ÜbernahmeChinesen kaufen Gölz-Holding

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Geräte zum Bohren und Sägen entwickelt, produziert und verkauft das Unternehmen Gölz weltweit.

Geräte zum Bohren und Sägen entwickelt, produziert und verkauft das Unternehmen Gölz weltweit.

Hellenthal-Blumenthal – Die Weichen für die Übernahme der Gölz-Holding GmbH durch die Eastern Sea International Holding Group CO Ltd., Hongkong, sind gestellt.

Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten die Unternehmensleitungen kürzlich. Eastern Sea übernimmt damit 100 Prozent an Gölz.

Übernahmekosten bleiben geheim

Der Abschluss der Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Behörden. Zu den finanziellen Transaktionen wurde Stillschweigen vereinbart. Gölz entwickelt, produziert und verkauft weltweit Maschinen und Diamantwerkzeuge, insbesondere Geräte zum Bohren und Sägen von Stahlbeton in der Bauindustrie.

Neben den Bohr- und Schneidgeräten hat sich Gölz einen Namen mit der Entwicklung von Schlammfilterpressen zum Recycling von in der Bauindustrie anfallendem Betonschlamm gemacht.

1946 gründete Siegfried Gölz eine Einzelfirma, die sich vornehmlich mit Holzeinschlag und Holzhandel befasste. Ab 1949 begann eine Kooperation mit dem Motorsägen-Hersteller Stihl.

1968 wurden in Hellenthal die ersten Kanalkernbohrgeräte für Hausanschlüsse im Kanalbau mit einem Stihl-2-Takt-Motor entwickelt und produziert. Mit dem KB300 ist das Unternehmen Gölz bis heute Marktführer.

Mit der Übernahme der Firma Schütte-Maschinen aus Düsseldorf 1981 erweiterte sich das Spektrum um Fugenschneider, Steintrennmaschinen und Betonbearbeitungsgeräte.

1981 entstand eine Vertriebs-tochterfirma in Österreich, 1986 auch in Großbritannien. Im Jahr 1982 begann Gölz mit der eigenen Entwicklung und Produktion von Bohrsegmenten und Diamantbohrkronen.

1987 wurde die Entwicklung und Produktion von Diamantwerkzeugen nach Übernahme der Firma TTS nach Salzburg in Österreich verlagert.

Das Jahr 1989 war geprägt von der Übergabe des Vertriebs an ein Tochterunternehmen, dem weltweit eine Vielzahl weiterer Firmentöchter in Belgien, Frankreich, Jordanien, Australien und USA folgten. (fa)

Eastern Sea produziert und entwickelt in China Maschinen und Diamantwerkzeuge sowohl für den chinesischen und asiatischen Markt als auch für Exportmärkte weltweit.

Durch den Zusammenschluss der Unternehmen ergeben sich auf beiden Seiten Synergien in Entwicklung, Produktion und vor allem im globalen Vertrieb.

„Made in Germany“ soll China erobern

Die Finanzkraft von Eastern Sea sichert Gölz Wachstumsperspektiven und einen signifikanten Sprung im Bereich Entwicklung und Produktion von professionellen Maschinen und Diamantwerkzeugen für die Betonbohr- und Sägeindustrie am Standort Deutschland.

Eastern Sea öffnet Gölz den Markt für den Vertrieb innovativer Produkte „Made in Germany“ in China und Asien.

Jürgen Gölz, Mehrheitsgesellschafter der Gölz-Gruppe, sagte: „Eastern Sea ist seit einigen Jahren bereits zuverlässiger Partner von Gölz und ein Unternehmen, das von einem Gründer geführt wird, der gleichzeitig Mehrheitseigentümer ist. Donghai Zheng ist ein erfolgreicher Unternehmer. Er teilt nicht nur unseren Unternehmergeist, sondern auch die Werte von Gölz.“

Wie alle Baumaschinenhersteller hat auch Gölz mit der seit Jahren andauernden Flaute in der Bauwirtschaft zu kämpfen.

Da es für die Firmenübernahme familienintern keinen Nachfolger gab, war die Übergabe des Unternehmens an einen Nachfolger ins Blickfeld gerückt. Donghai Zheng kam als bewährter Partner insbesondere für den chinesisch-asiatischen Markt in erster Linie dafür in Betracht.

Bernd Schmitz, Geschäftsführer der Gölz-Holding, hatte das Unternehmen bereits in den vergangenen Jahren im operativen Geschäft geführt und bleibt unter Eastern Sea für die Gölz-Gruppe verantwortlich.

Gölz wird auch künftig als eigenständige Marke und mit einem eigenen Management unverändert auf dem weltweiten Markt für Betonbohr- und Sägemaschinen präsent sein, wie Donghai Zheng zusicherte.

Die Gölz-Holding hat ihre Firmenwurzeln in Hellenthal-Blumenthal, wo etwa die Hälfte der Gesamtbelegschaft von 130 Beschäftigten arbeitet. Die Eifeler Mitarbeiter, die vor der Unterschrift über das Verkaufsabkommen informiert wurden, sind von der Änderung nicht betroffen. Allerdings soll künftig die bisher in Tschechien angesiedelte Produktion der Massenfertigung preiswerterer Produkte nach China verlagert werden. Dahinter stehen wirtschaftliche Erwägungen, denn in Asien lässt sich wesentlich preiswerter produzieren als in Europa. Nur so kann der eher kleine Mittelständler Gölz mit den in China produzierenden Großkonzernen konkurrieren. So hofft Gölz, auf dem China-Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Neben der künftig in Asien produzierten Massenware bietet das Unternehmen aber auch echte technische Leckerbissen, mit denen das kleine Eifeler Unternehmen sogar teilweise auf dem Weltmarkt führend ist. Das gilt etwa für Kernbohrgeräte, mit denen Gölz den deutschen und französischen Markt dominiert, oder auch für ein Kanalkernbohrgerät, mit dem sogar Mitbewerber beliefert werden.

Marktführer sind die Hellenthaler auch in Nord- und Südamerika bei der Betonschlammreinigung für die Betonbohr- und Betonsäge-Industrie. Dafür gab es 2012 den Bundesinnovationspreis des Wirtschaftsministeriums.

Solche Spezialkonstruktionen sollen weiterhin und verstärkt mit großer innovativer Kraft in Hellenthal entwickelt und hergestellt werden. Letztlich, so Geschäftsführer Schmitz, könne das den Standort Hellenthal stärken.

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