Überraschung in KallZementwerk in Sötenich soll Betrieb wieder aufnehmen

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Blick auf die Anlagen des Sötenicher Zementwerks.

Das Sötenicher Zementwerk war 2022 von der Opterra GmbH geschlossen worden.

Ein neuer Eigentümer will das stillgelegte Zementwerk in Kall-Sötenich reaktivieren und auch den benachbarten Steinbruch wieder nutzen.

Das war schon eine faustdicke Überraschung, die die Verwaltung für den Kaller Gemeinderat am Dienstagabend parat hatte: Die Thomas Zement GmbH aus Simmern hat die Opterra GmbH und damit auch das Zementwerk in Sötenich samt dem Steinbruch auf dem Taubenberg in Richtung Rinnen gekauft und will den Betrieb wieder aufnehmen. Der Abbau in dem Steinbruch ist nach Angaben der Gemeinde bereits angelaufen. Das Unternehmen möchte auch den stillgelegten Gleisanschluss des Werks wieder in Betrieb nehmen. In der Sitzung des  Gemeinderates im Golbacher Bürgerhaus wurden die Planungen nur kurz vorgestellt. Lothar Maevis (FDP) äußerte Kritik.

Die Opterra GmbH hatte das Werk in Sötenich zur Jahresmitte 2022 geschlossen. Im vergangenen Jahr hatte die Eifeler Naturstein- und Deponiegesellschaft (END) als neue Betreiberin eines Steinbruchs in Rinnen eine Anfrage für eine Erweiterung des Kalksteinbruchs um rund 5,7 Hektar außerhalb der genehmigten Flächen gestellt.

Hohe Fabrikgebäude stehen unmittelbar an der L204.

Die Gebäude des ehemaligen Zementwerks stehen zum Teil direkt an der L204.

Diese Planungen haben sich nun erledigt, weil die Thomas Zement GmbH die ehemals im Besitz der Lafarge Zement Karsdorf GmbH befindlichen Steinbrüche gekauft hat. Die neu gegründete Kalksteinwerke Kall GmbH soll als Tochterunternehmen der IK-Umwelt die Steinbrüche pachten und den Abbau übernehmen. Die Thomas Zement GmbH will nach Angaben der Gemeinde rund 15 Stellen und weitere indirekte Arbeitsplätze schaffen.

„Wir hatten zuerst die Sorge, dass jemand die Anlage gekauft hat, der sich nicht darum kümmert. Deshalb waren wir sehr froh, als wir hörten, dass das Mahlwerk und die Steinbrüche sogar wieder in Betrieb genommen werden sollen“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser in der Sitzung.

Ein Förderband überquert in luftiger Höhe die L204.

Das Förderband überquert die L204 und die Eifelstrecke der Deutschen Bahn AG.

Ein zentraler Punkt sei dabei die Reaktivierung des Gleisanschlusses, der zur Jahrtausendwende abgebaut worden sei. „Das Unternehmen hat bei der DB Netz angefragt, ob der Anschluss im Rahmen des laufenden Wiederaufbaus der Eifelstrecke hergestellt werden könnte. Die Antwort war, dass dafür ein Planfeststellungsverfahren nötig sei, das vier bis fünf Jahre dauere“, berichtete der Bürgermeister und kritisierte die überbordende Bürokratie. „Dabei haben Bund und Land eigene Förderprogramme für die Schaffung von Werksanschlüssen“, führte Esser aus.

Die Thomas-Gruppe sei mit Unterstützung durch die Gemeinde im Austausch mit der DB Netz AG, um eine möglichst zügige Umsetzung bereits im Rahmen des Wiederaufbaus der Eifelstrecke realisieren zu können. „Ich habe jüngst bei einem Termin in Bad Münstereifel mit Verkehrsminister Oliver Krischer über den Fall gesprochen und habe ihm ein Exposé mit den Eckdaten übergeben.

Die Bundestagsabgeordneten Detlef Seif und Markus Herbrand sowie der Landtagsabgeordnete Klaus Voussem sind ebenfalls eingeschaltet“, erklärte der Bürgermeister. Durch die Verlagerung von Gütertransporten von der Straße auf die Schiene könnten erhebliche Beiträge zum Klimaschutz erzielt werden. Der Abbau in dem Steinbruch sei genehmigt. In einer Nacht seien größere Bagger bereits dorthin gebracht worden.

Lkw nutzen für den Transport kleine Wirtschaftswege

Lothar Maevis (FDP) kritisiert schon seit langem, dass die großen Lkw für die Zu- und Abfahrt zum Steinbruch Wirtschaftswege nutzten, die dafür nicht vorgesehen seien: „Ehe der Betrieb losgeht, muss die nötige Infrastruktur geschaffen werden.“ Die Lkw verteilten den Matsch wieder auf den Straßen, so Maevis. Er befürchtet, dass der Schwerlastverkehr in Rinnen, Sötenich und Sistig zunehmen wird.

Der Bürgermeister verwies den FDP-Politiker auf die Vorlage, in der zu lesen ist: „Mit Bezug auf die bestehende Verkehrssituation im Bereich der Steinbrüche hat die Verwaltung die Betreiber bereits darauf hingewiesen, dass eine neue Streckenführung für die Zu- und Abfahrrouten des notwendigen Schwerlastverkehrs angestrebt werden muss, die die bisherige Anbindung in Rinnen im Bereich der Sötenicher Straße wesentlich entlastet.“ Die Verkehrsbelastung werde nicht höher sein als zu den Zeiten, als das Werk noch in Betrieb gewesen sei, betonte Esser.

„Folgenutzung ist mehr, als wir uns gewünscht haben"

„Wenn es eine Folgenutzung gibt, ist das mehr, als wir uns gewünscht haben. Sonst hätten wir dort eine Industriebrache rumstehen“, meinte Dr. Manfred Wolter (FDP). Baustoffe würden langsam knapp. Die Wegesituation sei aber unbefriedigend und müsse gelöst werden: „Wir sollten darüber mit dem Unternehmen sprechen.“

Klaus Pütz (Grüne) wollte wissen, ob auch das Förderband wieder in Betrieb genommen werde: „Wenn nicht, sollte über einen Rückbau nachgedacht werden.“ Die Nutzung des Förderbands müsse geprüft werden. „Die Anforderungen sind hoch, weil das Band eine Schienenstrecke und eine Straße überquert.“

Firmenvertreter wollen im Ausschuss die Planungen vorstellen

„Wir sollten die beiden Dinge unterscheiden. In Rinnen muss verkehrsmäßig etwas passieren, in Sötenich sollten wir erst einmal abwarten, was das Unternehmen vorhat“, sagte Emmanuel Kunz (SPD). Dann müsse man sehen, wo die Gemeinde nachsteuern müsse.

Je ein Vertreter der Thomas Gruppe und der Kalksteinwerke GmbH sollen in der Sitzung des Ausschusses für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit am 12. Dezember ihre Planungen zum Weiterbetrieb des Steinbruchs vorstellen. Dann sollen auch Alternativen für die Verkehrssituation im Bereich der Steinbrüche diskutiert werden.

Zwischen Sötenich, Rinnen, Steinfeld und Steinfelderheistert gibt es insgesamt drei Abbaugebiete. Sie wurden von der Firma Opterra und ihren Vorgängern, von der Firma Weiß und von der Gemeinde Kall ausgebeutet. Die Anlage der Gemeinde ist bereits verfüllt, im Steinbruch der Firma Weiß (heute END) wird nur noch Material eingelagert.

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