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KreispokalIm Frauenfußball im Kreis Euskirchen gibt es ein Finale ohne Halbfinals

Lesezeit 4 Minuten
Kommerns Rechtsaußen Lisann Wassong (M.) trifft auf Erfthöhens Julia Wassong.

Im Pokal 2024 trafen vor neun Monaten Kommern und Erfthöhen im Viertelfinale aufeinander. Kommern gewann 7:0.

Zülpich und Füssenich-Geich haben die Halbfinals abgesagt, Erfthöhen und Kommern stehen im Endspiel. Der Fußballkreis überdenkt den Wettbewerb.

SG Erfthöhen – TuS Zülpich Nichtantritt Gast; VfL Kommern – TB-SV Füssenich-Geich Nichtantritt Gast. Stell dir vor, es ist Halbfinale, und keiner geht hin. So oder ähnlich könnte man das formulieren, was diese Woche im Fußballkreispokal der Frauen passiert ist. Beide Halbfinalspiele wurden abgesagt. Jeweils die Heimmannschaft zieht kampflos ins Finale ein, das am Mittwoch, 18. Juni, dem Abend vor Fronleichnam, auf dem Rasenplatz des TB-SV Füssenich-Geich ausgetragen wird.

Bereits Anfang der Woche hatte der TuS Zülpich mitgeteilt, dass er nicht bei der SG Erfthöhen antreten wird. Das Spiel sollte am Dienstagabend in Nettersheim stattfinden. Wie die Zülpicher angeben, lag ein Fair-Play-Gedanke dahinter. Da Trainer Christof Hilgers schon seit längerem weiß, dass ihm am Finaltermin zu wenige Spielerinnen zur Verfügung stehen werden, hat Zülpich beschlossen, bereits das Halbfinale nicht auszutragen. Denn sonst hätte durchaus die Möglichkeit bestanden, dass man gewinnt und dann das Endspiel absagen müsste.

Die SG Erfthöhen steht im Finale, ohne eine Minute gespielt zu haben

Der Termin für das Finale habe erst sehr spät festgestanden, sodass einige Spielerinnen bereits Urlaub gebucht hatten. Wieder andere Zülpicherinnen wären aus beruflichen Gründen verhindert gewesen, argumentierte Hilgers.

Im Umkehrschluss heißt das auch, dass die SG Erfthöhen in das Kreispokalfinale einzieht, ohne eine Minute im Wettbewerb gespielt zu haben. Von den acht Frauenteams im Kreis Euskirchen sind nur sieben spielberechtigt, weil Kommern zwei Mannschaften stellt. Da der SV Mutscheid nicht gemeldet hat, sind nur sechs Klubs im Wettbewerb vertreten. Im Viertelfinale hatten also zwei Teams jeweils ein Freilos – in dem Fall die SG Erfthöhen und der TuS Zülpich. Durch den Zülpicher Verzicht zieht Erfthöhen kampflos ins Endspiel ein.

Füssenich-Geich hat mit Personalproblemen zu kämpfen

„Es fühlt sich etwas seltsam an, aber wir nehmen auch gerne ein Pokalfinale, ohne vorher ein Spiel gespielt zu haben“, sagt Erfthöhens Trainer Markus Lingscheid. Er lobte das Verhalten des TuS Zülpich als „superfair“. Allerdings gesteht er auch: „Es gibt nichts Schöneres im Fußball als ein Derby gegen Zülpich vor vielen Zuschauern.“

Am Donnerstag wurde dann auch das zweite Halbfinale in Kommern abgesagt. Der TB-SV Füssenich-Geich hatte schon in der Meisterschaft mit argen Personalproblemen zu kämpfen, die sich beim Abschlusstraining am Mittwoch noch verstärkten. „Zu den sieben Verletzten kommen diese Woche auch noch Studienreisen oder Urlaub dazu. Im Training am Mittwoch mussten drei früher aufhören“, berichtete Trainer Axel Sendscheid.

Füssenich-Geich verzichtet freiwillig auf ein mögliches „Finale dahoam“

Er habe sich umgehend bei Kommerns Trainer Sascha Wagner gemeldet, der mit seinem Team über eine Spielverlegung gesprochen hat. „Wir haben es versucht. Aber wir haben keinen Termin gefunden, an dem wir uns nicht geschwächt hätten. Das tut mir für die Mädels von Axel auch leid“, sagt Wagner. Der entgegnet: „Kommern trifft hier keine Schuld, wenn überhaupt, sind wir schuld.“

Der TB-SV Füssenich-Geich verzichtet mit der Absage freiwillig auf die Möglichkeit zum „Finale dahoam“, das bei einem Einzug der Gastgeberinnen ins Endspiel auch das Abschiedsspiel von Sendscheid als Trainer gewesen wäre.

Fußballkreis Euskirchen will den Kreispokal überdenken

Sascha Wagner findet die kurzfristige Absage „doof“, weil man mit vielen Zuschauern in Kommern gerechnet und auch alles vorbereitet habe: „Ich finde es aber auch für den Frauenfußball schade, denn man freut sich ja auf ein solches Spiel.“ Kommern hat nun bis zum Finale kein Pflichtspiel mehr, Erfthöhens Saison geht bis zum 15. Juni.

Generell solle man über die Pokalrunde in der kommenden Saison noch einmal nachdenken, sagte Wagner. Der Zeitpunkt für die Austragung in der Endphase der Saison, in der viele Teams mit Verletzungen zu kämpfen haben, sei nicht der beste. Eine konkrete Idee habe er nicht, aber es sei sowohl denkbar, die drei Runden an einem Wochenende auszutragen, als auch die drei Runden über die komplette Saison zu strecken. Die Mannschaften könnten nichts dafür, dass es nur so wenige gibt.

Überdenken wird der Fußballkreis Euskirchen den Frauenpokal tatsächlich, teilt Vorsitzende Doris Mager auf Anfrage mit. Die nun eingetretene Situation sei „total unbefriedigend“. Bis hin zum Verzicht auf den Kreispokal sei alles möglich. „Wir möchten den Frauen neben der Meisterschaft eine weitere Bühne bieten, sich zu präsentieren. Wenn es aber nicht angenommen wird, müssen wir entscheiden, wie es weitergeht“, so Mager.