Corona im Kreis EuskirchenZwei Kitas fälschlicherweise geschlossen

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Seit einer Woche werden in Kitas im Kreis Euskirchen nun auch Pooltests durchgeführt.

Seit einer Woche werden in Kitas im Kreis Euskirchen nun auch Pooltests durchgeführt.

Kreis Euskirchen – Landrat Markus Ramers hatte gerade die Augen aufgemacht, da sah er die Anfrage einer Mutter auch schon im Postfach seines Instagram-Accounts. Ob sie ihr Kind zum Kreishaus bringen könne, wollte die Frau wissen. Der Grund: Die Kita ihres Kindes in Euskirchen hatte vom Labor noch keine Testergebnisse erhalten. Der Träger hatte daraufhin die Einrichtung vorsichtshalber geschlossen. Eine Entscheidung, die laut Ramers nicht richtig war. „Die Träger sind informiert, dass man Eltern wegen eines ausstehenden Ergebnisses nicht ihren Betreuungsanspruch verwehren darf“, erklärte Ramers.

Man werde aber noch einmal den Kontakt zu den Trägern der 158 Einrichtungen im Kreis suchen. Und noch einmal darauf hinweisen, dass „eine Schließung der Einrichtung nur für den Tag möglich ist, an dem der Pooltest positiv war“. Für alle Kinder, deren PCR-Test negativ sei, müsse ein Betreuungsangebot vorgehalten werden. „Eine Quarantäne ist nur noch für corona-positiv getestete Personen vorgesehen“, so Ramers.

Kreis Euskirchen: Landrat machte sich selbst ein Bild

Der Landrat informierte sich am Freitag in der Kita „Bunte Vielfalt“ in Euskirchen über die Situation in den Einrichtungen – auch um exemplarisch ein Stimmungsbild zu erhalten, wie die erste Woche der Pooltests in den Kitas gelaufen ist. „Es ist ein logistischer Aufwand“, berichtete die Leiterin der „Bunten Vielfalt“, Tanja Martinez-Casadesos.

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Für die Erzieherinnen bedeutet der Pooltest mehr Arbeit.

50 Kinder in drei Gruppen gehen in die Kita an der Nordstraße. Nach Angaben der Leiterin haben alle Eltern grünes Licht gegeben, dass ihre Kinder zweimal pro Wochen an den freiwilligen Tests teilnehmen. „Bei uns ist das Angebot gut angenommen worden“, so Martinez-Casadesos. Lediglich bei einem Elternpaar habe es zunächst Vorbehalte gegeben. Aber auch das mache nun mit. Die Argumente, die die Eltern überzeugt hätten: der Aufwand, sich selbstständig um einen PCR-Test zu bemühen, und das lange Warten (bis zu 72 Stunden) auf das Ergebnis.

Lange Wartezeit auf Testergebnisse

Apropos Wartezeit: Auch die Kita „Bunte Vielfalt“ wartete am Freitagmorgen sehnsüchtig auf die Ergebnisse aus dem Labor. Eine Erfahrung, die in dieser Woche nicht nur diese Euskirchener Kita gemacht haben dürfte. Nach Informationen dieser Zeitung lief die Übermittlungen der Pooltest-Ergebnisse zumindest zum Ende der Woche schleppend. Die Folge: Eltern mussten improvisieren und spontan regieren – beispielsweise bei der Organisation einer Betreuung für ihr Kind, sollte der Pooltest positiv sein.

Erzieher machen eigenen Pool auf

Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht. Nach Angaben von Benedikt Hörter, Abteilungsleiter Jugend und Familie, haben in einer Kindertagesstätte im Kreis Euskirchen die Erzieherinnen einen eigenen Testpool aufgemacht. „Das wäre dann problematisch geworden, wenn jemand in dem Pool positiv gewesen wäre. Dann wäre die Einrichtung auf jeden Fall geschlossen worden“, erklärte Hörter. Positiv für die Erzieherinnen: Der Test fiel negativ aus. Die Kita blieb geöffnet und nach Rücksprache mit der Kreisverwaltung lassen sich die Erzieherinnen nun mit den Kindern testen. (tom)

„Uns ist es wichtig, keinen unnötigen Betreuungsaufwand der Eltern, die dann eventuell auf ihrer Arbeitsstelle ausfallen, zu generieren“, so Ramers. Ihm sei aber bewusst, dass sich aktuell noch das eine oder andere einpendeln müsse.

