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Kinderimpfen im KreishausNach dem Piks gab's in Euskirchen die Urkunde für Tapferkeit

Lesezeit 6 Minuten
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Auf dem Schoß von Schwester Alina lässt sich der Piks für Samira gleich viel besser ertragen. Geschickt verwickelt Impfärztin Dr. Sophie Maasewerd die Kleine in ein Gespräch.

Kreis Euskirchen – Samstagvormittag im Kreishaus: Normalerweise wird das Bild von Menschen bestimmt, die mit Nummernschildern unterm Arm ein- und ausgehen. Doch in diesem Januar sieht das anders aus. Wer kommt, hat meistens einen Impfpass dabei. Und manchmal auch ein Kuscheltier.

Kinderimpfen ist angesagt an den Samstagen in der Kreisverwaltung. Ab 8.30 Uhr ist das Team aus Mitarbeitern der Kreisverwaltung und sechs Kinderärzten aus Bonn bei der Arbeit, um Kindern im Alter zwischen fünf und elf Jahren den Piks zu verabreichen, der gegen Covid-19 und seine Folgen helfen soll.

Die Schwester als tapfere Begleiterin

Mit stolzgeschwellter Brust und einer „Urkunde für besondere Tapferkeit“ in der Hand, gehen Emil und Lisa mit Mutter Chantal Krutwig durch das Foyer. Der achtjährige Emil hat sie für die Impfung bekommen, die er gerade erhalten hat, und Lisa für die tapfere Begleitung. „Die Impfung war selbstverständlich“, sagt Chantal Krutwig lächelnd.

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Große Tapferkeit wurde Emil und Lisa Krutwig behördlich bescheinigt, die mit Mutter Chantal bei der Impfaktion waren.

Obwohl von der Ständigen Impfkommission (Stiko) noch keine Empfehlung gekommen sei, hätten sie sich schließlich doch dazu entschieden, den Sohn impfen zu lassen, erzählt sie. „Mein Mann war schon länger entschieden, aber ich wollte noch warten“, sagt sie. Nun seien sie froh, dass sie es gemacht und damit etwas für die Allgemeinheit getan hätten.

Nicht alle Freunde sind geimpft

Entschieden nickt Emil auf die Frage, ob er die Impfung denn selbst auch gewollt habe. „Man ist dann geschützt und wird nicht so schlimm krank“, klärt er den neugierigen Fragesteller auf. Nein, es sei auch nicht so schlimm gewesen mit der Impfung, berichtet er weiter. Seine Freunde seien teilweise geimpft. Aber: „Die wichtigen noch nicht“, meint er.

Kinderimpfen

Zum letzten Mal wurde im Euskirchener Kreishaus an diesem Samstag ein Kinderimpfen angeboten. „Das übernehmen nun die Malteser“, so Werner Crommen. Ein Termin sei noch für den 19. Februar angesetzt, dann würden die Zweitimpfungen für die jetzt geimpften Kinder verabreicht werden.

Zustande gekommen sei die Zusammenarbeit mit den Bonner Ärzten über die Leitende Notärztin des Kreises, Eva Klein, erläuterte Julia Baron, die mit ihrem Team den Termin organisiert hatte.

In diesem Jahr seien rund 1500 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren vom Kreis geimpft worden. Dazu sei der Impfstoff von Biontech in anderer Konzentration verwendet worden. „Die Kinder ab zwölf Jahren bekommen den normalen Impfstoff“ so Landrat Markus Ramers. Es gebe für die Kinder Urkunden und Süßigkeiten. „Wir haben auch schon zahlreiche Kuscheltiere geimpft“, teilte er schmunzelnd mit.

Hinter den Sitzungssälen im Erdgeschoss hat das Team mit Paravents drei Impfkabinen abgetrennt. Zwei Ärztinnen stehen bereit, um die Eltern aufzuklären und noch bestehende Fragen zu beantworten.

Nur die Mama darf spritzen

„Die meisten Menschen sind sehr dankbar für die Impfung, negative Erfahrungen habe ich bisher nicht gemacht“, erzählt Mareike Füssel aus Bonn, die heute für die Aufklärung zuständig ist. Eigentlich sei sie in Elternzeit. Doch als die Anfrage gekommen sei, wer bei der Impfkampagne helfen könne, habe sie sich gemeldet. „Ich habe auch schon im Bus geimpft“, berichtet sie.

Ein wenig Arbeit hat sie sich selbst noch mitgebracht. Ihr siebenjähriger Sohn solle auch geimpft werden. „Das wäre ja auch verrückt, wenn wir ihn nicht impfen würden“, betont sie. Dabei muss sie selbst tätig werden. „Nur Mama darf impfen“, verrät sie. Ihr Schmunzeln ist trotz Maske erkennbar.

