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Veranstaltungen retten„Eifeler Musikcafé“ bietet kostenlose Konzerte und braucht Helfer

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Ulrike Horwath und Thomas Grosskinsky lehnen an einer Theke und lächeln in Richtung Kamera.

Eine Frage vor den Konzerten ist für Ulrike Horwath und Thomas Grosskinsky beinahe Alltag: Sind genug Helfer da?

Ob die Initiative in Dahlem-Schmidtheim weiterhin Livemusik bei freiem Eintritt anbieten kann, ist vom Einsatz der Ehrenamtlichen abhängig. 

Das seit 13 Jahren bestehende „Eifeler Musikcafé“ in Schmidtheim hat große Probleme, Ehrenamtliche für den Thekendienst zu finden. Es steht zu befürchten, dass Veranstaltungen abgesagt werden müssen.

„Livemusik, kostenlos, für jedermann, regelmäßig.“ So beschreibt Thomas Grosskinsky den Spirit, mit dem das Musikcafé von Peter Struben gegründet wurde. Um die 40 Konzerte pro Jahr finden seitdem in der ehemaligen Gaststätte mitten in Schmidtheim statt – bis auf eine längere Sommerpause gibt's dort an jedem Samstag Musik. Doch seit einiger Zeit wächst die Gefahr, dass das in dieser Form nicht nur kreisweit einzige Angebot immer mal wieder die Türen schließen muss: Es fehlen die nötigen Helfer für den Thekendienst.

Tanz in den Mai und Open-Air im Sommer 2026 sind gestrichen

Bisher, so Ulrike Horwath, die mit Grosskinsky die Abteilung Musikcafé in der IG Schmidtheim leitet, habe man aus diesem Grund erst einmal, vor zwei Jahren eine Open-Air-Veranstaltung, absagen müssen. Ansonsten sei es immer noch mal gut gegangen. Auch wenn es zuweilen knapp ist, doch spätestens zwei Tage vor dem Konzerttermin haben sich bislang genug Kneipendiensthelfer gefunden. Doch fürs kommende Jahr mussten Horwath und Grosskinsky angesichts der immer häufigeren Last-Minute-Zusagen schon jetzt die Konsequenzen ziehen: 2026 sind der Tanz in den Mai und das sommerliche Open-Air gestrichen.

Blick in das „Eifeler Musikcafé“: Der Boden in der ehemaligen Gaststätte ist gefliest. Buntes Licht aus Scheinwerfern leuchtet darauf. Im Raum befinden sich zwei Stehtische.

Die kleine Bühnennische bietet nur Solisten Platz, Bands spielen davor. Die Einbuchtung war einmal der Durchgang zur Pizzeria nebenan.

Eine Außenansicht, des „Eifeler Musikcafés“ in Schmidtheim, davor steht eine Klapptafel, auf der für das nächste Event geworben wird.

Seit 2013 besteht das „Eifeler Musikcafé“ in Schmidtheim, das mittlerweile weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt ist.

Dabei stehen offiziell 22 Namen auf der Liste derjenigen, die die beiden Veranstalter anfragen können, wenn sie Unterstützung an der Theke brauchen. Mindestens zwei sollten es für einen Konzertabend wie am Samstag sein. Doch offenbar finden sich nicht nur auf dieser Liste, sondern auch unter den 380 Adressen der Newsletter-Empfänger kaum noch Freiwillige, die mithelfen wollen – trotz der per Mail und auch in den Veranstaltungen immer wieder öffentlich gemachten Hilfeaufrufen.

Konzerte sind gut besucht, es fehlt aber an ehrenamtlicher Unterstützung

Die Schwierigkeiten haben nach Einschätzung der beiden von der IG Schmidtheim mit dem Ende der Corona-Zwangspause begonnen. Gründonnerstag 2022 habe man das Musikcafé damals wiedereröffnet. Vorher habe es keine Probleme gegeben, Thekenhelfer zu finden. Das änderte sich seitdem. Während der Pandemie haben sich – das Phänomen haben viele ehrenamtliche Vereine und Institutionen festgestellt – manche andere Hobbys und Interessen ausgesucht. Für das Helferteam des Musikcafés waren sie verloren. Selbst Glühweinabende, mit denen die Veranstalter auch um Unterstützung warben, blieben am Ende erfolglos. „Dafür kamen noch mehr Besucher zu den Konzerten“, so Ulrike Horwath.

Es kann zudem sein, dass ausgerechnet die, für die das Konzertangebot eigentlich gedacht ist, es nicht als für sie gemacht empfinden. Die Vermutung wollen Horwath und Grosskinsky nicht laut äußern, aber die Herkunft der Konzertbesucher legt es doch nahe: Die Musikfans kommen aus dem gesamten Kreisgebiet, aus den Nachbarkreisen, auch aus Köln – von dort sogar einer der Helfer. Die Mehrheit aber kommt nicht aus Schmidtheim selbst. Unklar ist, ob das vielleicht auch an der Programmauswahl liegen könnte. Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht.

Musikcafé finanziert sich aus Getränkeverkauf und Spenden

Kurzfristig zumindest sind bis Mitte November die nächsten Konzerttermine helfermäßig wohl gesichert, davon gehen Grosskinsky und Horwath jedenfalls derzeit aus. Auch für das Konzert von Männer von Flake am 14. November. Dann dürfte es voll werden in der einstigen Kneipe: Zu dem Auftritt der in der Region bekannten Rockklassiker-Coverband aus Bad Münstereifel erwartet Grosskinsky sogar an die 100 Gäste.

Egal, wer in Schmidtheim auftritt: Der Eintritt ist frei. Das Musikcafé will eine Bühne bieten gleichermaßen für Semiprofis oder Amateure, die die Chance für einen Auftritt beim Miniformat „Der freie Stuhl“ nutzen. Es geht ja nicht ums Geld – noch nicht jedenfalls: Das Musikcafé finanziert sich aus dem Getränkeverkauf, den Mitgliedsbeiträgen für die betreibende IG Schmidtheim und Spenden. Bisher hat das funktioniert. Die Musikergage kommt aus dem Hut.

Letztlich habe man eben die Probleme, die viele Vereine gerade haben, so Thomas Grosskinsky. „Es gibt bei uns zwar was zu tun, aber dafür auch garantiert gute Stimmung. Und frei trinken versteht sich fürs Thekenteam ja sowieso.“ Der Putzdienst gehört am Morgen danach übrigens nicht zu den Aufgaben des Helferteams. Den übernimmt eine von der IG Schmidtheim bezahlte Reinigungsfachkraft.

Das nächste Livekonzert im Eifeler Musikcafé findet am Freitag, 11. Oktober, statt. Ragged Four spielen Rockklassiker der 1960er- bis 80er-Jahre. Einlass ab 19 Uhr. Wer das Team des Musikcafés unterstützen will, kann sich bei Ulrike Horwath per E-Mail melden. Das Programm des Musikcafés wird auf der Homepage veröffentlicht.