„Heimisch“ und „Querfeldeifel“Gleich zweie neue Lokaleröffnungen für Heimbach

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Das künftige "Querfeldeifel".

Das künftige "Querfeldeifel".

Heimbach – Es rührt sich was in der Heimbacher Gastronomieszene. Nachdem bereits im Vorjahr das Bistro-Café „Heimisch“ seine Türen für die Gäste geöffnet hat, steht nun auch zwei Häuser weiter das „Querfeldeifel“ kurz vor der Eröffnung. Beide Betriebe wollen mit innovativen Konzepten und einem frischen Ansatz ihre Gäste überzeugen und auf ganz eigene Art und Weise einen Anlaufpunkt bieten.

Mitten in der Corona-Zeit, im Mai 2021, eröffnete Ilias Gahlings sein Lokal „Heimisch“. Der Ladeneingang an der Hengebachstraße ist geschlossen, das Lokal öffnet sich auf der Rückseite zur Kirche hin, wo eine Terrasse bei gutem Wetter zum Sitzen einlädt.

Saisonale Waren, Vernetzung mit anderen Gastronomen

Zwei Schwerpunkte hat das Konzept des „Heimisch“, mit dem Gahlings das NRW-Gründerstipendium bekommen und beim Gründerpreis 2022 in der Kategorie Gastro unter den ersten zehn Betrieben landen konnte. Der erste Schwerpunkt beinhaltet die Vernetzung mit anderen Gastronomen, eventuell eine eigene Getränkeherstellung. „Unsere Vision ist die von einer nachhaltigen Gastronomie, die sich selbst versorgt“, erläutert er.

Die Nachhaltigkeit ist die zweite Säule von Gahlings Konzept. Das beinhaltet lokale und saisonale Waren, die Vermeidung von Abfall und die Resteverwertung über das Netzwerk „To good to go“. Auch soziales Engagement gehört für ihn dazu.

Fünf Jahre lang mit Greencard in den USA

Gahlings ist gebürtiger Heimbacher und in der Gastronomie groß geworden. Sein Vater hat das griechische Restaurant am Kreisverkehr. Zuerst sei es sein Traum gewesen, das Restaurant zu übernehmen, doch dann habe er gemerkt, wie hart die Branche sei, erzählt er. Fünf Jahre verbrachte er mit einer Greencard, die er gewonnen hatte, in den USA und begann sofort in der Systemgastronomie zu arbeiten. Hier erwachte seine Liebe zum Kaffee. Denn der eigentliche Clou des „Heimisch“ ist die Röstung des eigenen Kaffees. „Ich hatte vorher keinen Kaffee getrunken, aber dort hat der so phänomenal gut geschmeckt, dass ich mich zum Barista habe ausbilden lassen“, berichtet Gahlings.

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Den eigenen Kaffee röstet Ilias Gahligs in seinem Bistro-Café 'Heimisch'.

„Kaffee ist ein tolles Produkt“, befindet er. Er lege Wert auf säurearme Sorten. Die würden so geröstet, dass keine Probleme entstünden. Milch und Zucker hätten darin nichts zu suchen, „dann schmeckt man nichts, das ist keine Wertschätzung für das Produkt“, betont er. Kaffeebohnen seien wie Menschen, jede Bohne sei unterschiedlich.

Handgeröstete Sorten im Lager des „Heimisch“

Verschiedene Sorten stehen im Lager des „Heimisch“. Mit einem kleinen Röstapparat werden jeweils Portionen von zwei Kilo handgeröstet, die dann gelagert werden. Erst dann werden die Bohnen gemischt und abgepackt. „Es kommen oft im Sommer Leute, die den Kaffee haben wollen“, so Gahlings. Auch online können die Kaffeepakete bestellt werden. Liebevoll ist das alte Haus restauriert, das auch Räume für geschlossene Gesellschaften und in Zukunft auch Miet-Arbeitsmöglichkeiten bieten soll.

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Liebevoll wird der Rohkaffee im Lager behandelt.

