Windräder in Bad MünstereifelInitiative macht Front gegen die Bürgermeisterin

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Auf diesem engen Forstweg sollen die Zuleitungen verlegt werden. Die Sprecher der Bürgerinitiative, Martin Solbach, Markus Roggendorf und Reinhold Nelles (v.l),  befürchten weiteren Kahlschlag am Wegesrand im Bereich des Mischwalds.

Bad Münstereifel/Nöthen – Mächtig Gegenwind bläst Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) zurzeit ins Gesicht. Der Grund dafür ist der geplante Bau von drei jeweils 260 Meter hohen Windkrafträdern im Bereich von Nöthen, Hohn und Bouderath – mitten im Wald. Die Firma Juwi hatte das Projekt vergangene Woche im Ausschuss für Umwelt, Tourismus und Mobilität vorgestellt. Einen Empfehlungsbeschluss, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, fassten die Politiker indes nicht. Die Windkrafträder sind am heutigen Mittwoch erneut Thema – diesmal im Forstausschuss.

Inzwischen regt sich bei den Bürgern der betroffenen Stadtteile massiver Widerstand gegen die im Forst geplanten Windräder. Unter dem Slogan „zu nah – im Wald – zu hoch“ hat sich bereits am Donnerstag, einen Tag nach der Sitzung des Umweltausschusses, die Bürgerinitiative (BI) „Gegenwind in Bad Münstereifel“ gegründet. „Am Montag“, so Reinhold Nelles, „hatten sich bereits gut 200 Frauen und Männer der Bürgerinitiative angeschlossen.“

Kritik am Standort im Nöthener Wald

Sie seien nicht generell gegen erneuerbare Energien und auch nicht gegen Windkraftanlagen, aber definitiv gegen die geplanten Standorte im Nöthener Wald, so die Sprecher der BI. Der Verwaltungschefin werfen sie vor, keine offene und transparente Politik zu machen.

„Wir fühlen uns von der Bürgermeisterin im Wahlkampf getäuscht und hintergangen“, erklären die Sprecher von „Gegenwind“. So habe die Verwaltungschefin das Thema „Windkraft“ zuvor überhaupt nicht angesprochen. Preiser-Marian, so führen sie weiter aus, habe offenbar versucht, auch die Ausschussmitglieder zu überrumpeln. Dies sei ein respektloser und schlechter Politikstil. Eine frühzeitige Beteiligung der Bürger sei ebenfalls nicht vorgesehen gewesen.

Neben ihrer Kritik an der Bürgermeisterin werde sich laut den Mitgliedern der BI das Bauvorhaben auch negativ auf den Tourismus und die Gesundheit der Bevölkerung in den angrenzenden Orten Nöthen, Hohn, Bouderath, Kolvenbach, Gilsdorf, Pesch, Roderath, Witscheider Hof und Bergrath auswirken. Schattenwurf, Geräuschbelästigungen und Kunststoffabrieb der Rotorblätter führen die Mitglieder als Beispiele an.

FDP spricht sich gegen Bau von Windrädern aus

Die FDP setze sich seit Jahren mit dem Bau von Windrädern in Bad Münstereifel auseinander. Ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Umwelt sei auch der optische Erhalt der Landschaft. Windräder in Bad Münstereifel, speziell im Münstereifeler Wald, würden dieses Bild nachhaltig stören, so Günter Kirchner.

Deshalb sprechen sich die Liberalen in einer Pressemitteilung gegen Windräder im Pfaffenbusch aus. Laut Sprecher Kirchner grenzt es schon an Ironie, „dass in derselben Sitzung, in der das Windkraftprojekt vorgestellt worden ist, die Verwaltung den Erhalt der ,attraktiven landschaftlichen Lage (Eifel-Panorama)’ als wichtiges Ziel der touristischen Entwicklung der Stadt vorstellt“.

Die Verwaltung unterstütze das Projekt und empfehle die Verpachtung der städtischen Grundstücke. „Ob es zur Verpachtung kommt, muss jedoch der Stadtrat entscheiden“, so die FDP.

Laut den Liberalen sind zurzeit einfach noch zu viele Fragen in puncto Windräder offen, unter anderem, warum den Politikern nur ein Anbieter präsentiert worden ist. (mez) 

Außerdem werde der Lebensraum der Wildtiere zerstört. Die riesigen Rotorblätter würden zur tödlichen Falle für Vögel, Fledermäuse und Insekten. Nach Angaben von  Martin Solbach würden die geplanten Windräder auch weniger als die geforderten 1000 Meter an einige Aussiedlerhöfe angrenzen.

„Außerdem liegt ein großer Bereich des Waldes im Landschaftsschutzgebiet. Der Nöthener Wald dient für viele Menschen – nicht nur aus der Umgebung – der Naherholung. Das sieht man insbesondere an Wochenenden am sehr vollen Parkplatz am Hohner Kreuz“, sprach Solbach Klartext.

Deshalb appelliert die Bürgerinitiative an die Verantwortung der Politiker im Stadtrat und an die Solidarität aller Bewohner der umliegenden Dörfer, um den Bau „dieser riesigen Anlage zu verhindern.“

Preiser-Marian verwahrt sich gegen „Diffamierungen“

Sie begrüße ausdrücklich den Dialog, so die Bürgermeisterin, „allerdings auf sachlicher Ebene und ohne persönliche Diffamierungen“. Bereits im Jahr 2011 habe sich der Rat mit dem Thema „Windkraft“ beschäftigt. Zwei Jahre später habe das Gremium im Rahmen des Haushaltssicherungskonzepts Einnahmen aus der Windkraft im Wald zur Erreichung des Haushaltsausgleichs beschlossen.

„Seitdem kompensieren wir diese fehlenden Einnahmen aus dem städtischen Forstbetrieb“, so Preiser-Marian: „Vor drei Jahren hat der Rat die Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts beschlossen, das die Windkraft im Jahr 2019 bis 2022 beinhaltet. Im August dieses Jahres hat der Rat sich gegen eine Ausweisung einer Konzentrationsfläche entschieden.“

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Die Windkraft sei nach Paragraf 35 des Baugesetzbuches privilegiert und man müsse ihr Raum einräumen. Die Firma Juwi habe einen Antrag auf Verpachtung der städtischen Flächen für zwei Anlagen im betreffenden Waldgebiet gestellt. Jetzt liege es am Rat, ob er die Flächen zur Verpachtung zur Verfügung stelle.

Erst danach gebe es weitere Gutachten und Untersuchungen. Nach deren Auswertung entscheide die Firma, ob sie ein Genehmigungsverfahren beim Kreis Euskirchen beantragen werde. „Wir als Verwaltung haben nur die Beschlüsse der Politik umgesetzt. Das ist schließlich unsere Aufgabe“, erklärt die Verwaltungschefin.

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