Protest gegen Krieg in Ukraine3000 Schüler ziehen im Sternenmarsch durch Euskirchen

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Gegen die Einbahnstraße marschierten die jungen Demonstranten auf der Wilhelmstraße. Von dort aus ging es weiter in Richtung Erftstadion.

Gegen die Einbahnstraße marschierten die jungen Demonstranten auf der Wilhelmstraße. Von dort aus ging es weiter in Richtung Erftstadion.

Euskirchen – Es war eine musikalische Playlist, die sich Wladimir Putin so wohl nicht zusammenstellen würde: Wind of Change von den Scorpions, Freiheit von Marius Müller-Westernhagen, One Love von Bob Marley und Imagine von John Lennon. Songs, die den etwa 3000 Schülerinnen und Schülern im Euskirchener Erftstadion aus der Seele sprachen.

Die Leiter der weiterführenden Schulen aus der Kreisstadt, die Marienschule, das Emil-Fischer-Gymnasium, die Kaplan-Kellermann-Realschule und die Gesamtschule hatten am Dienstag einen Friedensmarsch organisiert. Nach Angaben der Schulleiter schlossen sich bis auf wenige Ausnahmen alle Schüler an. Und so wurde der Protest gegen den Krieg in der Ukraine zu einer der größten Demonstrationen, die je in Euskirchen stattgefunden hat.

Nicht alle Autofahrer waren mit der Behinderung einverstanden.

Nicht alle Autofahrer waren mit der Behinderung einverstanden.

Die Schüler hatten Schilder und Plakate gemalt und gebastelt – eindeutige Botschaft: Ja zum Frieden, nein zum Krieg. Und die Schüler zogen Aufmerksamkeit auf sich. Allein schon, weil sie auf dem Weg ins Erftstadion den Verkehr behinderten. So marschierten die knapp 1000 Marienschüler über den Europa-Kreisel die Wilhelmstraße entgegen der Einbahnstraße in Richtung Erftstadion. Immer begleitet und abgesichert von der Polizei, da die Demonstration als Sternmarsch bei der Polizei angemeldet worden war.

Autofahrer motzte wegen Behinderungen

Nicht überall zeigten sich die Verkehrsteilnehmer mit der kurzen Beeinträchtigung einverstanden. An der Emil-Fischer-Straße beschwerte sich ein Autofahrer durchaus massiv darüber, dass er warten musste. So massiv, dass der Lehrer der Marienschule, der mithilfe einer Warnweste als Ordner gekennzeichnet war, das „Gespräch“ beendete und den Autofahrer an die Polizei verwies.

Symbolträchtiges Bild am Europakreisel: Marienschüler auf dem Weg zur Schlusskundgebung.

Symbolträchtiges Bild am Europakreisel: Marienschüler auf dem Weg zur Schlusskundgebung.

Die Schüler ließen sich von dem Disput nicht beeinflussen und zogen über die Nordstraße weiter in Richtung Erftstadion. Dort trafen nach und nach auch die drei anderen Schülerschaften ein. Als letztes kamen die Teilnehmer des Emil-Fischer-Gymnasiums (EFG). „Das war eine Punktlandung“, sagte der stellvertretende Leiter des EFG und Initiator des Friedensmarsches, Wolfram Ferber, schmunzelnd. Er sei erfahrener Wanderer und habe das genau im Gefühl gehabt. Die Schüler des EFG hätten eigentlich nur über den Schulhof gehen müssen und wären im Erftstadion gewesen. Damit aber auch sie Teil des Sternenmarsches waren, hatte sich Ferber eine Strecke rund um den „EFG-Block“ ausgesucht.

Auch vom Regen ließen sich die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in Euskirchen nicht vom Demonstrieren abhalten.

Auch vom Regen ließen sich die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in Euskirchen nicht vom Demonstrieren abhalten.

Thomas Müller, Leiter der Gesamtschule und Sprecher der weiterführerenden Schulen, spornte die Schüler zu einem lauten Schrei im Erftstadion an. Die Schüler ließen sich nicht zweimal bitten und brachten lautstark ihren Protest gegen den Krieg in der Ukraine zum Ausdruck. „Das war ein Zeichen, das sich hören lassen konnte“, lobte Müller.

Mit Plakaten und Schildern bekundeten die Schüler des Emil-Fischer-Gymnasiums ihre Meinung.

Mit Plakaten und Schildern bekundeten die Schüler des Emil-Fischer-Gymnasiums ihre Meinung.

Und es wurde noch lauter: Die Schüler skandierten „Ja, zum Frieden – Nein, zum Krieg“. Leise wurde es auch danach nicht im Erftstadion. Statt einer Schweigeminute gab es einen sogenannten Ehrenapplaus der Schülerinnen und Schüler für die Opfer des Kriegs in der Ukraine, aber auch für alle anderen Kriege in der Welt.

„Das ist das beeindruckendste Bild, das ich je im Erftstadion gesehen habe“, sagte Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt. Er appellierte an die Schüler, sich niemals mit Krieg und Elend auf der Welt abzufinden, sondern aufzustehen und demonstrieren. „Bleibt so, wie ihr seid“, sagte Reichelt.

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Annika Rix ist Schülersprecherin an der Marienschule. Der Krieg in der Ukraine gehöre zum schulischen Alltag. „Die Geste, die wir gemeinsam senden, ist wundervoll“, sagte sie. Natürlich könne man streiten, ob man mit einer Demonstration den Krieg beenden könne. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, so die Schülerin. Auch der Chef der Marienschule, Michael Mombaur, war stolz: „Bei Sonnenschein kann jeder demonstrieren. Wir machen es im Regen.“

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