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MotorsportRennfahrer aus Stotzheim erlebt ein unvergessliches RCN-Rennen – Vater auf Malle

4 min
Reiner und Yannick Habeth grinsen neben einem Rennauto. Reiner Habeth fasst an den vorderen Reifen des Fahrzeugs. Yannick Habeth kniet daneben und hält Werkzeug.

Vater-Sohn-Duo: Reiner (l.) und Yannick Habeth wollen am 28. September erstmals gemeinsam ein RCN-Rennen absolvieren.

Schon nach 40 Rennrunden stand Yannick Habeth auf dem Podest. Sein Vater Reiner funkte ihm vom Strand auf Mallorca aus Tipps.

Während Yannick auf der Nordschleife seinem größten Erfolg entgegenrast, sonnt sich Vater Reiner Habeth am Strand von Mallorca. Und dennoch ist der 53-Jährige in diesem Moment ganz nah bei seinem Sohn. Sozusagen als Stimme im Kopf. „Er hat sich übers Handy in den Funk eingeschaltet und mir ein paar Tipps gegeben, weil er die Rundenzeiten und technischen Daten live sehen konnte“, sagt Yannick Habeth.

Der Stotzheimer fährt seine erste RCN-Saison und belegte beim jüngsten Rennen den dritten Platz. „Ich wusste gar nicht, dass ich so weit vorne bin. Das hat mir erst mein Vater vom Strand aus gesagt. Danach musste er mich erstmal beruhigen“, so der 26-Jährige. Die letzten Runden seien mental anstrengend gewesen. Jedes noch so kleine Geräusch in seinem BMW E36 habe sich nach einem technischen Defekt angehört.

Doch es war nur Einbildung – der Podestplatz allerdings nicht. Für den jungen Stotzheimer, der nach eigenen Angaben erst gut 40 Runden auf der Nordschleife am Nürburgring absolviert hat, ein unvergesslicher Erfolg. Wohl auch aufgrund der Begleitumstände.

Yannick und Reiner Habeth planen ein gemeinsames Rennen

Dass Yannick Habeth Benzin im Blut hat, kommt nicht von ungefähr. Sein Vater fuhr für die SFG Schönau mit Manfred Cunzemann schon um den VLN-Titel mit, hat jahrzehntelange Rennerfahrung auf dem Ring gesammelt. Was aber bisher nicht geklappt hat: ein Rennen mit seinem Sohn zu fahren. Das soll sich am 28. September ändern. Dafür wird in der kleinen Garage in Stotzheim fleißig geschraubt und am Setup getüftelt.

Bei den Habeths ist viel Marke Eigenbau. Der Grund: die Kosten. Etwa 15.000 Euro kostet laut Yannick Habeth eine RCN-Saison. Damit habe er mit Abstand das geringste Budget, sagt der Stotzheimer. „Früher konntest du mit gebrauchten Reifen noch gewinnen. Heute geht das nicht mehr“, sagt sein Vater Reiner.

Drei Rennautos fahren auf der Strecke des Nürburgrings.

Fuhr schon VLN: Reiner Habeth in einem BMW.

Motorsport sei teurer und professioneller geworden, Breitensport und Profisport verschwimmen. Private Teams kämpfen mit hohen Startgeldern und Materialkosten, während große Rennställe mit üppigen Budgets dominieren. „Es ist wie im Fußball. Da schießt Geld Tore, beim Rennsport ist Geld meist gleich Geschwindigkeit“, so Reiner Habeth.

Besonders stolz ist der Vater darauf, wie präzise sein Sohn sein Auto spürt. „Wenn der Reifendruck hinten rechts nicht passt, merkt er das sofort.“ Viele Anpassungen am Fahrzeug entstanden aus Improvisation und Kreativität. Aufgrund des eingeschränkten Budgets musste getüftelt werden. Kleine Umbauten machten den Wagen konkurrenzfähig. „Das Auto war vorher unruhiger, aber nach dem Umbau lief es viel besser“, so Reiner Habeth.

Vater und Sohn tüfteln an Rennauto

Abgeschlossen sind die Arbeiten aber noch nicht. Einen Lüftungsschlitz am BMW mit der Startnummer 452 sucht man derzeit vergeblich. „Es wird dadurch schnell bis zu 50 Grad warm in der Kiste“, sagt der 26-Jährige. Beim BMW seines Vaters, der in der Garage nur zwei Meter entfernt steht, gibt es den Lüftungsschlitz. Inklusive Insektenschutz, damit nicht plötzlich eine Biene oder Fliege als nerviger Beifahrer dabei ist.

Dafür fehlt bei dem BMW mit der auffälligen hellblau-orangenen Lackierung von Reiner Habeth etwas Entscheidendes: der Motor. Der soll aber wieder eingebaut werden. „Ich habe in den vergangenen Jahren so viel gearbeitet. Jetzt soll auch das Hobby wieder im Fokus stehen“, sagt der 53-Jährige, der sich noch an seine Anfänge erinnert: Nach vielen Jahren auf dem Kart folgte der Umstieg auf einen Golf I samt dem Wechsel von Kerpen auf den Nürburgring.

Ohne Hilfe von Freunden und Sponsoren wären wir keinen Meter gefahren.
Reiner Habeth, Rennfahrer

„Wir waren beliebt bei den Zuschauern, ehrgeizig auf der Strecke – so machten wir uns einen Namen“, so Reiner Habeth mit einem Augenzwinkern: „Ohne Hilfe von Freunden und Sponsoren wären wir keinen Meter gefahren.“

Daran habe sich in all den Jahren nichts geändert, sagt Yannick Habeth. Auch heute noch müssten ziemlich viele Klinken geputzt werden, um Sponsorengelder oder Ersatzteile zu genieren. Und das Team sei nach wie vor ein mehr oder weniger reiner Familienbetrieb. „Sogar mein 77 Jahre alter Opa hilft mit, schreibt Zeiten auf, ist in der Box aktiv“, berichtet der Stotzheimer.

Auch beim ersten gemeinsamen Vater-Sohn-Rennen wird der Senior dabei sein. Und Vater Reiner hat sich etwas vorgenommen: Sollte das Duo auch in der kommenden RCN-Saison an den Start gehen, soll der Sommerurlaub um den Rennkalender geplant werden. Sich noch einmal vom Strand in den Funk einwählen, statt in der Boxengasse zu stehen, will er so vermeiden wie einen Plattfuß.