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Wider das KneipensterbenIm Gasthaus Krumpen bleiben die Lichter an

Lesezeit 4 Minuten

Ab dem kommenden Samstag ist Dana Varga (M.) Pächterin im Gasthaus von Gisela und Friedel Krumpen.

Dahlem-Schmidtheim – Es ist das Ende einer Ära im Gasthaus Krumpen gegenüber dem Bahnhof: Nach 45 Jahren übergeben Gisela und Friedel Krumpen am Samstag, 29. Juni, ihre Gastwirtschaft an Dana und Marcel Varga.

Die vierte Generation wird damit die letzte sein. Am Samstag wird Gisela Krumpen noch für ein paar Stunden am Zapfhahn stehen oder in die Küche eilen, um das servierbereite Essen für ihre Gäste zu holen. Es ist ihr letzter Arbeitstag – und das Ende einer Familientradition.

Nach 45 Jahren ist genug genug

Ein Grund zur Wehmut? Die 69-jährige Gastronomin winkt ab. Sie wirkt zufrieden, ein bisschen erleichtert: „Ich habe immer alles gerne gemacht, ob hinter der Theke oder in der Küche.“ Fast 70 Jahre sei sie jetzt alt, ihr Mann Friedel 73. Nach 45 Jahren als Inhaber des Gasthauses hätten sie entschieden: Genug ist genug.

Das Gasthaus Krumpen ist eine Institution in Schmidtheim. Seit 130 Jahren ist es an der Adresse in Familienbesitz. Das Gebäude ist 1889 von Johann Dick gebaut und ein Jahr später eröffnet worden. Genauer ist es schon seine zweite Gastwirtschaft gewesen, nun mit einigen „Fremdenzimmern“. Die erste Kneipe hat sich vis à vis im Bahnhof befunden. „Die Schmidtheimer nannten die Gastwirtschaft deshalb über Jahrzehnte nur ’a Dicks’“, erinnert sich Friedel Krumpen. Der Hausname ist bis zu seinem Vater Rudolf Krumpen, die dritte Inhabergeneration, weitergetragen worden.

Nur noch vier von zehn Gasthäusern übrig

Bis zu zehn Gasthäuser hat es mal in Schmidtheim gegeben, heute sind einschließlich der Restauration an der Dahlemer Binz noch vier Adressen übrig. Mit dem „Eifeler Musikcafé“, das zwar nur zu Konzerten öffnet, gehört auch eine im Umkreis bekannte Adresse dazu. Für einen 1500-Einwohner-Ort ist das mittlerweile eine gute Marge.

Denn andernorts kommen Inhaberwechsel wie bei den Krumpens nicht zustande. Kneipensterben mangels Betriebsnachfolger ist an der Tagesordnung. In der Familie hat sich das auch so abgezeichnet: Die Tochter des Ehepaars wollte den elterlichen Schankbetrieb mit Restaurant nicht übernehmen. Also haben sich die Wirtsleute frühzeitig auf die Suche gemacht, um die Räume erstmals in der Familiengeschichte zu verpachten.

Seit August vergangenen Jahres ist Dana Varga aus Schmidtheim zuerst als Aushilfe an die neue Aufgabe herangeführt worden. Die 28-jährige gelernte Krankenpflegerin hat die Arbeit im Krumpenschen Betrieb mit dem 80 Sitzplätze großen Sälchen, dem gemütlichen Kaminzimmer und der Küche kennengelernt. Und sie kennt mittlerweile die gut 50 Prozent an Stammgästen, wie Friedel Krumpen es vorsichtig schätzt.

Auch die Aktiven der Kegelclubs auf der vollautomatischen Kegelbahn der Gastwirtschaft, die Mitglieder verschiedener Schmidtheimer Vereine wie der Ortsgruppe des Eifelvereins, der Löschgruppe oder des Schock-Clubs dürften so nicht überrascht sein.

Samstag ist Abschiedstag

Am Samstag ab 12 Uhr machen Gisela und Friedel Krumpen den Wechsel am Abschiedstag für ihre Gäste offiziell. „Wir werden das Gasthaus zumindest in der Anfangszeit so weiter führen wie bisher“, versichert Dana Varga. Sie und ihr Ehemann Marcel werden sich auch einen Ruhetag gönnen: Mittwochs bleibt die Gaststätte zu. Eine solche Auszeit ist bei Gisela und Friedel Krumpen in den Anfangszeiten vor über 40 Jahren zunächst nicht eingeplant worden – es ist einfach zu viel zu tun gewesen. Erst später haben sie sich an einem Tag in der Woche frei genommen.

In der Gastronomie zu arbeiten bedeutet Dienst, wenn andere Feierabend oder Urlaub haben. Und an Feiertagen. „Das schreckt uns nicht ab“, sagt Dana Varga. Ihr Mann Marcel wird ihr zur Hand gehen. Er ist weiterhin berufstätig, wie es auch Friedel Krumpen gewesen ist. „Nur so rechnet sich eine Gaststätte heute noch“, weiß Krumpen aus Erfahrung.

„Nur das anbieten, was auch geht!“

Bei der Vorstellung der „Neuen“ am Samstag, die zugleich das Ende der Familientradition bedeutet, wird es das „eine oder andere Freibier“ geben, kündigt Friedel Krumpen an – gute Ratschläge von ihm und Ehefrau Gisela dagegen nicht. Krumpens haben alle Gasträume vor einem Jahr neu gestrichen, das Haus ist bestellt. Und Gisela Krumpen hat Dana Varga längst die entscheidenden Tipps gegeben – etwa zur gutbürgerlichen Menü-Auswahl auf der Speisekarte: „Nur das anbieten, was auch geht!“

Und am Tag danach? „Wir werden in Urlaub fahren. Mit der gesamten Familie“, freut sich Gisela Krumpen. Und nach der Rückkehr werde er an die gewohnte Adresse gerne zurückkehren, ist Ehemann Friedel überzeugt: „Als Gast. In Schmidtheim werde ich nur hier ein Bier trinken!“