300 Meter FlughöheZeppelin fliegt von Dahlemer Binz zum Nürburgring

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Der Zeppelin schwebt davon, um Fernsehbilder vom Nürburgring zu senden.

Dahlemer Binz – Der Start geht unspektakulär vor sich. Kein Dröhnen der Motoren, fast schon dezent schnurren die Propeller an den Seiten des riesigen Zeppelins, als er sich vom Boden in die Luft erhebt. Ferngesteuert wird das Luftschiff vom Mast ausgeklinkt. Ein Mitarbeiter hält noch vorsichtig die Leine, als wäre der Zeppelin ein wildes Pferd, das auszubrechen droht.

Dann hebt der Mann die Arme, das Pferd, oder besser: der Zeppelin, ist frei. Mühelos steigt er hoch, dreht sich einmal, bis die Nase in Richtung Süden zeigt und schwebt zügig unter den tiefhängenden Wolken in Richtung Nürburgring.

Dann ist es wieder völlig still auf der Dahlemer Binz. Das Wetter an diesem langen Wochenende reizt niemanden der Hobbypiloten, sich in die Lüfte zu begeben. Zu tief hängen die Wolken, und das so sehr, dass der erste Flug des Zeppelins am frühen Morgen ausfallen musste, weil zu wenig Sicht war.

Goodyear zurück im Motorsport

Bestens sichtbar ist dagegen der Sponsor des Luftschiffs: „Goodyear“. Der Name der US-amerikanischen Reifenfirma, prangt unübersehbar auf dem blauen Untergrund. „The Goodyear Blimp“, das sei ein feststehender Begriff in den Vereinigten Staaten, erläutert Eckhard Breuer, Geschäftsführer der Deutschen Zeppelinreederei in Friedrichshafen. Denn Goodyear ist der größte Hersteller von Prallluftschiffen, wie Blimps auch genannt werden. Doch dieses Luftschiff, so betont er, sei kein Blimp, also ein Luftschiff ohne starres Innengerüst, sondern ein Zeppelin NT.

„Es hat eine halbstarre Bauweise, doch das kann man nicht sehen“, erläutert er. Auf den Schnittzeichnungen, die er bereithält, ist die Konstruktion dagegen gut zu sehen.

Ein Stahlskelett im Inneren stabilisiert das Luftschiff, während die Form der Außenhaut genau wie bei einem Blimp vom Traggas Helium bestimmt wird. Vier der „Goodyear Blimps“ als Zeppelin gebe es weltweit, einen davon in Europa, so Becker. Dass der Zeppelin auf dem Weg zum Nürburgring unterwegs ist, ist kein Zufall. Dort findet das 24-Stunden-Rennen statt, und das Luftschiff hat eine klare Botschaft. „Wir wollen deutlich machen, dass Goodyear nach vielen Jahren wieder im Motorsport zurück ist“, sagt Marion Spriegl, Sprecherin der Reifenherstellers.

Der erfolgreichste Reifenhersteller in der Formel 1

Über viele Jahre war Goodyear eine der führenden Marken im Motorsport. 14 Siege wurden in Le Mans erreicht, und mit 368 Grand-Prix-Siegen wurde Goodyear zum erfolgreichsten Reifenhersteller in der Formel 1. 2002 zog die Firma sich in Europa aus dem Motorsport zurück. Nur noch die US-amerikanische Nascar-Serie wurde mit Reifen versorgt. Bereits im vergangenen Jahr, als das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring in den Spätsommer verlegt worden war, nutzten viele Teams die Reifen des Herstellers. Genauso in diesem Jahr: 26 Fahrzeuge waren auf Pneus von Goodyear unterwegs.

Grund genug, den „Goodyear-Blimp“, der gar kein Blimp ist, in die Luft über der Nordschleife des Nürburgrings zu schicken. Dabei nutzte der TV-Sender Eurosport die Gelegenheit, um vom Zeppelin aus Luftbilder von der Rennstrecke zu senden. „Wir fahren von der Dahlemer Binz an den Nürburgring, sind mehrere Stunden in der Luft und kehren dann wieder hierher zurück“, erläuterte Breuer vor dem Start. Die Fernsehbilder würden über Datenleitung direkt an den Boden gesendet.

Zeppelin auch für Publikumsfahrten buchbar

Konzentriert bereitet Pilot Fritz Günther den Start des Zeppelin vor. „Ich musste dann noch einmal zwei Jahre lernen, bis ich die Ausbildung zum Luftschiffpiloten hatte“, sagt er, der sich zuvor professionell um Autos kümmerte.

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Startklar: Der Pilot Fritz Günther vor seinen Bildschirmen.

Navigation und Kommunikation sei ähnlich wie bei einem Flugzeug, doch es fahre sich ganz anders. „Das Traggas macht den Unterschied“, sagt er. Es würde eher schwimmen, zieht er einen Vergleich zwischen den luftigen Fortbewegungsarten.

„Das macht einen Heidenspaß“, schwärmte Breuer von einem Flug im Zeppelin: „sensationell schön“. Mit gemächlichen 60 Stundenkilometern in 300 Metern Flughöhe dahingleiten – ein einmaliges Erlebnis. „Durch die großen Fenster bekommen Sie eine andere Sicht auf die Welt“, sagte er und vergaß auch nicht zu erwähnen, dass der Zeppelin am nächsten Wochenende ab Hangelar und am darauffolgenden Wochenende in Mönchengladbach unterwegs sei und dort auch für Publikumsfahrten zu buchen sei.

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