Die Geschichten der alten Häuser in Dahlem-Schmidtheim kann man bei einem Spaziergang erkunden. Sie sind auch online verfügbar.
DorfspaziergangSchmidtheim erzählt die Geschichten seiner alten Häuser

17 neue Adressen und die Geschichten der Häuser hat Renate Krumpen für den zweiten Dorfspaziergang recherchiert.
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Der historische Dorfspaziergang durch Schmidtheim wird immer umfangreicher. Renate Krumpen hat zu den im vergangenen Jahr vorgestellten 19 Adressen weitere 17 alte Häuser oder die Umbauten an der alten Adresse ausfindig gemacht. Schilder an der Fassade erklären jeweils die Historie.
Vor einigen Wochen fuhr Renate Krumpen nach Gemünd in eine dortige Betreutes-Wohnen-Senioreneinrichtung. Denn dort lebt eine 97 Jahre alte Frau, die bislang älteste Zeitzeugin, die Krumpen für ihr Lieblingsprojekt befragt hat. Die 69-Jährige kam mit der Seniorin, die wie sie aus Schmidtheim stammt, sofort ins Gespräch. Der Grund des Besuchs waren Krumpens Recherchen bei Zeitzeugen für die Erweiterung des Dorfspaziergangs. Dieser ermöglicht nun an 36 Adressen, die Geschichte des Ortes umfassend zu erfahren.
Schmidteimer wünschten die Erweiterung des Dorfspaziergangs
„Es waren Schmidtheimer, die mich nach dem ersten Dorfspaziergang mit 19 Adressen gefragt haben, warum denn ihr altes Häuschen nicht mit dabei sei“, so Krumpen. Welche mindestens 100 Jahre alte Adresse kann welche Geschichte erzählen? Das war also erneut Krumpens Ausgangsfrage. Beantwortet haben sie ihr für den neuen Dorfspaziergang Zeitzeugen und Hausbesitzer. Zudem hat sie Archive und alte Postkarten studiert. Darüber hinaus gibt es Zeichnungen der alten Häuser vom ehemaligen Ortsvorsteher Johann Müller aus dem Jahr 1983.
„Mir ging es bei den neuen Adressen vor allem um die Menschen, die in den Häusern gelebt haben, um gelebte Geschichte“, so Krumpen. Sie stammt selbst aus einer der ältesten Familien Schmidtheims. Um die 120 Krumpens leben im Ort. Die ersten der Krumpens verzeichnet das Taufregister der Pfarrkirche 1723.

Mit seinem „Krampe Huus“ ist Rolf Leyendecker vertreten.
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Der alte Hauspütz „Weyers Kell“ nahe der Bahnunterführung wurde einst als Trinkwasserreservoir und Löschwasserbecken genutzt.
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Nach viermonatiger Arbeit hat Renate Krumpen die Recherchen beendet. Tatkräftig unterstützt wurde sie von Rainer Theissen und Rolf Schwarz vom Arbeitskreis Kultur und Geschichte in der Gemeinde Dahlem. Der Bauhof half bei der Montage der auf Stahlplattenträgern befestigten, wetterfesten Infotafeln aus Alu-Dibond. Entstanden ist so, würde man alle weiterführenden Informationen zu den jeweiligen Adressen drucken lassen, die online nachzulesen sind, ein sicher mehr als 100 Seiten starkes Buch. „Es ist unfassbar, mit wie viel Eifer und Mühe sie das alles gemacht hat“, so Michaela van Lengerich von der IG Schmidtheim, bei der sich auch Renate Krumpen engagiert.
„Weyers Kell“ wurde einst zur Trinkwasserversorgung genutzt
Schon am Dorfplatz, dort, wo heute die „Villa Schmidtheim“ steht, hat Krumpen so Hausgeschichte recherchiert. „Das war das Haus Sieberath. Josef Sieberath war Elektriker, er hatte das erste Fahrrad in Schmidtheim“, so Krumpen. Sie deutet auf die Reproduktion einer alten Postkarte – eine Motivcollage mit Josef Sieberath, seinem nagelneuen Drahtesel und den Kumpels offenbar an einem Kneipentisch. Es gibt was zu feiern.
Folgt man vom Dorfplatz der Hauptstraße durch die Bahnunterführung, ist unmittelbar anschließend auf der rechten Straßenseite ein eingefasstes Wasserbecken. Es ist eine weitere Station: „Weyers Kell“, der einstige Hauspütz der Familie Weyer. „Hier habe ich 1976 mein erstes Auto gewaschen“, berichtet Krumpen schmunzelnd.
Das Wasserbecken wird von einer Quelle am Mühlenberg gespeist. Das Wasser laufe unter dem Bahndamm hindurch ins Becken, so Krumpen. Das hatte wie alle einstigen Hausbrunnen oder Quellen andere Aufgaben als die einer Autowaschanlage: Es diente als Trinkwasserreservoir. Die erste Leitung wurde erst 1903/04 verlegt, so Krumpen. Zudem dienten sie bei Bränden als Löschwasserbecken.
„Krampe Huus“ ist eine weitere Adresse an der Hauptstraße und so etwas wie die Urzelle der Krumpens, so die Hobbyhistorikerin zu dem 1810 erbauten Geburtshaus ihres Vaters. Heute gehört es Familie Lingscheidt. Rolf Lingscheidt gefällt die neue Hinweistafel zum alten Gebäude: „Das ist eine gute Idee, so erfahren die Schmidtheimer was über die Historie ihres Ortes.“
Zum Beispiel auch über das „Haus Breuer“, das etwa Ende der 1920er-Jahre erbaut wurde. Hier sei zwischen 1931 und 1965 die Poststelle von Schmidtheim gewesen, so Renate Krumpen. Sie hat gleich – die Gelegenheit bot sich ihr ja gerade – die komplette Historie der Post in Schmidtheim aufgeschrieben. Breuer war Postbeamter und habe sich jedenfalls um seinen Arbeitsplatz herum auch sein Wohnhaus gebaut, weiß Krumpen schmunzelnd zu berichten.
Die Informationen zu allen Häusern sind auf der Seite der IG Schmidtheim online abrufbar.