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EinweihungSchmidtheim hat eine Kita mit eigenem Wald

4 min
Eine Gruppe Männer und Frauen schaut sich die neuen Räume an, einige sitzen auf der Kinderstühlen.

Hatten wir in unserer Kindheit solche Räume? Eine eher rhetorische Frage nicht nur für Bürgermeister Jan Lembach (r.), Kita-Leiterin Barbara Hutter (5.v.l.) und Adam Fray von der Eugebau (l.) bei der Besichtigung.

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit ist die neue  Kita „Schmeddemer Wichtelnest“ in Dahlem-Schmidtheim eingeweiht worden.  

Diese Kita hat sogar einen eigenen Wald: Zum neuen dreigruppigen „Schmeddemer Wichtelnest“ gehört ein 1500 Quadratmeter großer Baumbestand. Auch ein Novum für den Kita-Träger, die Gemeinde Dahlem. Jetzt wurde die rund 3,5 Millionen Euro teure Betreuungseinrichtung für die Jüngsten nach eineinhalbjähriger Bauzeit eingeweiht.

Zum Start bevölkern zunächst 23 Kinder in zwei Gruppen das „Wichtelnest“, das dank überraschend hohem Zuzug junger Familien in den vergangenen Jahren zu gut zwei Dritteln mit Schmidtheimer Kindern gefüllt wird. Leiterin ist Barbara Hütter, die sechs Mitarbeitende hat.

Sie werden bis zu 50 Kinder betreuen. Die Kita ist für drei Gruppen ausgelegt. Für bis zu zehn Kinder in der „Krabbelgruppe“ der U2-Jährigen und zwei Gruppen mit jeweils maximal 20 Kindern bis zum Einschulungsalter.

Vor den Gebäuden der neuen Kita, die Pultdächer haben steht ein Klettergerüst mit Rutsche.

Ein schickes Pultdach-Design hat die neue Kita in Schmidtheim, erbaut als Public Private Partnership-Modell zwischen Gemeinde und Eugebau..

Der Neubau komplettiert die mittelfristige Kita-Planung der Gemeinde Dahlem. Am 4. August hat das „Wichtelnest“ den Betrieb aufgenommen, das die schon bestehende zweigruppige Kita in der Nachbarschaft ergänzt. Für beide Kitas werden künftig aus der großen Küche im Neubau die Mittagessen gekocht und zur Nachbarschaft ausgeliefert.

In der Küche wie in den Gruppenräumen, vor allem dem großen Turn- und Spielraum, dessen Längswand zum Kita-Flur teilbar ist, um Platz für Veranstaltungen zu schaffen, dominieren helle und hohe Räume. Auf einer Bruttogrundfläche von 791 Quadratmetern wurden modulartig hintereinander drei Bauelemente gesetzt, die dem Platzbedarf für je eine Kita-Gruppe entsprechen.

Auch Ladesäulen für E-Autos sind geplant

Große Fensterflächen zum Außenbereich, innen jeweils eine Küchenzeile, angegliedert ein Ruhe- und Schlafraum mit nach neuestem Standard geformten kindgerechten großen Ruhekörbchen – das zeichnet das Raumkonzept aus. Zur „Waldseite“ kommt ein gemeinsamer „Matschraum“ hinzu. Noch nicht fertiggestellt sind zwölf Pkw-Stellplätze. Auf dem Parkplatz wird es auch zwei Ladesäulen für Elektroautos geben.

Gerade fertig geworden ist hingegen der kräftig grün leuchtende Rollrasen rund um die Kita. Für die „Schmeddemer Wichtel“ heißt es jetzt: zum Spielen freigegeben. Im „Wichtelnest“ selbst wirkt alles großzügig dimensioniert mit viel Platz zum Toben und Lernen. Davon zeigte sich auch Dahlems Bürgermeister Jan Lembach bei der öffentlichen Vorstellung des Neubaus beeindruckt.