Die Tests in Kindergärten sind nach der Testverordnung des Landes freiwillig. In jeder Kita im Kreis wird aktuell zweimal pro Woche getestet. Anders als in Schulen wird bei den Kitas kein „Rückhaltetest“ gemacht, sondern nur ein Pooltest. Erst wenn ein Pool positiv ist, steht der PCR-Test aller Kinder und Erzieher an, die sich in dem Pool befinden. Dafür müssen Eltern am Tag nach dem Pooltest in den Kindergarten, das Röhrchen für den PCR-Test abholen und wieder in die Kita bringen. Dann kommt der Test ins Labor.

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Teilweise müssen Eltern und Erzieher sehr lange auf die Ergebnisse warten.

Es vergehen also mindestens 48 Stunden, bis Eltern wissen, ob ihr Kind corona-positiv ist. Würde direkt von jedem Kind ein zweiter Test gemacht, der im Falle eines positiven Pools genutzt werden könnte, würde Zeit gespart. Oder noch besser: Warum werden die Kinder also nicht direkt PCR-getestet, weil die Teilnahme am Test ja freiwillig ist? „Diese Variante ist teurer, geht nicht schneller, weil die Labore überlastet sind, und der Aufwand ist noch größer“, so Ramers.

Wie der Landrat mitteilte, müssen die Tests in der Kita nicht auf nüchternen Magen erfolgen. Ein entsprechender Hinweis in einer Mail des Labors hatte bei Erziehern und Eltern für Unsicherheit gesorgt.

Testpool darf nicht größer sein als 25

Und noch etwas sorgte zunächst für Diskussionen: Ein Pool darf maximal 25 Personen umfassen. Ist also eine Gruppe samt Erzieherinnen größer, muss ein zweiter Pool aufgemacht werden. Ist dann in Pool A jemand positiv, darf Pool B am nächsten Tag trotzdem ganz normal in die Kita kommen, obwohl die Kinder den Tag zuvor nach dem Test noch gemeinsam in der Kita gespielt haben. „Nur das positiv-getestete Kind muss in die Quarantäne. So sieht es die Verordnung vor“, erklärt Ramers.

Kita-Leiterin Martinez-Casadesos ist trotz der kleineren Startschwierigkeiten zufrieden mit der jetzigen Regelung. „Für uns Erzieher, aber auch für die Eltern bedeutet der Pooltest deutlich mehr Sicherheit“, sagt sie. Ein Schnelltest könne falsch ausgeführt werde oder einfach fehlerhaft sein. Das sei beim PCR-Test praktisch auszuschließen, so die Erzieherin.

Deutlich mehr positive Tests

Das sieht auch Rolf Klöcker so, Kreis-Geschäftsführer des DRK. „Die Dunkelziffer war vor den Pooltests wesentlich höher und es war zu erwarten, dass die Anzahl der positiven Fälle stark ansteigen wird“, sagt er. Das jetzige Verfahren führe zu einem deutlich höheren Gesundheitsschutz der Familien und Mitarbeiter. Klöcker: „Das rechtfertigt auch den momentan wesentlich höheren Aufwand durch die Etablierung des Verfahrens, die Durchführung der Tests, die Kommunikation mit dem Labor und die Informationen an die Eltern.“

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In der ersten Woche wurden laut Klöcker in den 33-DRK-Kitas mit insgesamt 88 Gruppen, in denen 1500 Kinder betreut werden, zwölf Pools positiv getestet: „Daraus ergaben sich im zweiten Durchlauf bei den Einzeltestungen 21 positive Fälle.“

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