„Auf dem Büchel“Quadratmeter in Blumenthaler Baugebiet kostet mehr als 50 Euro

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Zum „Hönninger Weg“ und damit zur Zufahrt des Baugebietes soll der Feldweg oberhalb von Blumenthal werden.

Zum „Hönninger Weg“ und damit zur Zufahrt des Baugebietes soll der Feldweg oberhalb von Blumenthal werden.

Hellenthal-Blumenthal – Papier ist bekanntlich geduldig – auch solches, das für die Darstellung von Bebauungsplänen verwendet wird. So kann es vorkommen, dass die angedachte Straßenführung in der Realität zu Komplikationen führt – was beim Entwurf zum Bauabschnitt 2 und 3 des Baugebiets „Auf dem Büchel“ in Blumenthal der Fall ist. „Wir haben hier eine besondere topographische Situation“, so Gregor Kammers vom Ingenieurbüro Gotthardt und Knipper bei der Vorstellung der Pläne zum Ausbau im Bauausschuss.

Die Zufahrt zu den Grundstücken, der geplante „Hönninger Weg“, bildet mit einem Felsgrat sozusagen die Mittelachse des Geländes. Westlich davon fällt der Bauabschnitt 2 mit der geplanten Straße „Am Gericht“ in Richtung Blumenthal ab, östlich der Bauabschnitt 3 mit der Straße, die „Am Haspelsrott“ heißen soll, in Richtung Kammerwald. Diese Straßen sind als Rundfahrt konzipiert,das an den Enden wieder an den „Hönninger Weg“ angebunden sein wird. Dazu ist ein Stichweg geplant, der an „Am Gericht“ anschließt.

Kanal bis 5,50 Meter tief

Doch diese auf dem Papier so schlicht aussehende Konzeption hat ihre Tücken, wie Kammers darlegte. Die Straße „Am Gericht“ wird, so wie sie im Bebauungsplan beschlossen wurde, aufgrund der Geländetopographie zwei Steilstellen mit einmal elf und einmal zwölf Prozent Steigung aufweisen, die Stichstraße eine Steilstelle mit zwölf Prozent Steigung. Noch aufwendiger werde es in der Straße „Am Haspelsrott“ mit satten 18 Prozent Steigung. „Wir haben so geplant, dass die Steigung hier auf zwölf Prozent verringert wird“, erläuterte Kammers. Barrierefreiheit sei jedoch nicht gegeben. „Das ist so in den Höhenlagen der Eifel“, sagte Kammers.

Entsprechend wird auch der Bau der Kanalisation eine Herausforderung sein. Da die Stichstraße „Am Gericht“ in die geplante Entwässerungsrichtung ansteigt, muss der Kanal, damit das Wasser tatsächlich abfließt, bis zu 5,50 Meter tief in die Erde gegraben werden. In „Am Haspelsrott“ seien es immer noch 3,90 Meter, so Kammers. Eine Entwässerung in Richtung Bundesstraße sei nicht möglich, da der dort verlaufende Kanal und der Wassersammler nicht ausreichend dimensioniert seien, ergänzte Markus Rodenbüsch, Leiter des Bauamtes.

Werner Wamser (SPD) regte zur Kostenersparnis an, auf den aufwendigen Bau der Steilstelle „Am Haspelsrott“ zu verzichten und stattdessen zwei Stichstraßen mit Wendehammer zu bauen. „Ich bin kein Freund von Rundfahrten“, betonte er. „Das wäre verkehrstechnisch ein Vorteil“, bestätigte Bürgermeister Rudolf Westerburg. Allerdings sei dafür eine Bebauungsplanänderung notwendig, machte Kammers deutlich.

Vergleich mit anderen Gemeinden

Auch die Frage der Preise, die für die neuen Grundstücke verlangt werden könnten, wurde angesprochen. So sorgte sich Armin Holzem (CDU), ob es angesichts des aufwendigen Ausbaus möglich sei, die Grundstücke zu einem zu hohen Preis zu vermarkten. „Die Grundstücke werden so teuer, dass wir sie nicht veräußern können“, warnte er. Rodenbüsch widersprach. Er hatte eine Aufstellung vorgelegt, bei der er angesichts der zu erwartenden Erschließungskosten von rund 1,68 Millionen Euro im zweiten Bauabschnitt einen Grundstückspreis von 51,38 Euro pro Quadratmeter ermittelt hat.

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„Die Interessenten waren nicht erschreckt, als ich im Gespräch einen Grundstückspreis von rund 55 Euro geschätzt hatte“, berichtete er. Das sei angesichts von Grundstückspreisen über 80 Euro pro Quadratmeter, die in anderen Gemeinden verlangt würden, zu vertreten, so Westerburg. „Das ist den Leuten egal, die haben schon den Bauantrag in der Schublade liegen“, ergänzte Katharina Mahlstedt vom Bauamt der Gemeinde.

Um die Planung fortsetzen zu können, entschied der Ausschuss, dem Rat die weitere Beauftragung der Ingenieursleistungen zu empfehlen. Der mögliche Verzicht auf die Steilstrecke soll untersucht werden. Darüber hinaus beschloss der Ausschuss, den zweiten und dritten Bauabschnitt gleichzeitig in Angriff zu nehmen.

Der Bau-Boom erreicht Hellenthal

Das Baugebiet oberhalb der Alten Schule von Blumenthal hat lange im Dornröschenschlaf gelegen. Doch mittlerweile hat der allgemeine Bauboom auch die Gemeinde Hellenthal erreicht. Von den Grundstücken des ersten Bauabschnitts sei mittlerweile keines mehr verfügbar, so Katharina Mahlstedt.

Auch der zweite Bauabschnitt stoße auf großes Interesse, berichtete sie: „Montags mache ich nichts anderes als wegen des Büchels zu telefonieren.“ Die Interessenten würden am Wochenende in die Eifel fahren und am folgenden Tag wegen möglicher Grundstücke telefonieren. „Das Verhalten der Interessenten hat sich geändert“, bestätigte Kammers. Mittlerweile würden Bauwillige ein Fertighaus im Internet kaufen und dann ein passendes Grundstück suchen.

61 Grundstücke stehen im zweiten Bauabschnitt zur Vermarktung an, davon sind 41 in Gemeindebesitz. Davon seien 16 bereits reserviert, informierte Mahlstedt. Der erste Bauabschnitt sei mittlerweile komplett vermarktet, allerdings sei es möglich, dass ein Grundstück zurückgegeben werde.

Der dritte Bauabschnitt fügt nach der Ursprungsplanung noch einmal 26 Grundstücke hinzu, davon 20 in Gemeindebesitz. Neben den 1,68 Millionen Euro für die Erschließung des zweiten Abschnittes seien für den dritten Bauabschnitt Kosten in Höhe von rund 620 000 Euro zu erwarten, bei gleichzeitigem Ausbau der beiden Abschnitte Kosten von 2,3 Millionen Euro, teilte Rodenbüsch mit. (sev)

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