Beste Unterhaltung in EuskirchenEifel-Gäng feiert ihr Jubiläum in Kall

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Ralf Kramp (v.r.), Manfred Lang und Günter Hochgürtel waren als Eifel-Gäng in der Traditionsgaststätte Gier zu Gast. 

Ralf Kramp (v.r.), Manfred Lang und Günter Hochgürtel waren als Eifel-Gäng in der Traditionsgaststätte Gier zu Gast. 

Kall – Mit einem Auftritt der Eifel-Gäng begannen die Veranstaltungen nach langer Corona-Pause in der Traditionsgaststätte Gier. Ralf Kramp, Günter Hochgürtel und Manfred Lang hatten das Publikum schnell auf ihrer Seite. Das Trio der Möchtegern-Kleinkriminellen bietet einfach gute Unterhaltung – und feierte an dem Abend das zehnjährige Bestehen.

„Das ist der erste gelungene Wiedergeburtsversuch!“ Uwe Schubinski vom Trägerverein der Gaststätte Gier sollte Recht behalten. Mit 100 Plätzen war der Saal der altehrwürdigen Kneipe, wo die Ahnengalerie der Kaller Prinzenpaare an den Wänden hängt, ausverkauft. Doch bevor die „Gäng“ loslegte, machten Schubinski und Vereinskollege Reiner Züll keinen Hehl daraus, dass sie froh sind, dass es nun wieder weitergeht. Anderes ist ja mittlerweile abgeschlossen: „Wir haben das Dach neu gedeckt, die neue Heizung hat heute Abend Premiere“, so Schubinski.

Das seien alles gute Vorzeichen, doch es gibt für den Verein auch noch einiges zu tun: Die Sanierung der Fassade, der denkmalgeschützten Fenster und im ersten Obergeschoss die Einrichtung eines kleinen Museums müssen bis Ende 2022 ebenfalls abgeschlossen sein. Dann endet der Zeitraum der bewilligten Fördergelder.

Kulturbotschafter aus der Eifel

Zeit war auch das Thema der Eifel-Gäng, denn sie feierte an diesem Abend das zehnjährige Bestehen. Einer singt, einer liest, einer trägt vor: Nach diesem Konzept sind Günter Hochgürtel – der „Schinder Hunnes“ –, Ralf Kramp – begnadeter Verfasser kleiner und größerer Kriminalliteratur mit einem Schuss schwarzen Humors – und Manfred Lang, Diakon mit dem Spitznamen „Oss Oma will lade“, weit gekommen. Und das ohne jede Probe, ohne jeden Programmablauf wie das verschlagene Trio treuherzig versicherte.

Projekt „Mir kalle Platt“

Platt ist identitätsstiftend. Doch wer kann es noch sprechen? Am Rande des Auftritts der Eifel-Gäng wurde bekannt, dass auf Vorschlag auch von Manfred Lang und Günter Hochgürtel der Kreis Euskirchen in Zusammenarbeit mit der Nordeifel Tourismus GmbH in Kall deshalb eine Veranstaltungsreihe mit dem Arbeitstitel „Mir kalle Platt“ plant.

„Wir wollen den heimischen Dialekt sichtbar machen und ein Bewusstsein dafür schaffen“, bestätigte Landrat Markus Ramers auf Anfrage die Idee.

Ein Pilotprojekt sei für 2022 geplant, für das man sich jetzt um mögliche Sponsoren und Fördermittel bemühe. Genaueres will die Kreisverwaltung demnächst mitteilen. (sli)

Nun fanden die Hobby-Kleinkriminellen Zeit zum Innehalten. Zehn Jahre: Wie konnte es soweit kommen? Jedenfalls sei man „zehn Jahre und kein bisschen leise oder weise“ geworden, so Ralf Kramp, der am Bücher- und CD-Tisch mit Eifel-Gäng-Memorabilien ermunterte, sich doch von allem eins mitzunehmen: „Dann ärgert man sich hinterher nicht, dass man was vergessen hat.“ 2011 sei es ja dann so gewesen, so Manfred Lang, „dass wir noch vor unserem ersten Auftritt als Eifel-Gäng in Nettersheim nach Berlin verpflichtet wurden“.

