Gesundheitsgefahr durch DüngungHäufig Probleme mit Magen und Darm

Lesezeit 3 Minuten

Dahlem – Seit 25 Jahren ist Dr. Dieter Hodecker schon Landarzt in Dahlem. Der gebürtige Mannheimer hat sich in dieser Zeit nicht nur an die mitunter raue Eifel gewöhnt, sondern auch an deren Einwohner. „Ich habe meist drei Generationen einer Familie zu betreuen“, erzählte er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. In einer landwirtschaftlich geprägten Gegend wie der Gemeinde Dahlem interessiert sich der Allgemeinmediziner natürlich immer auch für die Lebensumstände seiner Patienten.

Wobei wir beim Thema Gülle wären, mit dem sich Hodecker kritisch auseinandergesetzt hat. Er behauptet, dass einige Leute aus seinem Patientenkreis immer dann von Magen-Darm-Erkrankungen befallen werden, wenn in deren Nachbarschaft Gülle ausgefahren wurde. „Bei einer Familie ist das ganz extrem, weil dort bis an die Grundstücksgrenze gedüngt wird“, berichtete der Arzt.

Als er den Zusammenhang zwischen dem Ausbringen von Gülle und auffällig häufigen Magen-Darm-Erkrankungen bei einer Versammlung in Dahlem öffentlich machte, löste er bei den Vertretern der örtlichen Bauernschaft Gelächter aus. Die Landwirte nahmen die Ausführungen des Mediziners nicht ernst. „Ich habe diese Beobachtungen seit Beginn meiner Tätigkeit in Dahlem gemacht“, versicherte Hodecker.

Er hat auch eine Erklärung, warum die Leute krank werden, wenn in der näheren Umgebung tierische Ausscheidungen auf Äckern und Wiesen verteilt werden: „Wenn die Gülle mit einem Fass ausgefahren und über Prallteller verteilt wird, entsteht ein Aerosol, ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen und einem Gas. In Kurorten wird dies Verfahren mit Salz zum Beispiel in Salinen genutzt, um einen heilenden Effekt zu erzielen.“

Durch die Prallteller, die eine Feinverteilung der Gülle verursachen, gelangten pathogene, also krankmachende Keime in die Luft. Bei den Betroffenen komme es in der Regel zu Durchfall und Erbrechen. Weitergehende gesundheitliche Schäden gingen damit nicht einher, so Hodecker. Ein Misthaufen, der ja auch zu großen Teilen aus tierischem Kot und Urin bestehe, sei dagegen völlig harmlos. „Man riecht zwar etwas, aber die Keime gelangen nicht in die Luft“, so der Arzt.

Er ist überzeugt davon, dass mit Gülle zusammenhängende Magen-Darm-Erkrankungen nicht mehr auftreten, wenn die Landwirte auf die moderne, wenn auch wesentlich teurere Schleppschlauchtechnik umstellen. Die meisten Landwirte in der Dahlemer Ecke arbeiten noch mit Güllefass und Prallteller – eine Art der Düngung, die im Nachbarland Holland nicht mehr erlaubt, in Deutschland aber noch bis 2020 zulässig ist.

Die Zeiten haben sich geändert

„Wir haben es ja nicht mehr mit der gleichen Landwirtschaft zu tun wie vor 30 Jahren“, gibt Dieter Hodecker zu bedenken. Die Tiere bekämen anderes Futter und stünden oft nur noch im Stall statt auf der Weide. Von nicht näher definierten Futterzusätzen und Antibiotika ganz zu schweigen.

In einem Artikel der Wochenzeitung „Die Zeit“ bestätigt Monika Krüger, Direktorin des Instituts für Bakteriologie und Mykologie an der Uni Leipzig, Hodeckers Einschätzung. „Wenn eine Kuh Gras abfrisst und auf das gleiche Feld kackt, dann passt die Gülle zum Boden. Unsere Kühe aber fressen Soja aus Südamerika. Da entsteht schlichtweg die falsche Gülle für den hiesigen Boden.“ Die Ernährung mit Kraftfutter statt Gras und Heu ist für Krüger auch ein Hauptgrund für die Vermehrung von pathogenen Keimen wie beispielsweise Ehec.

„Es wäre einigen meiner Patienten immerhin schon geholfen, wenn die Gülle in Zukunft nur noch mit der modernen Technik ausgebracht würde“, sagte Hodecker abschließend.

KStA abonnieren