Fünf Millionen EuroPapstar investiert in automatisches Kartonlager in Kall

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7000 Artikel werden vertrieben: Geschäftsführer Bert Kantelberg (l.) und Marketingleiter Wolfgang Küpper im Papstar-Showroom.

7000 Artikel werden vertrieben: Geschäftsführer Bert Kantelberg (l.) und Marketingleiter Wolfgang Küpper im Papstar-Showroom.

Kall – „Viele intelligente Menschen hier in der Eifel haben keine Lust mehr, jeden Tag eine Stunde im Stau zu stehen. Wenn sich am Ort ein Unternehmen gut entwickelt, möchten sie gerne dort arbeiten.“ Das sagt der Geschäftsführer eines Unternehmens, das alle großen Handelsketten Deutschlands mit Einweggeschirr beliefert und europaweit Standorte hat. Bert Kantelberg (60) wohnt in Olef, leitet aber gleichzeitig ein Unternehmen, das europaweit 1500 Beschäftigte hat. Allein in Kall hat die Firma 500 Fulltime-Jobs. Und nun möchte Papstar weiter expandieren.

Deutlich mehr Platz

Mit Marketingleiter Wolfgang Küpper (63), der früher in Gemünd wohnte und jetzt in Weiler am Berge lebt, erläuterte er die Pläne seines Unternehmens. „Wir investieren rund fünf Millionen Euro auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern“, sagte er. So werde in einer bestehenden Halle ein weiteres automatisches Kartonlager gebaut. Bislang besitzt Papstar ein solches Lager für 60.000 Lagerplätze, das neue Lager soll dieses um 40.000 Plätze erweitern, gleichzeitig aber wesentlich moderner und schneller sein.

Die Erweiterung hängt auch damit zusammen, dass Papstar bei der Belieferung der großen Handelsketten eine gewisse Marktsättigung erreicht hat. Gleichzeitig stellt man fest, dass im E-Commerce-Bereich noch erhebliche Chancen liegen. Dort stieg im vergangenen Jahr der Umsatz um 15 Prozent. Hier liefert Papstar unter anderem für Amazon oder Otto.de aus, betreibt aber gleichzeitig auch einen eigenen Online-Shop.

Alles vollautomatisch durch Roboter: Sieben Kommissioniergeräte stellen die Warenlieferungen zusammen.

Alles vollautomatisch durch Roboter: Sieben Kommissioniergeräte stellen die Warenlieferungen zusammen.

E-Commerce-Geschäft wächst

Seit 2009 gibt es sieben Kommissionierungsgeräte, die im Lager vollautomatisch die Waren zusammenstellen und auf ein Transportband verteilen, an dessen Ende Mitarbeiter diese verpacken oder auf Paletten verteilen. Nun sollen weitere sieben dieser Roboter nebst einem komplett neuen Transportband aufgebaut werden. „Das E-Commerce-Geschäft wächst enorm“, erläutert Bert Kantelberg. Mit der neuen Anlage, die ab April gebaut und bereits im November in Betrieb gehen soll, können kleinere Bestellungen des E-Commerce-Sektors wesentlich schneller bearbeitet werden.

Das Unternehmen sucht nun für Kall weitere Fachkräfte. Derzeit hat das Unternehmen 28 Auszubildende. Kantelberg: „Wir fühlen uns sehr wohl mit Mitarbeitern, die wir selbst ausbilden. Denn es ist nicht einfach, auf hohem Niveau qualifizierte Leute von draußen zu holen.“

Auch Mike Schleinat aus Kommern gehört zum Papstar-Team.

Auch Mike Schleinat aus Kommern gehört zum Papstar-Team.

Im IT-Bereich benötige man allerdings ausgebildete Informatiker. Industriekaufleute finden hier ebenfalls einen Arbeitsplatz, sie werden zum Teil auch in Kall ausgebildet. Und die Lageristen bilde man am liebsten ohnehin selbst aus. Kantelberg weist darauf hin, dass man bereits mit einem Hauptschulabschluss einsteigen könne. „Wir suchen auch händeringend Lkw-Fahrer“, ergänzt er. Dieser Beruf habe völlig zu Unrecht ein bescheidenes Image. „Der Beruf ist sehr verantwortungsvoll, die Ausbildung dauert drei Jahre.“ Ein Lkw allein koste 130.000 Euro plus 60.000 Euro für den Auflieger. Marketingleiter Küpper: „Außerdem legen wir großen Wert auf energiesparendes Fahren.“

Einmalgeschirr hat nicht unbedingt ein gutes Umwelt-Image, sorgt es doch für mehr Müll. „Unser ausdrückliches Ziel ist es jedoch, unser Sortiment nach und nach auf Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen umzustellen“, sagt Küpper. Gelungen sei das bereits bei 40 Prozent aller Produkte, im Bereich „Gedeckter Tisch“ sind es schon fast 65 Prozent.

Die verwendete Pappe wird ohnehin aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Der für Becher bisher verwendet Kunststoff Polystyrol ist in Verruf gekommen, man bietet daher nun auch Becher aus Biokunststoff an, der in Alf an der Mosel aus Mais entsteht.

Die steigende Zahl von Paketen überschreitet die Kapazitäten dieses Transportbands. Um den „Flaschenhals“ zu beseitigen, wird ein weiteres Kartonlager gebaut.

Die steigende Zahl von Paketen überschreitet die Kapazitäten dieses Transportbands. Um den „Flaschenhals“ zu beseitigen, wird ein weiteres Kartonlager gebaut.

Aus der Eifel in die Welt

Das 1979 gegründete heutige Kaller Unternehmen Papstar ist mittlerweile einer der führenden Anbieter für Einmalgeschirr und Serviceverpackungen in Europa. Neben dem Standort Kall hat es Niederlassungen in Österreich, Spanien, Frankreich, Schweden und Polen sowie Vertriebspartner in vier weiteren europäischen Ländern. Neben Einweggeschirr vertreibt es Verpackungsmittel, Hygieneprodukte, Haushaltshelfer, Accessoires für den gedeckten Tisch sowie Dekorationsartikel.

2017 erzielte Papstar einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro. Das Unternehmen, das zu 100 Prozent Gernot Langes-Swarovski gehört, verkauft in weltweit 54 Länder mittlerweile 7000 Produkte. Das Zentrallager in Kall hat derzeit 70 000 Palettenstellplätze, im vollautomatisierten Hochregallager werden monatlich in der Abhol- und Auslieferungslogistik 2900 Tonnen in rund 13 000 Lieferungen bewegt. 21 Lkw gehören zur Auslieferungsflotte von Papstar.

Am Standort Kall arbeiten derzeit umgerechnet auf Vollzeitstellen 500 Mitarbeiter, das Unternehmen beschäftigt 28 Auszubildende. Rund 95 Prozent von ihnen werden nach Angaben von Geschäftsführer Bert Kantelberg auch in der Regel nach der Ausbildung in den Betrieb übernommen. Das expandierende Unternehmen sucht weiterhin nach Fachkräften insbesondere in Logistik, IT und E-Commerce. (pe)

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