Holzwirtschaft in HeimbachHeimbacher Försterin gestaltet den Wald naturnah und bunt

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Ute Hass ist die Leiterin des Forstbetriebsbezirks Heimbach. Seit 2000 ist die gebürtige Berlinerin, die in Blens wohnt, für insgesamt rund 1000 Hektar Wald zuständig.

Ute Hass ist die Leiterin des Forstbetriebsbezirks Heimbach. Seit 2000 ist die gebürtige Berlinerin, die in Blens wohnt, für insgesamt rund 1000 Hektar Wald zuständig.

Heimbach – Der Heimbacher Wald steht gut da. Es freut nicht nur die Politiker in der Stadt, dass der Forst seit einigen Jahren ein ausgezeichnetes Betriebsergebnis erwirtschaftet, sondern auch Ute Hass. Die 55-Jährige ist die Leiterin des Forstbetriebsbezirks Heimbach. Seit 2000 ist die gebürtige Berlinerin, die in Blens wohnt, für insgesamt rund 1000 Hektar Wald zwischen Hergarten und Heimbach sowie für die Waldflächen in Blens, Hausen, Hasenfeld und Vlatten zuständig. „Ich kenne inzwischen jeden Baum mit Vor- und Zunamen“, sagt Hass, deren Gebiet etwa 65 Prozent Kommunal- (650 Hektar) sowie 35 Prozent Privat- und Kirchenwald (350 Hektar) mit 125 Waldbesitzern umfasst. Um die 4000 Festmeter Holz werden Jahr für Jahr eingeschlagen.

Försterin favorisiert ursprüngliche Waldnutzung

Dass der Wald Förster und Politik gleichermaßen zufrieden stimmt, war nicht immer so. In den vergangenen 15 Jahren entwickelte sich die Haltung von „Lohnt das?“ bis zu „Geht noch mehr?“. Für diese Entwicklung waren viel Weitsicht und Kleinarbeit nötig, die vor allen Dingen dem Einsatz von Försterin Hass zu verdanken sind. „Ich stehe für eine ursprüngliche Holznutzung des Walds“, erklärt die Försterin bei einer Ortsbesichtigung. Immer wieder betont sie, dass sie für Nachhaltigkeit und natürliche Verjüngung stehe. „Und das mit Sinn und Verstand. Dazu zählt kein Raubbau“, sagt Hass.

Die Bewirtschaftung des Stadtwalds erfolgt laut Hass naturnah, Kahlschläge werden vermieden. Der Wald wird in bestimmten Zeitabständen durchforstet, und dabei wird Holz entnommen. Nach der Holzernte kommen Licht und Wärme an den Waldboden und aktivieren das Leben darin. Das schafft die Voraussetzungen für die Naturverjüngung und den Wald von morgen. Försterin Hass zeigt auf einen Hang entlang des Mommerscheider Wegs von Heimbach nach Hergarten mit bis zu sechs Baumarten. Die Gegend, von Wanderwegen durchkreuzt, wirkt kunterbunt und durchmischt. „Diese Mischform ist gewollt und entspricht der natürlichen Umgebung“, erklärt die Försterin. Bäume, die Reihe an Reihe stehen, will Hass nicht sehen. „Das war früher, nach dem Krieg, so. Damals war das auch genau richtig – ein einfaches Arbeitsverfahren, Reihe für Reihe. Man brauchte schnell wieder Brennholz und Holz für die Industrie. So ist der Wald auch immer ein Spiegelbild der Gesellschaft.“

„Wir nutzen das Potenzial des Standorts“

45 Prozent des Walds bestehen aus Kiefern, 25 Prozent aus Douglasien und Fichten. Den Rest machen überwiegend Eichen aus. Kiefern bringen auf dem Holzmarkt zwar weniger Ertrag als Fichten – sie mögen aber sandige und kiesige Standorte und sind deshalb im Heimbacher Wald in der Überzahl. „Wir nutzen das Potenzial des Standorts“, sagt Hass.

Die Försterin hält mit ihrem silbernen Geländewagen wieder vor einer grünen Fläche. „Noch vor zehn Jahren war der Waldboden hier nur braun, alles war dunkel. Es ist immer spannend zu sehen, wie schnell sich der Wald durch flächendeckende und natürliche Verjüngung erholen kann.“ Durch die verschiedenen Arten erhalte der Wald Struktur und Vielfalt, der Lebensraum werde interessanter für seine Bewohner. Rücksicht bei der Bewirtschaftung nimmt Hass auch auf Tierarten. Biber, Wildkatzen und Spechte fühlen sich im Heimbacher Wald wohl.

Ab und zu sind Fahrspuren von Waldmaschinen im Wald zu erkennen. „Die sind nötig, sonst bekommen wir das Holz nicht raus. Aber die Befahrung im Gelände reduzieren wir auf das Nötigste und nutzen bei jeder Durchforstung die gleichen Gassen“, so Hass. Sie hält an und zeigt auf eine kahle Stelle. „Hier wütete 2007 der Orkan Kyrill. Wir haben aber Glück gehabt und sind so gut wie verschont worden.“ Die Arbeit einer Försterin ist etwas für Menschen, die langfristig, über Generationen denken und planen. In einem ehemaligen Fichtenbestand hat Hass 500 künftige Weihnachtsbäume gepflanzt, die mal in der Stadt aufgestellt werden sollen. „Das dauert aber noch mindestens 15 bis 20 Jahre.“

Eineinhalb Stunden hat die Rundfahrt durch „ihren“ Wald auf sauberen und befestigten Wegen gedauert. Viel sieht man nicht von der Nutzung des Waldes. „Das ist auch gut so. Wenn man wenig sieht, hat man die Arbeit gut gemacht.“ Hass wirkt stolz: „Es war richtig, so zu arbeiten. Trotz manch anfänglicher Kritik. Es ist längst nicht alles perfekt, aber auf einem guten Weg.“

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