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Ein wenig unsicher ist Samira Jansen schon. Sie habe die Impfung gewollt, erzählt die Elfjährige. „Das hilft, damit man nicht krank wird“, nennt sie die Gründe. In ihrer Schulklasse seien schon viele geimpft.

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Besuch beim Kinderimpfen im Kreishaus: Julia Baron, Landrat Markus Ramers (Mitte) und Werner Crommen.

In der Impfkabine holt sie sich die Unterstützung ihrer großen Schwester Alina und setzt sich auf deren Schoß. „Jetzt sieh einmal zur Mama“, rät die Impfärztin Dr. Sophie Maasewerd und setzt die Spritze an. Spontan lässt das mit der Tapferkeit nach, und Samira verzieht schmerzhaft das Gesicht.

Geschickt abgelenkt

„Was machst du eigentlich für einen Abgang am Schwebebalken?“, startet Alina geschickt einen Ablenkungsversuch. „Die Radwende“, antwortet Samira überrascht, und die Ärztin, selbst ehemalige Leistungsturnerin, legt nach. „Aha, Radwende, und was machst du für einen Aufgang?“, fragt sie interessiert. Und plötzlich sind für die Elfjährige die Spritze und der Pikser im Arm vergessen.

Süßigkeiten zur Belohnung

Nach der Urkundenübergabe und dem Griff in die Süßigkeitenkiste erhält sie allerdings von der turnaffinen Ärztin noch den guten Rat, mit dem Training in der kommenden Woche noch etwas vorsichtig zu sein, sollte es ihr am Sonntag nicht gut gehen.

Impfstatus im Kreis Euskirchen

Noch gibt es eine Booster-Lücke

Die Impfkampagne hat auch im Kreis Euskirchen neue Fahrt aufgenommen, seitdem die Ständige Impfkommission am 18. November die Empfehlung für die Boosterimpfung erteilt hat. „Seitdem sind im Kreis rund 105 000 Menschen geimpft worden“, so Werner Crommen, Leiter der Koordinierenden Corona-Impfeinheit (KOCI). Davon seien durch den Kreis rund 38 000 Impfungen verabreicht worden, darunter auch rund 800 Erstimpfungen. „Das Konstrukt mit den Impfstellen funktioniert, es ist eine tragende Säule des Impfgeschehens“, sagte er.

Trotzdem gebe es eine Boosterlücke von immer noch 29 000 Personen. Vier mobile Impftermine seien veranstaltet worden, weitere würden gerade vorbereitet. „Wir wollen dazu an zwei größere Schulen gehen und zum Beispiel nach Blankenheim ins Gewerbegebiet“, so Crommen.

Wie sich die Impfungen in Apotheken entwickeln werden, die ab 8. Februar möglich sind, wisse er nicht, da die Ausbildung beim Apothekerverband gelaufen sei, sagte Crommen. Beim Kreis hätten dagegen zwei Zahnärzte und ein Tierarzt hospitiert, um Impfungen durchführen zu können. „Das soll allerdings in anderen Regionen als bei uns geschehen“, teilte er mit. Den Bedarf dazu gebe es in Euskirchen nicht.

Niemand wisse, wie sich die Situation mit Corona weiterentwickele und ob weitere Virus-Varianten kommen könnten. Deshalb wolle der Kreis finanzielle Zusagen, dass die Strukturen aufrechterhalten werden könnten. Damit sei eine gute Aufstellung in den Stoßzeiten gewährleistet. „Wir wollen Situationen wie im Herbst vermeiden“, sagte er. Damals sei das Impfzentrum in Marmagen geschlossen worden. Kurz danach hätten die Impfstellen geschaffen werden müssen.

„Wir sind motiviert, gerade jetzt Menschen dort abzuholen, wo sie sind“, sagte Landrat Markus Ramers. In der Omikronwelle gebe es Hinweise, dass die Impfung auch dagegen Schutz biete. Auch wenn viele Menschen das Angebot zur Auffrischungsimpfung angenommen hätten, bestehe immer noch eine Boosterlücke. Die Zahl der Impfungen sei geringer, sie würden aber mehr Arbeit verursachen.  

Nach gutem Beginn am Vormittag lässt gegen Mittag der Andrang nach. 412 Kinder sind an diesem Samstag geimpft worden. Rund 500 Termine, so Werner Crommen, Leiter der Koordinierenden Corona-Impfeinheit (KOCI), seien für diesen Tag im Vorfeld gebucht worden, 700 wären möglich gewesen.

Weitere Informationen sowie Impftermine für die Impfstellen des Kreises, das Kreiskrankenhaus in Mechernich und die Impfstelle der Malteser in Euskirchen gibt es auf der Webseite des Kreises Euskirchen.