Je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet, ist das Haus Schiffmann, in dem Roman Schelhas sein „Querfeldeifel“ einrichtet, der direkte Nachbar des „Heimisch“ – oder es liegt zwei Häuser daneben. Schelhas geht mit einem völlig anderen Ansatz an sein Projekt als sein Kollege. Seine Klientel sind vor allem Fahrradfahrer und Radreisende, die in der Eifel unterwegs sind.

Heimbach: Pension und Gastronomie

Vier verschiedene Bereiche hat Schelhas für sein Projekt definiert. Im ersten Stock wird eine Pension eingerichtet, im Erdgeschoss die Gastronomie. Der Clou ist eine Fahrradwerkstatt, die in dem ehemaligen Pferdestall untergebracht wird. Zudem soll auch eine Vermietung von E-Bikes aufgebaut werden, die auch auf andere Standorte ausgeweitet werden soll.

Viel Renovierungsarbeit steckt in dem ehemaligen Haus Schiffmann, in dem Roman Schelhas das „Querfeldeifel“ eröffnen will.

Viel Renovierungsarbeit steckt in dem ehemaligen Haus Schiffmann, in dem Roman Schelhas das „Querfeldeifel“ eröffnen will.

Seit 2008 ist Schelhas, der gelernter Kfz-Mechaniker ist, in der Fahrradbranche tätig. Er arbeitete im größten Fahrradladen von Essen, dem „Planet of Bikes“. 2013 übernahm er dann die Serviceleitung im Giant Store in Düsseldorf, dem ersten Flagshipstore des weltweit größten Faltradherstellers. Gebürtig stammt er aus Essen. „In die Eifel gebracht hat mich meine Frau“, erzählt er. Nach Düsseldorf zu fahren, sei dann nicht mehr gegangen, der Plan sei schließlich gewesen, hier etwas Neues aufzubauen.

Gravelbikestrecken für Kreis Düren

Dabei blieb Schelhas seiner Branche treu. Für den Kreis Düren hat er bereits vier Gravelbikestrecken ausgearbeitet, die zwischen 26 und 104 Kilometer lang sind. Dazu gesellt sich nun das „Querfeldeifel“. Im September vergangenen Jahres wurden die Verhandlungen mit der Krischer-Stiftung abgeschlossen, im November der Vertrag unterzeichnet.

Haus Schiffmann

Alter Herd bleibt

Im Jahr 1905 ist das Haus Schiffmann in der Hengebachstraße erbaut worden. Das Haus war lange im Besitz der Familie, jetziger Eigentümer ist die Krischer-Stiftung. Laut Peter Cremer, Vorsitzender des Geschichtsvereins Heimbach, war beim Bau eine Postkutschenstation vorgesehen, in der die Pferde gewechselt werden konnten, wie an dem Innenhof mit dem großen Portal und dem Pferdestall noch zu sehen ist.

Die Hausherrin Nelly Schiffmann führte hier bis vor rund 15 Jahren ihr Lokal. Bekannt war sie dafür, dass sie immer auf ihrem alten Holzherd kochte und buk. Der Herd existiert immer noch, er wird der zentrale Punkt der Kuchentheke im „Querfeldeifel“ bleiben. (sev)

Mittlerweile neigen sich die langwierigen Umbauarbeiten dem Ende entgegen. So viel wie möglich vom alten Charme des Hauses – wie etwa die alten Treppen oder der Fliesenboden – sollte erhalten bleiben. Die Einrichtung besteht vor allem aus Gebrauchtmöbeln, deren Funktion geändert wurde. So sind die Tische des Biergartens aus einer ehemaligen Bowlingbahn entstanden. Dieser Biergarten ist auf der anderen Straßenseite angelegt worden, wo eine Freifläche bislang vor allem den Heimbacher Hunden als Toilette diente.

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Noch haben die Bauarbeiter das Kommando in dem alten Gebäude. Doch im Gastraum ist bereits zu erkennen, wie es werden soll. In den nächsten Wochen soll das „Querfeldeifel“ in Betrieb gehen. Schelhas kommt es vor allem auf Gemeinsamkeit an. „Es darf nicht jeder für sich arbeiten, wir haben in Heimbach genug Touristen für alle“, sagt er. Mit dem benachbarten „Heimisch“ verbinde ihn die Betonung der regionalen Küche und bewussten Ernährung.

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