30 Künstler und Akteure gewährten bei der 17. Euskirchener Kulturnacht den mehr als 1000 Besuchern einen Einblick in ihr Repertoire.
17. KulturnachtProgrammvielfalt von Pole-Dance bis zum Blechbläserquintett in Euskirchen

Artistisch und anmutig verzauberte das Pole-Dance-Duo sein Publikum in der Aula der Geschwister-Graf-Gesamtschule.
Copyright: Cedric Arndt
Schon eine Stunde, bevor die Bühnen der 17. Kulturnacht in Euskirchen für das bereits von Vorfreude ergriffene Publikum geöffnet wurden, bildeten sich vor den teilnehmenden Geschäften und Institutionen lange Schlangen. Zum wiederholten Male wurden die Programmhefte studiert und geeignete Wege im Kopf abgelaufen, um möglichst schnell auch die nächsten Ziele erreichen zu können. Und diese Planung erwies sich schon früh am Abend als überaus hilfreich.
Wer sich kurzentschlossen nur wenige Minuten vor den Auftritten der zahlreichen Akteure an einem Spielort einfand, musste insbesondere bei den kleineren Sälen aufgrund der bereits vollen Sitzreihen bis zur nächsten Vorführung vertröstet werden. „Ich musste meinen Plan jetzt schon zwei Mal neu ordnen, weil schon alles voll war und das noch, bevor ich überhaupt einen einzigen Künstler gesehen habe“, berichtete Volker Meyer lachend, der sich seine gute Laune von diesem Umstand jedoch nicht trüben ließ: „Dann geht es für mich jetzt doch zuerst ins Stadttheater. Wenn ich da keinen Platz kriege, fall ich vom Glauben ab.“
Besucher pendeln zwischen den 15 Kulturnacht-Stationen durch Euskirchen
Tatsächlich schlenderten am Samstagabend mehr als 1000 Besucher zwischen den Bühnen der Euskirchener Kulturnacht hin und her und durften sich über ein erneut buntes und abwechslungsreiches Programm freuen. An insgesamt 15 Stationen präsentierten 30 Solokünstler, Duos, Theatergruppen, Bands, Comedians, Artisten und viele weitere Akteure einen kurzweiligen Einblick in ihr Repertoire.
Auch wer zu Beginn nicht seine zuvor ausgewählten Favoriten zu sehen bekam, sollte dazu im Verlauf des Abends noch ausreichend Gelegenheit haben. Jede Aufführung dauerte wie bei der Kulturnacht üblich nur 20 Minuten, bevor eine ebenso lange Pause den Besucherinnen und Besuchern genügend Zeit ließ, den Veranstaltungsort zu wechseln.

Klassischen Blues und leichtfüßigen Jazz boten „Röser und Bönsch“ im Schuhhaus Lange.
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In ihrem Zorb-Ball faszinierte Terisa Martin mit Artistik und Lichterspiel im Alten Rathaus.
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Selbst wer sich den Spaziergang durch die Innenstadt sparen wollte, konnte sich an jeder Bühne über zwei verschiedene Ensembles freuen, die im Wechsel um die Gunst ihres Publikums wetteiferten. „Wir haben heute Abend schon einige Meter gemacht und gönnen uns jetzt mal eine kurze Pause“, berichtete Frederike Wissel. „Langweilig wird das ganz sicher trotzdem nicht, denn nach dem ganz tollen Auftritt der Flamenco-Band kommen als nächstes zwei Tänzerinnen auf die Bühne und das wird sicher auch großartig.“
Diese Hoffnung sollte sich nur wenige Minuten später tatsächlich erfüllen. Denn das Duo „Pole on Stage“ sorgte mit seiner anmutigen Artistik und den „Variationen am Lollipop“, wie die Pole-Dance-Stange mit rundem Aufsatz genannt wird, regelmäßig für begeisterte Ausrufe in der Aula der Geschwister-Graf-Gesamtschule.
Theater, Comedy – und zwischendurch ein Klangschalenkonzert
Über die gesamte Innenstadt verteilt drangen immer wieder Musikfetzen oder das Lachen des Publikums bis auf die Straßen, die in diesen Momenten wie leergefegt wirkten. Nur kurze Zeit später strömten dann mehr als 1000 Gäste durcheinander, um ihr nächstes Highlight nicht zu verpassen. „Wir haben uns zu Hause ziemlich schnell einigen können, was wir heute gerne sehen wollen, da wir beide viel Freude an Comedy haben“, berichtete Monika Langen. „Wir kennen zwar noch keinen der Künstler und haben auch ihre Programme noch nicht gesehen, aber genau dafür eignet sich das Konzept der Kulturnacht sehr gut, um überall mal reinschnuppern zu können“, fügte Ehemann Bernd Langen hinzu.