Man sei als Vertreter der Eifel auf der Genuss- und Kulinarikmesse „Grüne Woche“ ausgewählt worden. „Wir waren der Kulturbotschafter“, so Günter Hochgürtel bestimmt. „Wir wirkten aber wie Vertreter eines exotischen Volksstamms auf die Messebesucher“, so Ralf Kramp.

„Die Nachtwanderung“ sorgt für großes Gelächter

Es sollte der Beginn einer Karriere werden, die etwas Zwingendes hat: Aus der Eifel ins Rechtsrheinische nach Berlin und wieder zurück. Auch im Saal Gier wurde klar: Die Mischung aus Klamauk, Stand-up-Comedy und Satire unter dem Tarnmantel des Kriminellen kommt beim Publikum einfach an. „Wir spielen immer so lange, wie es das Publikum will“, versuchte Manfred Lang eine Erklärung. „Allerdings ist es schon vorgekommen, dass ich vorne noch gespielt habe, während hinter mir schon abgebaut wurde“, wie Hochgürtel zugeben musste.

Im Saal Gier las Ralf Kramp etwa sein neues Gedicht „Die Nachtwanderung“ über den „Blattschuss“ eines Seniorenwaidmanns. Das löste bei den Zuhörenden derartigen Beifall und Gelächter aus, dass Kramp gerührt darum bat, „mich ab sofort nur noch Wolfram von Kramp anzureden“. Er sieht sich als legitimen Erben des bekannten Mittelalter-Minnelieddichters Wolfram von Eschenbach.

„Su e driss futz Ribbelche“

Solchen Ruhm würde sich Günter Hochgürtel nicht anmaßen. Allerdings: Wer schon Lieder geschrieben hat, die die Bläck Fööss übernommen haben – wer weiß.

In Kall trug er etwa sein Ribbelchen vor, womit ein Moped unter 50 Kubikzentimetern Hubraum gemeint ist, das einst Jugendlichen die kleinen Fluchten aus dem Dorf ermöglichte. Hochgürtel nannte ein Beispiel für Sinn und Zweck des Kleinmotorrades: „Wenn du in Hescheld bei Reifferscheid aufgewachsen warst, brauchtest du ohne Ribbelchen zwei Tage bis zur Kreisverwaltung.“

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Ribbelchen sei ja eine Verkleinerungsform von Ribbel, dem Moped über 50 Kubikzentimeter, griff Lang den Faden auf und entwickelte daraus eine kleine Eifeler Sprachgeschichte: „Der Eifeler sagt normalerweise futz, wenn er etwas verkleinert.“ Also futz Ribbelche für ein besonders kleines Moped, das, wenn es nicht anspringen will, mit einem rabiaten „Su e driss futz Ribbelche“ bedacht werde. Schopp wiederum, der Schuppen, in dem das Ribbelchen steht, wenn es nicht gefahren wird, habe eine Weltkarriere gemacht – als Shop.

Ein gelungener Start ins Jubiläumsjahr

Derlei sprachliche Preziosen, die im lautstarken Gejohle und stürmischen Beifall des offenbar sachkundigen Publikums unterzugehen drohten, hat Lang auch als Kolumnist und Buchautor zu Hunderten gesammelt. Damit ist er für Landrat Markus Ramers ein glaubwürdiger Vertreter des „Mir kalle Platt“-Projekts, das der Kreis in der kommenden Woche aus der Taufe heben will.

Der Abend wurde so dank dreier Gute-Laune-Aufwiegeler auf der kleinen Bühne lang, aber nicht langweilig. Und Kramp, Lang und Hochgürtel starteten ins Jubiläumsjahr ihrer geselligen Wohlfühlrunden.

Im Saal Gier steht als nächstes Kapitel der Programm-„Wiedergeburt“ am 6. November ein Auftritt des Musikertrios Gerd Köster, Frank Hocker und Helmut Krumminga an. Auch dieses Konzert, für 2020 geplant, ist aufgrund des damaligen Kartenverkaufs schon so gut wie ausverkauft.

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