Keine barrierefreie RampeUmgestaltung des Kaller Bahnhofs führt zu Problemen

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Nur eine Treppe führt von der Unterführung zum Bahnsteig. Eine Rampe gibt es lediglich in Richtung Stellwerk.

  • Wegen der Umgestaltung des Bahnhof-Vorplatzes müssen Reisende, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, einen deutlich längeren Weg zu den Gleisen in Kauf nehmen.
  • Der Umweg kann für manche Reisende auch ein Zeitproblem bedeuten.
  • Doch Besserung ist erst einmal nicht in Sicht.

Kall – Hans-Dieter Krämer fährt regelmäßig zum Kaller Bahnhof, weil er von dort aus mit der Bahn Arztbesuche in Euskirchen und ab und zu auch in Düsseldorf erledigt. Der 80-jährige Rentner aus Schleiden kommt dabei entweder mit dem eigenen Auto oder dem Bus nach Kall. Doch seit die Busse nur noch an der Trierer Straße halten und die Parkplätze vor dem Bahnhof wegen der Umgestaltung des Vorplatzes verschwunden sind, hat der Schleidener ein Problem.

Er muss – egal, wie er anreist – einen längeren Umweg in Kauf nehmen, um auf den Bahnsteig zu gelangen. Denn weil Krämer gehbehindert ist, kann er die Treppe, die von der Unterführung direkt zum Bahnsteig führt, nicht benutzen und eine barrierefreie Rampe gibt es nicht.

Diesen Umweg wird Krämer noch lange machen müssen, denn erst wenn der Kaller Bahnhof in einigen Jahren umgestaltet wird, so Tobias Feld von der Bauverwaltung der Gemeinde Kall, wird sich die Situation verbessern. Doch das wird wohl nicht vor 2024/25 der Fall sein.

„Die Sache ist für mich sehr umständlich geworden“

Früher hat Krämer seinen Wagen vor dem Bahnhof abgestellt oder war dort aus dem Bus gestiegen. „Seit die Parkplätze dort wegen der Arbeiten an dem Vorplatz weggefallen sind, ist die Sache für mich sehr umständlich geworden“, berichtet der 80-Jährige. Er müsse nun sein Auto auf dem Parkplatz an der Trierer Straße abstellen und mache sich dann auf den Weg zum Bahnsteig.

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Wer hinter den Gleisen (l.) parkt oder aus dem Bus steigt und keine Treppe (r.) laufen kann, muss durch die Unterführung und um den Bahnhof gehen, um zum Zug zu kommen

„Weil ich gehbehindert bin, kann ich die Treppe von der Unterführung zum Bahnsteig nicht nehmen. Stattdessen muss ich ganz um den Bahnhof herumgehen“, sagt der Schleidener. Das könne zeitlich schon mal eng werden. Einmal sei er mit der Bahn in Kall angekommen, doch der Bus sei schon weg gewesen, als er auf der Trierer Straße angekommen sei. „Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren müssen ja auch den Umweg machen. Für die ist das ja noch schwerer“, beklagt der 80-Jährige. Auch Familien mit Kinderwagen sind betroffen, wenn sich niemand findet, der den Wagen die Treppe hinaufträgt.

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Krämer hat in der Bahnhofstraße und der Umgebung auch schon Ausschau nach anderen Parkmöglichkeiten gehalten. „Aber viele Stellplätze sind zeitlich auf zwei oder drei Stunden begrenzt. Das reicht nicht für einen Arztbesuch in Düsseldorf.“ Deshalb habe er kürzlich beim Verkehrsunternehmen RVK im Kaller Bahnhof nachgefragt, welche Parkmöglichkeiten er nutzen solle.

Unbefriedigende Situation

Die Mitarbeiter hätten aber darauf verwiesen, dass dies eine Angelegenheit der Gemeinde sei. „Der Busbahnhof und die Park&Ride-Anlage an der Trierer Straße sind noch nicht so alt. Wieso wurde bei deren Bau ein barrierefreier Zugang zum Bahngleis nicht berücksichtigt?“, fragt Krämer. Die Stellplatzanlage war zuletzt 2013 auf 350 Parkplätze erweitert und mit dem neuen Busbahnhof eröffnet worden.

Tobias Feld räumt ein, dass die Situation unbefriedigend ist. „Sie wird sich aber erst mit dem barrierefreien Ausbau des Bahnhofs verbessern“, sagt Feld. Im Rahmen der Modernisierungsoffensive 3 werde ein Mittelbahnsteig mit Rampe und Überdachung errichtet. Der andere Bahnsteig soll ebenfalls angehoben werden. Doch das wird wohl bis 2024/25 dauern.

Zielnetz 2030

Ein weiteres Infrastrukturprojekt, das den Kaller Bahnhof betrifft, ist die  geplante Elektrifizierung auf der Bahnstrecke Köln-Trier zwischen Kalscheuren und Kall. „Zielnetz 2030“ heißt das Projekt, das eine S-Bahn auf der Eifelstrecke vorsieht und bis zu  105 Millionen Euro kosten soll. Da der Tunnel vor  Kall zu klein ist, um die Stromleitung  zu installieren, muss er  für knapp 16 Millionen Euro ausgebaut werden.  Kall soll dann außerdem ein zusätzliches Wendegleis erhalten, da die S-Bahnen dort wenden sollen. (wki)

Die Gemeinde habe darauf auch keinen Einfluss, denn Herr des Verfahrens sei die Deutsche Bahn AG. „Die Züge in Richtung Köln werden an dem Mittelbahnsteig halten, der von der Unterführung aus über eine Rampe auch für Menschen mit Behinderungen zu erreichen sein wird“, erläutert Feld. Dann könnten sich diese Bahnkunden den Umweg um den Bahnhof herum sparen.

Andere werden ihn aber auch nach dem barrierefreien Ausbau weiter machen müssen, nämlich die Reisenden, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und Richtung Trier fahren wollen. Die Züge in die Römerstadt werden dann auf dem alten Gleis abfahren, das wie bislang nur über eine Treppe zu erreichen sein wird. Zumindest sieht die Planung bisher so aus. Kurzfristig rät Feld dem Senior aus Schleiden, auf andere Parkplätze in der Nähe des Bahnhofs wie beispielsweise den in der Straße Am Stellwerk auszuweichen, räumt aber ein, „dass die oft nicht gut ausgeschildert sind“.

Ärgernisse, auf die Sie hinweisen möchten, können Sie der Redaktion Euskirchen unter Tel. 0 22 51/ 70 04 54 10 oder per E-Mail oder der Redaktion Gemünd unter Tel. 0 24 44/95 00 53 80 oder per E-Mail melden.

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