Dafür haben wir an die Eugebau die übliche, rund 30-prozentige öffentliche Förderung der Baukosten weitergereicht
Bürgermeister Jan Lembach

Entstanden ist er in eineinhalb Jahren in Public Private Partnership, einem Bau- und Kostenbeteiligungsmodell zwischen der Gemeinde Dahlem und der Euskirchener Baugesellschaft Eugebau. Die Idee dahinter: Die Eugebau bleibt Besitzer, überlässt der Gemeinde aber die Räumlichkeiten zur Kita-Nutzung mietfrei für 20 Jahre.

„Dafür haben wir an die Eugebau die übliche, rund 30-prozentige öffentliche Förderung der Baukosten weitergereicht“, so Bürgermeister Lembach. Die Gemeinde selbst bezahlte die komplette Innenausstattung und die Außenspielgeräte. Für Möbel, Küchen, Turn- und Spielgeräte sowie die Erstausstattung, etwa an Bastelmaterial und Geschirr, fallen nach derzeitigem Stand um die 250.000 Euro an, so Fachbereichsleiter Fabian Koch.

Im Vorfeld hatte es Ärger gegeben

Seitens der Eugebau wurden – die Schlussrechnungen liegen aber noch nicht vor – an die 3,2 Millionen Euro investiert, so Projektleiter Adam Fray. Es ist das glückliche Ende eines zunächst nicht unumstrittenen Bauvorhabens. Denn die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte 2022 die Kommunalaufsicht bei der Kreisverwaltung eingeschaltet.

Die Fraktion kritisierte, dass die Beschlüsse zur Direktvergabe an einen Investor ohne vorherige Information der Öffentlichkeit und Beratungspflicht im Gemeinderat veranlasst worden sei, was gegen das Gesetz der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit gemäß des Haushaltgrundsatzgesetzes verstoße.

Durch eine Glaskuppel in der Decke fällt Licht in den Flur.

Eine Glaskuppel ist der Blickfang im Kitaflur.

Die Beanstandung blieb folgenlos. Drei Jahre später hat sich die Eugebau spendabel gezeigt. Die Euskirchener bezahlen die drei neuen Wickeltische im „Wichtelnest“, die, selbstverständlich den neuesten Normen entsprechend, einen mittleren vierstelligen Betrag kosten. Pro Tisch, versteht sich.

Für den Bauträger ist die Schmidtheimer Kita nicht das erste Projekt dieser Art. Ähnlich sehen Kitas in Wüschheim und in Jüchen im Kreis Düren aus, wo sich Rat und Verwaltung aus Dahlem auch vor Ort informiert hatten. In Schmidtheim ist eine Kita entstanden, deren Wärme- und Stromversorgung sich komplett aus regenerativen Energien speist.

Auf dem Dach ist eine Windturbine installiert

Auf den drei Pultdächern, die teilweise begrünt sind, befinden sich Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von 22 Kilowattpeak. Auf dem mittleren Dach zudem eine Windturbine mit 1,4 Kilowattpeak. Ein Batteriespeicher mit einer Kapazität von 24 Kilowatt/Stunde soll den selbsterzeugten Strom speichern und so den Bedarf aus dem öffentlichen Netz minimieren.

Für die Wärmeversorgung sorgt eine Wärmepumpe mit einer Leistung von 28 kW, die über fünf jeweils 100 Meter tiefe Geothermiebohrungen erschlossen wird. Insgesamt ist die Kita rund 3000 Quadratmeter groß: Neben der 904 Quadratmeter großen Freispielfläche kommt der rund 1500 Quadratmeter große Wald dazu, der noch erweitert werden könnte.

Wie der größte Teil des Wäldchens gehört auch ein Nachbargrundstück mit Baumbestand der Gemeinde. Und weil sich die Gemeinde Dahlem in der zu Ende gehenden Wahlperiode nach Meinung des Bürgermeisters zur „grünen Gemeinde“ entwickelt habe, hat man aus der Vorschlagsliste für die Fassadenschmuckfarbe nicht Rot, Orange oder Weiß, sondern Grün gewählt.

Das passe zu den 21 Windkraftenergiestandorten, den PV-Flächen auf bis zu 100 Hektar und den zwei Batteriespeicherwerken (eins davon ist in Bau), ist Lembach überzeugt. Recht hat er auf jeden Fall mit etwas anderem: „Einen Kindergarten mit eigenem Wald – das gibt es in der Stadt nicht!“