Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Zwei Kommunen, ein EventKräutertag zog viele Besucher nach Nettersheim und Bad Münstereifel

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt die kleine Mia, die in einer Schüssel rührt.

Den Umgang mit Kräutern kann man kaum früh genug erlernen. In Nettersheim konnten die Kinder Saatbomben bauen. Die fünfjährige Mia machte das schon sehr gut.

Die Kräuterfans konnten wieder per Shuttle-Bus zwischen Bad Münstereifel und Nettersheim pendeln.

Geteilte Freude ist doppelte Freude! Nach diesem Motto veranstalten die Gemeinde Nettersheim und die Stadt Bad Münstereifel schon seit mehr als einem Jahrzehnt gemeinsam den Kräutertag.

Von den Kernorten strahlt das Event auch in die Umgebung ab, denn Kräuter sind vor allem in der Natur zu finden, die im Rahmen des Kräutertages auf vielerlei Weise erwandert werden kann. So machte der Shuttlebus, mit dem die Kräuterfans zwischen beiden Orten pendelten, immer wieder Halt, um die Fahrgäste unterwegs an den Wanderrouten herauszulassen.

Nettersheimer Bürgermeister sollte mit Wetterprognose Recht behalten

Die gute Nachricht verkündete Bürgermeister Norbert Crump gleich bei der Eröffnung, die er mit seiner Bad Münstereifeler Amtskollegin Sabine Preiser-Marian vornahm: „Ab 12 Uhr kommt kein Regen mehr.“ Es wurde noch besser, schon vormittags blieb es trocken.

Zwei Frauen und ein Mann stehen hinter einem Stand.

Vegan und mit Kräutern waren die Speisen, die Anita Strauch (l.) mit ihrem erwachsenen Nachwuchs präsentierte.

37 Stände hatte Lea Müller, Organisatorin in Nettersheim, mit Marion Beil, Hausleiterin des Klosters, in und um das Gebäude verteilt. Vom Klostergarten erstreckten sich die vielfältigen Angeboten über den Klostersaal und die Terrasse bis auf den Parkplatz. Der angestammte Standort am Naturzentrum war ausgefallen, da dort eine Baustelle ist.

Im Kloster fand auch ein „Get-together“ statt, bei dem sich die Aussteller   nicht nur über die Musik der Band „Leela“, sondern auch übers Freibier freuten.

Rasch hielten viele Besucher kleine Töpfe in ihren Armen

Das Angebot zum Thema Kräuter und Gesundheit war vielfältig. Neben Büchern, telepathischer Tierkommunikation, selbst gemachter Zitronenlimonade, Hanftherapie, Leckereien aus naturgewachsenen Zutaten und vielerlei Kleinkram für Haus und Garten gab es auch Stände, an denen sich die Besucher mit Jungpflanzen eindecken konnten.

So waren rasch jede Menge Menschen unterwegs, die in ihren Armen kleine Töpfe hielten, aus denen reichlich Grün spross – etwa Beate und Berthold, bekennende Gartenbegeisterte, die aus Schmidtheim gekommen waren, um ihren Kräutergarten zu vervollständigen. „Zum Essen und zum Gucken“, zählte sie auf, während sie auf die Stengel deutete, die aus dem Pappständer auf ihrem Arm ragten. Zucchini, Herzgespann oder Fetthenne waren dort zu sehen.

Mike Krüger hält zwei Pflanzen hoch.

Von wegen aus der Dose: Tomatenpflanzen zum Selbstanbau hatte Mike Krüger aus Bad Münstereifel im Angebot

Wie gut, wichtig und nahrhaft all die heimischen Kräuter sind, machte Anita Strauch aus Stolberg deutlich. „Auf einer Wiese zum Beispiel kann man den ganzen Nährstoffbedarf decken“, sagte sie. Brennnesseln etwa seien ein wahres Superfood. So offerierte sie auch Brennnesselsuppe, ein eher konventionelles Angebot neben Produkten wie Drei-Kräuter-Suppe, Blütenwasserlimonade, Wiesenburger oder dem Kartoffel-Kräuter-Topf, vor allem mit Zutaten aus dem heimischen Kräutergarten.

Den Lupinenkaffee gab es mit und ohne „Schuss“

Ebenfalls im Pflanzenreich hatte sich Strauchs Sohn Marius für seinen Lupinenkaffee bedient. Den gab es mit und ohne „Schuss“, also mit oder ohne Lupinenkaffeelikör.„Ich habe oft mit Kräutern gekocht und mich dann auf vegane Rezepte spezialisiert“, sagte seine Mutter. So habe sie auch die Lupine entdeckt, die wie Kaffee schmecke, aber viel gesünder sei. Gesüßt werde mit Rosenzucker aus dem heimischen Garten: „Da weiß ich, dass es nicht gespritzt ist.“

Wer sich an den Angeboten aus ihrer Küche laben möchte, muss sich allerdings gedulden. Denn eigentlich stellt sie ihren Stand nur auf dem Nettersheimer Kräutermarkt auf. „Ich habe vor einigen Jahren mitbekommen, dass die Veranstaltung stattfindet und habe mich dann mit den Organisatoren in Verbindung gesetzt“, sagte sie. Seitdem sei sie beim Kräutertag dabei.

