Einfamilienhaus in Euskirchen19 Hunde nach Brand ins Tierheim gebracht

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Euskirchen – „Es gibt Menschen, die würden sich für ihre eigenen Tiere umbringen.“ Wenig Verständnis hatte Kreisveterinär Dr. Jochen Weins für eine 40-Jährige aus Elsig, deren Wohnhaus in der Elsiger Straße vergangenen Donnerstagmittag brannte. Die Frau, so Weins weiter, lebe dort mit mehreren Tieren unter einem Dach und sei mehrfach in das brennende Haus gerannt, weil sie ihre Hunde habe retten wollen. Polizei und Feuerwehr hätten sie schließlich daran gehindert.

Gegen 15 Uhr war Kreisveterinär Weins selbst am Brandort. Die Adresse war für ihn nicht unbekannt. Wie er dieser Zeitung sagte, habe es in den letzten Jahren mehrmals jährlich Besuche des Kreisveterinäramts gegeben. „Wegen Problemen, wie zum Beispiel Beschwerden von Nachbarn“, sagte Weins.

Ihm war bekannt, dass die Frau mehrere Hunde hielt. „Wir haben schon mehrfach über Hundehaltung gesprochen. Auch haben wir ihr empfohlen, sich von einigen zu trennen, oder angeordnet, die Rüden zu kastrieren, damit sich die Tiere nicht unkontrolliert fortpflanzen.“ Laut Weins waren die Tiere waren aber alle in einem absolut gesunden Zustand, geimpft und gut genährt.

Die Frau kam während des Einsatzes von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst mit leichteren Verletzungen ins Krankenhaus. Währenddessen kümmerte sich Weins zusammen mit Helfern des Tierheims aus Mechernich um die Hunde. Mit zwei Transportern brachten sie diese nach Mechernich. Wie Weins sagte, konnten alle Hunde ohne Blessuren aus dem brennenden haus gerettet werden.

„Sie liefen teils frei auf dem Gelände. Die Hunde waren sehr verängstigt und durcheinander, aber keineswegs aggressiv.“ Ein Bekannter der Hundebesitzerin habe schließlich geholfen, die letzten Tiere mit Namen zuzuordnen und sie einzufangen. „Der junge Mann kannte die Tiere. Sie hatten Vertrauen zu ihm. Ein glücklicher Umstand für uns. Die Tiere wollten immer wieder ins Haus laufen“, so Weins. Er zählte 15 Hunde und vier Welpen, die erst wenige Wochen alt sind.

Der junge Mann half Weins im Tierheim, das Rudel so zu sortieren, dass es keine Konflikte unter den Tieren gab. „Nicht in jeder Konstellation waren die Tieren kompatibel“, so der Veterinär.

Die Hunde sind seit Donnerstag im Mechernicher Tierheim. „Wir sind förmlich explodiert“, sagte Steffi Grützemann, seit gut einem Jahr Leiterin des Tierheims. Bis vor wenigen Wochen kümmerte sie sich nur um zwei eigene Hunde. Inzwischen sind es insgesamt 38 Hunde, davon zwölf Pensionshunde. Hinzu kommen noch 20 Katzen und weitere Groß- und Kleintiere. „Wir platzen aus allen Nähten“, so Grützemann.

Die neuen Hunde sind laut Weins immer noch im Besitz der Frau aus Elsig, die diese zwischenzeitlich auch im Tierheim besuchte. „Zwei Hunde wurden zur Vermittlung freigeben“, so Weins: „Unser Ziel ist, die jetzige Situation zum Anlass zu nehmen, der Frau vielleicht einen größeren Schwung an Tieren abzunehmen.“ Aber das alles sei derzeit noch völlig unklar.

Weins: „Dies hängt auch von äußeren Umständen ab. Zum Beispiel davon, wo sie demnächst wohnen wird und wie viel Platz sie dann hat. In einer Zweizimmer-Wohnung lassen sich ja keine 15 Hunde halten.“ Jemandem Tiere einfach wegzunehmen, dafür fehle einer Behörde oftmals die rechtliche Grundlage.

Die Hunde, die im Moment allesamt putzmunter sind, werden nun von den Tierheim-Helfern versorgt. Aber Unterstützung wäre sehr willkommen. „Wir brauchen dringend Leinen, Halsbänder, Futter und Spielzeuge. Die Tiere sind alle gut sozialisiert. Auch Hundespielzeug wäre gut“, sagte Tierheim-Leiterin Grützemann. Außerdem könne man Unterstützung durch Tierfreunde gebrauchen, die mit den Hunden spazieren gingen.

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