Verpflichtung der Stadt, Regenwasser abzuführen.

Ein Maßband wird an einen Randstein gehalten. Zu erkennen ist, dass es von der Treppe des Vorgartens zur Straße 30 Zentimeter hoch ist.

30 Zentimeter tiefer als die Straße liegt ein Vorgarten am Fichtenweg. Laut Michael Bolten war der Vorgarten früher ebenerdig.

Bolten rechnet aber nun damit, dass das Gegenteil eintreffen wird. Denn der Fichtenweg ist deutlich höher als vorher. Verbunden wird die Straße mit den Grundstücken über nun abschüssige, gepflasterte Zuwegungen – und zwar auch auf der höher gelegenen Straßenseite, wo Einfahrten früher auf den Fichtenweg hinunterführten. Am extremsten ist es vor einem Haus, wo durch den Umbau der Vorgarten nun 30 Zentimeter tiefer liegt als die Straße.

Michael Bolten wirft Bauunternehmen und Stadt Fehler vor

Auf einer Querschnittszeichnung der Stadt ist unter anderem eingezeichnet, dass das vorhandene Gelände auf der Fahrbahn zwölf Zentimeter abgetragen werden musste. Bolten geht davon aus, dass das Bauunternehmen das vergessen habe. „Da sind viele Fehler gemacht worden“, behauptet er und rechnet unabhängig von den ohnehin gestiegenen Baupreisen mit Mehrkosten durch die Befestigungen zu den Häusern und den Einzug einer Aco-Drain-Rinne bei ihm und einem Nachbarn.

Um diese Rinne hatte Bolten selbst gebeten, damit Regenwasser direkt am Grundstücksrand aufgefangen wird. „Bei einem Unwetter im Sommer lief das Wasser bis an den Straßenrand und in den Carport“, erinnert sich Bolten – und damals war noch kein Straßenbelag vorhanden, die Straße lag also deutlich tiefer.

Stadt Bad Münstereifel: Haben bei Anliegerversammlung informiert

Die Stadt streitet die Vorwürfe allesamt ab. „Es liegt kein Fehler der bauausführenden Firma vor“, antwortet sie auf Fragen dieser Zeitung. Teile der alten Straßenoberschicht seien belastet gewesen. Deshalb sei diese in großen Teilen überbaut worden. Dies führte dazu, dass die Straße höher errichtet wurde. „Eine solche Schicht zu überbauen ist gängige Praxis, das Belassen des gebundenen Materials an Ort und Stelle ist unproblematisch und gefahrlos“, so die Stadt. Ein Entfernen dieser Oberschicht wäre sehr kostenintensiv und würde sich auf die Anliegerbeiträge auswirken. Das wollte die Stadtverwaltung vermeiden.

Die abschüssige Zufahrt zu einem Carport ist deutlich zu erkennen.

Michael Bolten befürchtet, dass man bei einem seiner Nachbarn wegen des Höhenunterschieds mit einem Transporter nicht mehr in den Carport gelangt.

In der Anliegerversammlung im Oktober 2020 seien die Anlieger außerdem über genau diese Maßnahme informiert worden. Darüber hinaus hätten die Stadt und ein beauftragtes Ingenieurbüro den Baufortschritt überwacht. Unklar sind momentan die Kosten. Damals war von 7,50 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche die Rede. Bei Michael Bolten bedeutet das einen Betrag von etwa 7770 Euro. Er geht aber davon aus, dass es deutlich teurer wird. Wie hoch die Kosten tatsächlich sind, kann die Stadt aber erst sagen, wenn die Schlussrechnung vorliegt.

Nicht jedes Regenereignis kann abgefedert werden

Ortsübliche Regenereignisse seien bei der Planung berücksichtigt worden. Im Gegensatz zu früher verfüge der Fichtenweg nun über eine Straßenentwässerung in Form eines Rinnsteins und durch Straßenabläufe, dadurch sei die Situation stark verbessert worden. Allerdings sei die Kanalisation nicht so dimensionierbar, dass jedes Starkregenereignis abgefedert werden könne.

Sowohl öffentliche als auch private Grundstückseigentümer seien verpflichtet, zu verhindern, dass Niederschlagswasser von versiegelten Flächen auf fremde Grundstücke gelange. „Dem kommt die Stadt im Fichtenweg durch den Straßenausbau nach“, teilt sie mit. Zwar werden auch Maßnahmen auf nicht ausgebauten Straßen getroffen. Zielführend sei aber nur der Ausbau, auch wenn die dafür fälligen Beiträge die Anwohner finanziell belasten.

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