Auf einer Wiese zum Beispiel kann man den ganzen Nährstoffbedarf decken.
Anita Strauch, Ausstellerin

Wie gesund Kräuter sein können, zeigte Dr. Günter Gliem aus Bad Münstereifel-Eschweiler mit seinem Naturprodukt. Denn die Atemwegsmedizin, die vor vielen Jahren für Pferde zusammengebraut worden war, könne auch problemlos bei Menschen angewendet werden. „Die Volkskrankheiten beim Pferd sind Atemwegs- und Rückenprobleme.“ Das wisse er aus seiner Zeit als Pferdezüchter.

Immer wieder hätten die Fohlen „Rotz“ gehabt, und Tierärzte seien teuer. Da er von Hause aus Biologe sei, habe er vor 40 Jahren seine Kräutermedizin entwickelt, die er eingesetzt habe, wenn die Tiere Atemwegsprobleme ohne Fieber gehabt hätten. Mittlerweile würden auch die Menschen darauf schwören. „Bei uns im Dorf nehmen das alle“, verriet Gliem. Das Produkt bestehe ja ausschließlich aus Biokräutern. „Es ist effektiv. Dafür sind wir Praktiker“, betonte seine Frau Birgit.

In Bad Münstereifel waren auch die Geschäfte geöffnet

Der Kräutertag und der verkaufsoffene Sonntag lockten die Passanten scharenweise in die Kurstadt, wobei oft nicht festzustellen war, welcher Teil des Angebots für die Besucher attraktiver war. So nutzten auch die Gäste, die zum Shoppen ins City-Outlet gekommen waren, die Gelegenheit, einen Blick auf die Angebote der Händler zu werfen, die ihre Stände aufgebaut hatten.

Robert Nettersheim etwa, der einen Schaubienenstock aus dem Münstereifeler Ortsteil Weißenstein mitgebracht hatte. „Vier Häuser!“, legte er Wert auf die Anti-Urbanität seines Wohnortes, dem er mit seiner Imkerei 15 Bienenstöcke hinzufügt. Drei Waben aus einem Stock waren ausgestellt, darin auch die Königin als Attraktion, die neugierig von den Besuchern beobachtet wurde.

Beide Verwaltungschefs halten ein Tablett mit Schnittchen in den Händen.

Brote mit Kräuterbutter servierten Sabine Preiser-Marian und Norbert Crump.

Zum Glück war sie leicht erkennbar. Da Bienenköniginnen kein goldenes Krönchen tragen, hatte Nettersheim sie mit einem weißen Punkt markiert.

Seit dem Jahr 2000 betreibt Nettersheim die Imkerei. „Die Natur ist hierzulande noch weitestgehend intakt“, begründete er den guten Geschmack des Eifeler Honigs: „Hier gibt es Vielfalt, die Mischung macht's.“ Doch es gebe auch Herausforderungen. So stelle die Asiatische Hornisse eine Bedrohung dar. Dagegen sei die Zucht von Bienen, die sich gut gegen die Varroamilbe, einen gefürchteten Bienenparasiten, wehren könnten, in Arbeit. Die Anwendung von speziellen Säuren sei wirksam. „Ich habe seit Jahren kein Volk mehr verloren“, sagte er.

„Ich will zeigen, dass die Tomate nicht nur rund und rot ist“, sagte Mike Krüger aus Bad Münstereifel. Weiß, gestreift und auch schon mal fünf Meter hoch würden seine Exemplare werden. Um die alten Sorten, die er kultiviere, sortenrein zu halten, ziehe er bei der ersten Blüte Stoffsäckchen über die Blüten. Das verhindere, dass Insekten den Pollen verschiedener Sorten eintrügen. „Es gibt schließlich rund 3000 Tomatensorten, von denen ich rund 100 züchte“, sagte er. Rund 20 habe er mit auf den Markt genommen, um sie zu verkaufen.

Auf dem Salzmarkt eröffnete die Bad Münstereifeler Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian den anderen Teil des Kräutertages. Hier spielte die Band „SchoHnzeit“. Etwas verspätet gesellte sich auch ihr Kollege Crump dazu. „Ich habe in Nettersheim in einem Stau gestanden“, sagte er. So viele Besucher seien zu der Veranstaltung gekommen.