Unterhalt zu teuerBürgermeister will Weiherhalle in Blankenheim schließen

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Über die Zukunft der Weiherhalle werden die Politiker im Hauptausschuss am 4. April beraten.

Über die Zukunft der Weiherhalle werden die Politiker im Hauptausschuss am 4. April beraten.

Blankenheim – Verbale Prügel hat Bürgermeister Rolf Hartmann schon einkalkuliert: „Ich weiß, dass ich es um die Ohren kriegen werde.“ Dass die Politiker im Rat eher keine Lobeshymnen auf ihn singen, wenn es um die Finanzen der Kommune geht, hat er oft genug erlebt – zuletzt etwa in der Etatdebatte.

Daher packt er nun ein heißes Eisen an und nimmt die Weiherhalle ins Visier. Abriss oder Verkauf sieht er als Alternativen. Hartmann: „Ich kann nicht immer Everybody’s Darling sein. Es geht um sachgebotene Politik und die Frage, ob man jetzt die Reißleine ziehen sollte.“ Die Politik solle ihm den Auftrag erteilen, die Folgen der Schließung der Halle zu prüfen, heißt es in der Verwaltungsvorlage für den Hauptausschuss, der am Donnerstag, 4. April, ab 18 Uhr im Rathaus tagt.

Auch wenn die Weiherhalle kein heißes Eisen wäre, wäre sie nicht im Handstreich aus den gemeindlichen Büchern zu tilgen, da sie ein Mosaikstein in einem größeren Gebilde aus Schulen, Veranstaltungen, Sanierungen, Neubauten und Förderprogrammen ist.

Die Weiheralle

In den 1950er-Jahren wurde die Weiherhalle gebaut. Als Turnhalle nutzt die Grundschule sie, bis vor rund zehn Jahren war das Lehrschwimmbecken in Betrieb. Und dann ist sie „die gute Stube“ Blankenheims – die einzige derartige Veranstaltungshalle.

Der Winterball, Yoga-Kurse und das Training der Tanzgarden finden dort statt – und natürlich das jecke Treiben des traditionsreichen Karnevalsvereins. Doch das ficht Hartmann nicht an: „Auch wenn der Geisterzug immer in der Weiherhalle endet: Es gibt kein Karnevalsgesetz, wonach die Gemeinde verpflichtet ist, diese Halle dafür zu halten.“

Unterhalt kostet 30.000 bis 40.000 Euro

Denn für den Unterhalt der Halle kommt die Kommune auf: Auf 30.000 bis 40.000 Euro belaufen sich laut Hartmann die jährlichen Kosten, die man durch das Abstoßen der Halle einsparen könnte. Bei maximal zehn Veranstaltungen im Jahr würden diese mit je 3000 bis 4000 Euro gesponsert.

Eben diese Unterstützung gibt es nur im Kernort. „Ein Vergleich mit den anderen Orten im Gemeindegebiet zeigt, dass dort Veranstaltungsräume beziehungsweise Bürgerhäuser von der jeweiligen Ortsgemeinschaft organisiert und finanziert werden“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Die Gemeinde ist zwar Eigentümerin der Häuser, das wirtschaftliche Eigentum liegt jedoch bei den Ortskartellen – was möglicherweise auch eine Option für die Weiherhalle sein könnte.

Die Turnhalle

Ein gewichtiges Argument für den Erhalt der Halle und die Finanzierung der Kommune war bislang, dass die Turnhalle von der Grundschule genutzt wurde.

Doch dies dürfte Ende 2020, Anfang 2021 hinfällig sein, da dann der Anbau samt Turnhalle an der Schule fertig sein soll (siehe „Grundschule“) und die Schüler die Weiherhalle nicht mehr nutzen.

Der Jugendraum

Aktuell haben die Jugendlichen an der Ahrstraße im Gewölbekeller unter dem Haus des Gastes ihren Treffpunkt. Als „sehr überschaubar“ werden die Besucherzahlen in der Verwaltungsvorlage bezeichnet: 7,7 Jugendliche sind demnach vom vergangenen Mai bis Anfang Februar täglich gekommen.

Im Rahmen des Städtebauförderprojekts „Stadtgrün“ für den gesamten Weiher-Komplex ist vorgesehen, das einstige Lehrschwimmbecken der Weiherhalle für 400000 Euro (70 Prozent Förderung) zum neuen Haus der Jugend umzubauen. Doch aktuell hat man dort Asbestbelastungen festgestellt. In welcher Dimension dadurch Mehrkosten entstehen, wird laut Vorlage aktuell ermittelt.

Das Kubiz

Da die Gesamtschule auf dem Blankenheimer Finkenberg aus allen Nähten platzt, wird dort kräftig angebaut: Rund 12 Millionen Euro (70 Prozent gefördert) kostet die gesamte Maßnahme. Im Anbau, in dem im September Richtfest gefeiert wurde, wird ab dem kommenden Schuljahr unterrichtet. Der Erweiterungsbau hat eine Nutzfläche von rund 2000 Quadratmetern, die sich auf drei Etagen verteilen.

Mit den Arbeiten an Mensa, Lernzentrum und weiteren Einrichtungen wird in diesem Jahr begonnen. Das Kultur- und Bildungszentrum (Kubiz) wird nicht nur von der Schule genutzt (siehe „Förderungen“). Unter anderem entsteht ein Veranstaltungsraum für bis zu 199 Personen samt fest installierter Bühne. Während auch eine Küche dazugehören wird, steht noch nicht fest, wie Theke und Ausschank organisiert werden können.

Die Immobilien

Die Frage nach der weiteren Nutzung von Weiherhalle und geplantem Jugendtreff stellt sich gemäß der Verwaltungsvorlage auch aufgrund des „Überangebots an Immobilien“ im Kernort.

Dort besitzt man nach Auskunft der Gemeinde neben dem Rathaus das Haus des Gastes, die beiden Museen, Konsum, Georgstor und Hirtenturm.

Der Fahrplan

Im Arbeitskreis Haushaltszukunft habe er das Thema, so Hartmann, bereits angesprochen – jedoch sei beschlossen worden, es nicht weiterzuverfolgen. Nachdem ihm in der Etatdebatte vorgeworfen worden sei, keine Sparvorschläge zu machen, habe er entschieden, dass die Thematik politisch noch einmal beraten werden sollte. Als Trotzreaktion will er das nicht verstanden wissen – diese Maßnahme, mit der sich „viereckiges Geld“ sparen ließe, solle öffentlich diskutiert werden.

Ein entsprechender Beschluss der Politiker ist die Voraussetzung, dass die Verwaltung das Projekt in Angriff nimmt. Ein Wörtchen mitzureden hat aufgrund der Förderungen die Bezirksregierung. Bei negativen Auswirkungen auf die Förderungen müsse eine neue Entscheidung getroffen werden, heißt es in der Vorlage. Wenn die Bezirksregierung das Vorhaben akzeptiere, werde die Schließung der Halle angegangen. Für die Karnevalisten dürfte die Session 2020 gesichert sein, da es zu einer Schließung nach Hartmanns Einschätzung frühestens Ende 2020/Anfang 2021 kommt.

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