Investor am ZugBüro muss Planung für Gleisanschluss des Sötenicher Zementwerks vorlegen

Lesezeit 5 Minuten
Zu sehen sind mehrere Gebäude des Sötenicher Zementwerks.

Die Reaktivierung des Sötenicher Zementwerks hängt auch von dem Bau eines Gleisanschlusses ab.

Ein Bahnanschluss für das Sötenicher Zementwerk ist realisierbar und  förderfähig. Die Frage ist aber, wie schnell er gebaut werden kann.

Das hört die Thomas-Gruppe, die neue Eigentümerin des Sötenicher Zementwerks, gern: Der von dem Unternehmen geforderte Bahnanschluss für das Werk ist grundsätzlich realisierbar und auch förderfähig. Aber es gibt auch eine nicht so gute Nachricht: Ganz so schnell wie erhofft wird das Projekt wohl nicht umgesetzt werden können. Das hat das Bundesverkehrsministerium jetzt dem Bundestagsabgeordneten Markus Herbrand (FDP) auf eine entsprechende Anfrage mitgeteilt. Zuerst müsse eine Planung vorgelegt werden.

Weil es die noch nicht gebe – so habe die Deutsche Bahn Netz AG mitgeteilt –, sei der Anschluss bis zum Sommer dieses Jahres wohl nicht realisierbar, erklärt Staatssekretär Michael Theurer. Bis dann soll aber laut Bahn AG der Wiederaufbau der Eifelstrecke abgeschlossen sein. Die Bahn habe jedoch angeboten, den Anschluss in den Sperrpausen zu errichten, die in den kommenden Jahren im Rahmen der Elektrifizierung anfallen.

Mahlwerk und Steinbruch sollen wieder in Betrieb gehen

Die Thomas Zement GmbH aus Simmern hat Ende 2022 die Opterra GmbH und damit auch das Zementwerk in Sötenich samt dem Steinbruch auf dem Taubenberg in Richtung Rinnen mit dem Ziel gekauft, das Mahlwerk und den Steinbruch wieder in Betrieb zu nehmen. Rund 25 Arbeitsplätze sollen entstehen.

Um den Steinbruch wirtschaftlich betreiben zu können, habe man eine Kooperation mit der IK Umwelt geschlossen, hatte Eckhardt Thomas, Geschäftsführer der Thomas-Gruppe, im Dezember im Kaller Entwicklungsausschuss erklärt. Die neu gegründete Kalksteinwerke Kall (KWK) GmbH solle als Tochterunternehmen der IK Umwelt die Steinbrüche pachten und den Abbau übernehmen.

„Reaktivierung ohne einen Gleisanschluss nicht machbar"

Ein zentraler Punkt sei dabei die Reaktivierung des Gleisanschlusses, der zur Jahrtausendwende abgebaut worden sei. „Ohne einen Bahnanschluss ist eine Reaktivierung des Zementwerks nicht machbar“, hatte Thomas betont und zugleich beklagt, dass die „Verhandlungen mit der Bahn wie der Kampf gegen Windmühlen“ verliefen.

In diese Verhandlungen hatte sich auch die Gemeinde Kall eingeschaltet. Man sei im Austausch mit der DB Netz AG, um eine möglichst zügige Umsetzung bereits im Rahmen des Wiederaufbaus der Eifelstrecke realisieren zu können, erklärt Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Eine Eingabe mit allen notwendigen Informationen hatte Esser nach eigenen Angaben an die Referentin von Landesverkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) weitergeleitet.

Unternehmen müsste ein Büro mit der Planung beauftragen

Das Bundesverkehrsministerium verweist in seinem Schreiben auf das Gesetz zur Beschleunigung planungsrechtlicher Genehmigungsverfahren. Es sorge dafür, dass Vorhaben wie der Gleisanschluss schneller umgesetzt werden könnten. Das Unternehmen müsse nun ein erfahrenes Ingenieurbüro mit der Planung beauftragen.

„Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert seit 2004 Neubau, Ausbau, Reaktivierung und Ersatz von Gleisanschlüssen und anderen Anlagen für den Schienengüterverkehr“, schreibt Theurer. Eine Voraussetzung sei, dass eine Finanzierung allein durch den Antragsteller nicht wirtschaftlich sei. Zuständig für eine finanzielle Förderung durch den Bund sei das Eisenbahn-Bundesamt in Bonn.

Fördermittel sollten als besondere Motivation dienen

„Von dieser beschleunigten Genehmigung könnte das Sötenicher Zementwerk profitieren. Deshalb sollte nun alles daran gesetzt werden, die Planungsgrundlagen zu schaffen“, betont Herbrand. Er begrüßt das unbürokratische Angebot der DB Netz, dass die Arbeiten am Gleisanschluss grundsätzlich in den Sperrpausen für die Elektrifizierung der Eifelstrecke umgesetzt werden könnten.

„Die Bahn betrachtet zwar eine Fertigstellung bis zum nächsten Sommer als unrealistisch, aber fertige Pläne und öffentliche Umsetzungsforderungen können Druck auf Genehmigungs- und Bahnbehörde ausüben“, meint der Bundestagsabgeordnete. So könne vielleicht doch noch eine schnellere Umsetzung der Pläne erreicht werden. „Die Unternehmenseigner sollten daher von der Rückmeldung nicht enttäuscht sein, sondern sich mit vollem Einsatz auf die notwendigen Planungen und die direkte Ansprache des Eisenbahn-Bundesamtes in Bonn konzentrieren.“ Die vom Ministerium in Aussicht gestellten Fördermittel sollten dabei als besondere Motivation dienen.

Eigentümer will jetzt Kontakt zu möglichen Büros aufnehmen

Eckhardt Thomas bedankte sich für die Unterstützung von Herbrand und der Gemeinde Kall: „Wir werden jetzt mit den Büros, die eine solche Planung erstellen können, Kontakt aufnehmen und auch über die Kosten sprechen.“ Ziel sei eine Planung, auf deren Grundlage die Bahn entscheiden könne.

Eckhardt ist optimistisch, dass der Anschluss zügig realisiert werden kann, betont aber: „Auf eine Vorlaufzeit von fünf Jahren, von der die DB Netz gesprochen hat, habe ich keine Lust.“ Dann werde man sich auf andere Vorhaben konzentrieren.

Gemeinde Kall hat Katalog mit Antworten ins Internet gestellt

Die Gemeinde möchte auch erreichen, dass die Anbindung schnellstmöglich gebaut wird. Bürgermeister Esser sieht auch noch Chancen, dass der Anschluss noch im Rahmen des Wiederaufbaus erstellt wird. „Das könnte machbar sein, weil sich abzeichnet, dass sich die Fertigstellung der Eifelstrecke von Kall bis Gerolstein verzögert und wohl nicht wie geplant bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein wird.“

Die Gemeinde Kall hat jetzt einen Katalog mit Antworten auf Fragen von Bürgern zum Zementwerk ins Internet gestellt. Er ist in den Sitzungsunterlagen des Ausschusses für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit vom 12. Dezember 2023 unter Top 3 zu finden. Einige Antworten hat die Redaktion ausgewählt.

Zuständig für die Überwachung des Betriebs ist demnach die Abteilung Umwelt und Planung beim Kreis Euskirchen. Die vorliegende Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutz sieht vor, dass von dem Betrieb keine schädlichen Umweltauswirkungen hervorgerufen werden, die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft gefährden oder erheblich belästigen. Bei dem Mahlwerk werde voraussichtlich das Prinzip der Kugelmühle eingesetzt. Der Steinbruch Taubenberg darf werktags von 6 bis 22 Uhr betrieben werden. Beim Abbau soll die Zahl der Sprengungen durch den Einsatz des Kettenbaggers reduziert werden.

An der geplanten neuen Zuwegung zu dem Steinbruch wird sich die Gemeinde Kall finanziell beteiligen, weil gemeindliche und private land- und forstwirtschaftliche Flächen erschlossen werden. Höhe und Aufteilung der Kosten stehen noch nicht fest. 

KStA abonnieren