Abo

Im NeubaugebietIn Blumenthal kommt der Nikolaus mit dem Traktor

3 min
Ein mit Lichterketten geschmückter Trecker zieht einen Anhänger, auf dem der Nikolaus sitzt.

Auf dem Anhänger wurde der Nikolaus alias Klaus Schneider ins Neubaugebiet gefahren.

Nicht nur die Kinder hatten Spaß, als der Nikolaus samt Kirche durchs Blumenthaler Neubaugebiet fuhr. 

Mühsam tuckerte der alte, mit Lichterketten hübsch geschmückte Deutz-Trecker den Berg von Blumenthal hoch. Er zog hinter sich einen Anhänger, auf den eine kleine, stilisierte Holzkirche montiert war. Und vor der saß der Nikolaus. Fasziniert strömten die Kinder zu dem weißbärtigen Mann, als er von der Bank gestiegen war. Aus dem großen Buch, neben dem Krummstab eines der Hauptutensilien so eines Nikolauses, las er den Kindern vor, wer er denn eigentlich sei, bevor er jedem Kind ein Geschenk gab.

Dass das die Kinder erfreute, verwundert nicht – doch genauso war der Nikolaus-Zug eine Freude für die Erwachsenen, die das Geschehen verfolgten. Denn diese Aktion war etwas mehr als nur ein normaler Nikolausbesuch, hier wächst Gemeinschaft. Egal, ob Tradition oder Brauchtum, es braucht immer einen, der damit anfängt. Im Neubaugebiet in Blumenthal waren es Udo Hergarten und Barbara Wirtz, die die Initiative ergriffen haben. Denn Eifeler Lebensart muss ihren Platz finden, wo sich auch Neu-Eifeler einfinden, die vielleicht noch nicht so genau wissen, wie das hierzulande funktioniert.

Durch die Nikolausfeier sollen die Blumenthaler sich kennenlernen

Denn einfach nebeneinander her vor sich hinwohnen, wie das vielleicht in der Stadt geht, ist in der Eifel nicht angesagt. Das dachte sich Hergarten, als er vor etwa zwei Jahren aus Udenbreth ins neugebaute Haus in Blumenthal zog. „Ich wollte, dass sich alle kennenlernen“, berichtete er davon, wie die Idee für das Neubaugebiet entstand, wegen der sich rund 100 Erwachsene und Kindern in der Dunkelheit des Vor-Nikolausabends auf der Straße am Gericht versammeln.

Udo Hergarten und Barbara Wirtz (l.) stehen nebeneinander, Hergarten trägt eine Nikolausmütze. .

Das Fest organisierten Udo Hergarten und Barbara Wirtz.

Für den Besuch des Nikolaus sei das gerade richtig, da sich viele Familien mit Kindern dort angesiedelt haben, so Hergarten: „Da sind viele Städter dabei, die kennen so etwas nicht.“ Vor zwei Jahren habe er zum ersten Mal seine Nachbarn zum Nikolausfest eingeladen, um sie kennenzulernen. Rund 30 seien gekommen.

Wir wollen die Kinder zu Weihnachten ohne Kommerz einladen.
Udo Hergarten

Im vergangenen Jahr seien es bereits rund 80 gewesen, und jetzt habe es sich unter den Freunden und Verwandten herumgesprochen. „Ich konnte nur gewinnen, aber das nimmt schon Dimensionen an“, so Hergarten. Bereits früher habe er viele Kinder- und Jugendveranstaltungen organisiert. So hat er seinen Anspruch: „Wir wollen die Kinder zu Weihnachten ohne Kommerz einladen“, erklärte Hergarten.

Also Weihnachtsstimmung pur. Für die Rolle des Nikolaus hat er Klaus Schneider gewinnen können. Der Kirchbau zu Blumenthal – also die kleine Version für den Anhänger – hat zwei Samstage in Anspruch genommen. Für die Kinder sind Tüten als kleine Nikolaus-Geschenke vorbereitet worden, für die Erwachsenen Glühwein und Tee. Logisch: Alles wurde in Eigenregie gemacht.

„Wir haben zwei erwachsene Söhne und abgemacht, dass wir uns nichts schenken: Das Geld ist hierfür besser angebracht“, sagte Hergarten. Doch nicht nur Neubürger kamen zu dem kleinen Fest. „Wir wohnen seit 30 Jahren hier, früher im letzten Haus von Blumenthal“, berichtete Marliese Schopen, die mit Nachbarin Gertrudis Ludwig mit dabei war. Sie finde die Aktion toll, denn so könne sich eine Gemeinschaft entwickeln. „Meine Kinder fangen jetzt auch an, hier zu bauen“, sagte sie.

Auch Ludwig zeigte sich begeistert von dem Fest. „Hier sind viele verschiedene Leute hergezogen, aus Krefeld und Neuss, die zur Arbeit in die Städte fahren und sich sonst nicht kennenlernen würden“, sagte sie. „Die finden hier eine neue Heimat“, ergänzte Schopen. Hier habe sich eine gute Mischung aus Alt und Jung entwickelt, so Ludwig. Sie freute sich über das Nikolausfest: „Dass es so etwas noch geben kann, einfach unverfälscht und schön.“