Abschied nach 20 JahrenJugendseelsorger sieht Potenzial für Jugendkirche

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Das Handy oft am Ohr: Hardy Hawinkels hat auch nach seinem Ausscheiden als Jugendseelsorger genug zu tun.

Das Handy oft am Ohr: Hardy Hawinkels hat auch nach seinem Ausscheiden als Jugendseelsorger genug zu tun.

Kall-Dottel – „Ich habe auch heute noch einen guten Draht zu Jugendlichen, aber irgendwann wird man ein Stück weit amtsmüde, und das habe ich bei mir deutlich gespürt.“ Nach gut 20 Jahren hat Hardy Hawinkels Ende August seinen Posten als Jugendseelsorger in der Eifel an den Nagel gehängt. „Ich bleibe aber in der Region und werde auch weiter für die Menschen da sein“, verspricht der 58-Jährige, der in Dottel wohnt.

Zur Person

Hardy Hawinkels wurde in Waldfeucht-Haaren bei Heinsberg geboren. Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung bei der Post, ehe er zur Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) wechselte, wo er sich berufs- und praxisbegleitend zum Gemeindereferenten ausbilden ließ: „Ich bin also ein Spätberufener.“ Anschließend studierte er Religionspädagogik und war von 1988 bis 1991 Gemeindeassistent in Jülich.

Danach folgte ein Studium der Theologie an der Theologisch-Philosophischen Fakultät der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität. 1994 wurde er in Aachen zum Priester geweiht.

Alles zum Thema Musik

Seine bevorzugten Hobbys sind Musik machen und Ski fahren. „Zum Motorrad fahren habe ich mittlerweile zu wenig Zeit.“ Außerdem wandert Hardy Hawinkels gerne oder ist mit dem Mountainbike unterwegs. „Ich mache vieles gerne, was draußen in der Natur stattfindet und verbinde das auch gerne mit meiner kirchlichen Arbeit.“ (wki)

Hawinkels war schon als Laie im Kirchendienst tätig, seit dem Herbst 1994 ist er als Seelsorger in der Eifel unterwegs. „Zuerst habe ich als Kaplan den Mechernicher Pfarrer Bernhard Frohn unterstützt. Weil ich in der Jugendarbeit groß geworden bin, wurde ich dann 2000 gefragt, ob ich Jugendseelsorger für die Region Eifel werden wollte“, berichtet der 58-Jährige: „Dass daraus einmal 20 Jahre werden würden, hätte ich nicht gedacht.“ Zu seinem Wirkungsbereich als Jugendseelsorger gehörten der Altkreis Schleiden sowie die Kommunen Monschau und Simmerath. Dass er langfristig in der Eifel bleiben wolle, sei ihm schon in seiner Mechernicher Zeit klar geworden.

Der Posten als Jugendseelsorger war aber nur ein „Halbtagsjob“. Zusätzlich unterstützte Hawinkels 15 Jahre lang den Schleidener Pfarrer Philipp Cuck bei der Schulseelsorge in der Realschule und absolvierte eine Ausbildung in Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Supervision. „Danach wurde ich dann Supervisor für das pastorale Personal im Bistum Aachen.“ Seit mehr als 15 Jahren kümmert er sich zudem um die Seelsorge im Hermann-Josef-Haus in Urft und engagierte sich zwölf Jahre lang in der Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG).

„Die Arbeit hat in dieser Zeit immer mehr zugenommen“

Hawinkels hat die Jugendkirche in der Eifel und auch die aufsuchende Jugendarbeit aufgebaut: „Wir haben mobile Jugendgottesdienste in allen Gemeinschaften der Gemeinden in der Eifel gestaltet und auch die offene Jugendarbeit unterstützt.“ Mit dem Jugendbus „Linie Zwo“ wurde auch ein mobiler Jugendtreff der Kirche angeboten. Der Priester war zudem verantwortlich für Schulungsmaßnahmen von Ehrenamtlern sowie den Einsatz der Jugendbeauftragten, und er koordinierte die Vertretung in den politischen Gremien.

„In den vergangenen rund fünf Jahren habe ich die GdG Monschau unterstützt, die schon seit Jahren keinen leitenden Pfarrer mehr hat. Diese Arbeit hat in dieser Zeit immer mehr zugenommen“, erzählt Hawinkels: „Ich bin jetzt 58 Jahre alt, und mir war klar, dass ich nicht ewig Jugendseelsorger sein kann. Die Corona-Zeit hat in meiner Arbeit für einen Bruch gesorgt, der mir die Entscheidung erleichtert hat.“

Sein Schwerpunkt liege künftig in der Arbeit in Monschau. „Mit den Treffen des Pastoralteams und dem Halten von Messen habe ich genug zu tun.“ Er wolle aber auch seine anderen Aufgaben weiter erledigen und sogar noch ausbauen. Dazu gehöre auch die Arbeit mit Menschen, die sonst „keine Andockangebote an die Kirche haben“: „Wir müssen über Soziale Medien und mit Hilfe von Mundpropaganda neue Angebote machen.“ Dazu gehörten beispielsweise auch Jugendmessen für Erwachsene: „Diese Gottesdienste sind vom Stil her wie Jugendmessen gestaltet, die Inhalte aber auf Erwachsene abgestimmt.“ In Monschau werden diese Messen schon seit einigen Jahren erfolgreich gehalten: „Das kann ich mir auch in der Region gut vorstellen.“

Die Kirhche hat an Relevanz verloren, besonders bei Jugendlichen

Hawinkels spricht sich außerdem für Angebote über Gottesdienste hinaus aus: „Ich denke da an Gesprächsabende, bei denen sich Menschen treffen und miteinander reden.“ Auch bei Wandertouren mit anschließendem Grillen könne man mit Menschen ins Gespräch kommen. Flotte Musik auf seiner Gitarre kann da auch hilfreich sein. Leider seien viele dieser Ideen in der Corona-Zeit nicht umsetzbar gewesen.

Die Jugendarbeit habe sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert: „Vor 20 Jahren hatten wir Jugendliche, die sich kritisch an der Kirche abgearbeitet haben. Heute hat Kirche für die Jugend kaum noch Relevanz, obwohl viele nach wie vor eine religiöse Ader gaben.“ Die Kirche habe auch heute noch eine gewisse Bedeutung, der Glaube werde heute aber kaum noch mit Kirche in Verbindung gebracht. Die Themen, mit denen sich Jugendliche beschäftigen, hätten sich dagegen kaum verändert.

Nach der Flutkatastrophe hätten sich viele Betroffene an ihn gewandt. „Die Menschen wollen von ihren Erlebnissen erzählen und verstanden werden.“ Nun müsse man aus der Hysterie herauskommen und langsam wieder zur Normalität zurückfinden. Sehr wichtig sei gewesen, dass die Betroffenen viel Hilfe bekommen hätten, auch von Fremden: „Diese Erfahrung hat ihnen geholfen.“ Bei vielen Betroffenen seien die Traumatisierungen jetzt langsam spürbar: „Die Menschen berichten von schlaflosen Nächten, Panikattacken, Überforderungen und Existenzängsten.“

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Wenn schwierige Entscheidungen anstünden, gebe es immer wieder Bekannte und Freunde, die bei ihm anriefen und ihn darum bitten würden, eine Kerze anzuzünden oder ein Gebet zu Gott zu schicken: „Ich bin jemand, der Zuversicht verkörpert.“ Für diese Menschen werde er auch weiter da sein: „Mein Lebensmittelpunkt wird auch weiterhin die Eifel sein.“

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