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VereinsjubiläumAuto des Kunstlehrers in Bad Münstereifel mit Muskelkraft umgeparkt

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Feier in einem Raum mit Holzvertäfelung an den Wänden.

Im ehemaligen Refektorium des St.-Michael-Gymnasiums fand der Festakt zum100-jährigen Bestehen des Vereins Alter Münstereifeler statt.

Der Verein Alter Münstereifeler blickt auf sein 100-jähriges Bestehen zurück. Beim Festakt im St.-Michael-Gymnasium wurden auch Anekdoten erzählt.

Wenige Monate vor den Feierlichkeiten zum 400-jährigen Bestehen des St.-Michael-Gymnasiums feiert der Verein Alter Münstereifeler, der Zusammenschluss ehemaliger Schüler des St.-Michael-Gymnasiums und des Erzbischöflichen St.-Angela-Gymnasiums, seinerseits einen runden Geburtstag: Der VAMÜ, wie er in Kurzform heißt, besteht seit 100 Jahren.

Der Zusammenschluss, der mehr als 1000 Mitglieder hat, ist damit nach eigenen Angaben einer der ältesten seiner Art in Deutschland. Darauf wies nicht ohne Stolz der Vorsitzende des VAMÜ, Michael Nücken, in seinem Grußwort zum Festakt im ehemaligen Refektorium des städtischen St.-Michael-Gymnasiums hin. Zu der Feier waren Ehemalige aus ganz Deutschland angereist. Ein Vormaliger, der mittlerweile im japanischen Yokohama lebt, konnte das Ganze per Livestream online mitverfolgen.

Zusammenschluss bietet den Mitgliedern Heimat und Freundschaft

Der VAMÜ ist vielleicht bezogen auf die Berufsstarthilfe der Abiturienten durch seine Alumni international ausgerichtet, in der täglichen Vereinsarbeit aber ganz auf das Wohl seiner beiden Gymnasien und der Stadt, in der sie angesiedelt sind. Bis heute biete der Zusammenschluss zudem seinen Mitgliedern „Heimat und Freundschaft“ und sehe sich als „Hort des Austauschs“, sagte Michael Nücken.

Wie er erinnerte auch Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian in ihrem Grußwort an die Vereinshistorie. So sei das St.-Michael-Gymnasium im Gründungsjahr des VAMÜ 1925 noch ein Staatliches Preußisches Gymnasium gewesen, 1937 hätten es die Nationalsozialisten dann zur „Oberschule für Jungen“ herabgestuft.

Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian lobt die Arbeit des Vereins

Heute sei das „Michael“ wie der Verein seiner Ehemaligen schon lange eine Institution in der Stadt. Der Verein tue „viel Gutes für die beiden Gymnasien und für Bad Münstereifel selbst“, lobte Preiser-Marian. Beim diesjährigen Neujahrsempfang hatte sie den VAMÜ deshalb auch mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Bad Münstereifel ausgezeichnet. Eine Würdigung für einen Verein, der aktuell „mehr Neuzugänge hat, als er Verstorbene betrauern muss“, wie Michael Nücken sagte. Das Durchschnittsalter liege bei „Ü50“.

In das Lob fielen auch die Schulleiterinnen der beiden Bad Münstereifeler Gymnasien in einem gemeinsamen Grußwort ein. Es sei jedenfalls, so Anne Schorlepp (St.-Michael-Gymnasium) und Carolin Neswadba (St.-Angela-Gymnasium), gar nicht so weit her mit der vermeintlichen Rivalität der beiden Schulen, wenn es um das beste Schulsystem gehe.

Und feiern können die beiden Gymnasien in diesem Jahr ebenfalls: das „Michael“ seine 400 Jahre – und das „Angela“, dessen Ehemalige sich 1974 dem VAMÜ angeschlossen hatten, „dass wir endlich ab November alle von der Juliflut 2021 zerstörten Schulräume beziehen können“, so Neswadba. Im Ergebnis hätten ihre 700 Schüler und Schülerinnen dann „eine neue Schule“.

Wir haben, 1958 muss das gewesen sein, den Fiat 500 unseres damaligen Kunstlehrers eines Morgens auf den oberen Pausenhof gepackt, der parkte natürlich unten.
Klaus-Hartmut Iltgen

Was wäre eine Jubiläumsfeier ehemaliger Schüler ohne Anekdoten aus der Schulzeit? Norbert Jachertz erzählte nach den gesetzten Worten von seiner Aufnahme am St.-Michael-Gymnasium 1951, die „selbstverständlich mit einer Aufnahmeprüfung“ verbunden gewesen sei.

Am Rande der Veranstaltung wurden solche Geschehnisse aus einem Pennälerleben etwas plastischer: „Wir haben, 1958 muss das gewesen sein, den Fiat 500 unseres damaligen Kunstlehrers eines Morgens auf den oberen Pausenhof gepackt, der parkte natürlich unten“, so Klaus-Hartmut Iltgen, der mittlerweile in Essen lebt.

Das Bild zeigt Klaus-Hartmut Iltgen, der in die Richtung zeigt, in der sich der obere Schulhof befindet.

Der Fiat 500 des Kunstlehrers wurde damals auf den oberen Schulhof getragen. Daran erinnerte sich Klaus-Hartmut Iltgen.

„Vier Mann, vier Autoecken – das war kein Problem.“ Natürlich sorgte der Coup für Furore, aber auch für Ärger: „Wir mussten, die ganze Klasse wohlgemerkt, eine Strafarbeit schreiben, weil keiner uns verraten hat. Die Klasse hielt dicht.“

Solche Geschichten gaben dem vom VAMÜ-Vorstand sorgsam und aufwendig gestalteten Festtag die richtige Würze. Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Jesuitenkirche und einem anschließenden Orgelkonzert mit Margareta Hürholz folgte auf den Festakt – musikalisch begleitet von Werner von Schnitzler (Violine) und Aiki Mori-von Schnitzler (Violoncello) – am Abend im Quadrum des Michael-Gymnasiums ein Konzert des Ballroom-Syndikats, danach gab es „Lieblingslieder“ von Ex-Höhner-Musiker Hannes Schöner und Freunden zu hören.

Wer danach seinen VAMÜ mit nach Hause nehmen wollte, der konnte die zum Jubiläum erstellte aufwendige Vereinschronik von Horst A. Wessel erwerben.

Nur eine Sorge lässt den Vereinsvorsitzenden Michael Nücken trotz aller Jubiläumsfreude keine Ruhe: In der Erftflut vom 14. und 15. Juli 2021 sind auch das komplette Vereinsarchiv und die Geschäftsstelle, damals untergebracht in einem Raum der Realschule, zerstört worden. Die Suche nach einem Ersatzraum verläuft nun schon seit fast vier Jahren   erfolglos.