Dass Fußball lustig sein kann, bewies Uwe Spinder bei seinem Auftritt im AOK-Konferenzraum.
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Die Zeiteinteilung zwischen Auftritten und Pausen, die für die meisten Besucher wie die Eheleute Langen den großen Vorteil bot, die gesamte Bandbreite der Kulturnacht sehen zu können, stellte einige Akteure hingegen vor eine besondere Herausforderung.
Im „Raum für Yoga“ hatte es sich beispielsweise Patricia Esch mit ihren Bühnenpartnern Kathrin Magno und Lutz Wiesner zur Aufgabe gemacht, mit einem Klangschalenkonzert dem Publikum Ruhe und Entspannung zu bieten. Innerhalb von 20 Minuten keine leichte Aufgabe. „So kurz bevor es losgeht, bin ich auch selbst noch ziemlich aufgeregt. Aber sobald der erste Gongschlag zu hören ist, weiß ich aus Erfahrung, dass ich schnell loslassen und entspannen kann und diese Ruhe wollen wir auch auf unsere Gäste übertragen“, erklärte Patricia Esch.
Euskirchener Kirchen wurden am Samstag zu Konzertsälen
Dass diese ersehnte Auszeit vom stressigen Alltag auch auf humorvolle Weise erlangt werden kann, zeigte sie im Wechsel mit dem Konzert bei ihrem augenzwinkernden Streitgespräch mit dem Titel „Gemeinsam gackern, aber achtsam.“ „Oft hilft es schon, vieles nicht zu ernst zu nehmen. Darum nehmen wir auch unseren eigenen Beruf gerne auf die Schippe und auch das kann schon sehr befreiend sein.“

Eine der 15 Stationen war die evangelische Kirche: Dort präsentierten Clemens Gottwald (2.v.r.) und seine Band „Prisma“ ihrem Publikum ihr gleichnamiges Debut-Album.
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Schön entspannt ging es nach einem kurzen Ortswechsel zum imposanten Konzert des Blechbläserquintetts der Düsseldorfer Symphoniker in der Herz-Jesu-Kirche oder zur Lesung von Joshua Clausnitzer unter dem Motto „Wer schreibt denn sowas“. Theaterfreunde kamen dank des Vereins „Vorhang auf“ aus Arloff-Kirspenich im Schuhhaus Lange auf ihre Kosten, während Stephan Graf von Bothmer im Stadttheater mit seiner „Show zum Gesundlachen“ die Lachmuskeln seiner Zuschauer strapazierte.
In der Schulmensa des Emil-Fischer-Gymnasiums kamen sogar Alphörner des Trios Alpcologne zum Einsatz und eine eindrucksvolle Lichtershow absolvierte Terisa Martin im Alten Rathaus – komplett in einem sogenannten mit Luft gefüllten „Zorb-Ball“ stehend.
„Es ist bunt, es ist lustig und ich ärgere mich schon fast, dass ich nicht noch mehr Zeit habe, um alles sehen zu können“, schwärmte Kalle Neumann, während er sein Programmheft nach dem nächsten Highlight durchstöbert. „Für mich ist das hier in Euskirchen die erste Kulturnacht, aber ganz sicher nicht die letzte. Nächstes Mal werde ich mir auf jeden Fall schon vorher eine Reihenfolge überlegen, denn jetzt grade bin ich von dem Angebot fast ein wenig überfordert. Trotzdem hat alles, was ich bisher gesehen habe richtig viel Spaß gemacht.“