Wiederaufbauplan verabschiedetGemeinde Kall hat 121 Projekte vor der Brust

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Das Hallenbad soll für 5,5 Millionen Euro am alten Standort hochwassergeschützt wieder aufgebaut werden.

Kall – „Wir sind früh dran mit dem Wiederaufbau“, freute sich Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Einstimmig hat der Kaller Gemeinderat am Dienstagabend in der Bürgerhalle in Sistig den Wiederaufbauplan verabschiedet. In ihm sind 121 Projekte mit Gesamtkosten von 68 Millionen Euro aufgeführt.

„Die Schadenshöhe kann zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nur eine Grobschätzung sein“, sagte der Leiter des Wiederaufbauteams, Manfred Poth. Eine Prioritätenliste, in der die Reihenfolge festgelegt wird, in der die Vorhaben abgearbeitet werden, soll noch zusammen mit dem Rat erstellt werden. Poth betonte: „Es kann nicht alles gleichzeitig gemacht werden.“

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Für die Wiederherstellung des Kallbachs vom Ortseingang Kall bis zur Mündung in die Urft sind knapp 1,5 Millionen Euro veranschlagt.

„Mit dem Plan soll ein belastbares Finanzbudget für die Gemeinde gesichert werden“, sagte Poth. „Wenn Sie den Plan heute beschließen, werden wir ihn morgen nach Köln schicken“, so der Leiter des Wiederaufbauteams. Von den 68 Millionen Euro würden 1,3 Millionen abgezogen, die die Gemeinde als Sofortzahlung oder als Versicherungsleistung erhalten habe. Beim Hochbau gebe es insgesamt 20 Projekte mit einem Umfang von 35 Millionen Euro.

Neubau des Feuerwehrgerätehauses kostet 9,1 Millionen Euro

Die dicksten Posten sind der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Kall (9,1 Millionen Euro), die Sanierung der Grundschule Kall (6,5 Millionen) zuzüglich der Containermiete (1,5 Millionen), der Wiederaufbau des Gemeindearchivs und die Wiederherstellung der Archivgüter (6,3 Millionen) sowie die Sanierung des Hallenbads (5,5 Millionen). 1,8 Millionen sind für die Sanierung des Rathauses angesetzt.

Solidarität mit der Ukraine

Als Zeichen der Solidarität hatte Bürgermeister Hermann-Josef Esser bei der Sitzung des Gemeinderates in Sistig eine Fahne der Ukraine an seinem Tisch befestigt. Auch am Bauhof wurde eine Fahne der Ukraine gehisst, wie Leiter Andre Kaudel berichtete. „Unsere Mitarbeiter unterstützen auch private Hilfstransporte“, so Kaudel. Man habe bereits Erste-Hilfe-Kästen gespendet. Geplant sei, alle Dienstfahrzeuge des Bauhofs mit kleinen Fahnen zu bestücken.

Am Beispiel des Feuerwehrgerätehauses machte Poth deutlich, welche Unwägbarkeiten es gibt und wie die Arbeit des Wiederaufbauteams in den nächsten Wochen und Monaten aussehen wird: „Die Schadenssumme bei dem Gerätehaus liegt bei knapp 1,1 Millionen Euro. Der Neubau soll gut 9,1 Millionen Euro kosten. Es bleibt also für die Gemeinde ein Delta von gut 8 Millionen Euro . Und wir müssen alles dafür tun, das Delta so gering wie möglich zu halten.“ Dafür müsse bei verschiedenen Projekten mit der Bezirksregierung Köln als Bewilligungsbehörde über Hochwasserschutz und Anpassung an den Stand der Technik gesprochen werden.

Im Bereich Tiefbau müssen 13 Brücken (9,3 Millionen) und Teile des Kanalnetzes (5 Millionen) saniert oder neu gebaut werden. Allein die neue Brücke im Weiherbenden in Kall soll mehr als 1,1 Millionen Euro kosten. Für die Sanierung von fünf Plätzen sowie von 30 Straßen und Wege sind 3,9 beziehungsweise 2,9 Millionen angesetzt.

Gewässer müssen für 5,5 Millionen Euro saniert werden

Im Wiederaufbauplan Gewässer sind 35 Projekte mit einem Budget von 5,5 Millionen Euro aufgeführt. Allein für die Sanierung des Kallbachs vom Ortseingang Kall in Richtung Golbach bis hin zur Mündung in die Urft im Weiherbenden sind knapp 1,5 Millionen Euro vorgesehen. Weitere 19 Projekte sind unter dem Punkt „Sonstiges“ zusammengefasst. Dazu gehören Ersatzbeschaffungen zum Beispiel für die Feuerwehr und sowie für Containerlösungen. 5,3 Millionen Euro sind dafür in den Plan eingestellt.

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Der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses am Kaller Friedhof ist mit gut 9,1 Millionen Euro der teuerste Posten im Wiederaufbauplan.

„Wir haben jetzt eine Übersicht darüber, welche Schäden entstanden sind. Viele weitere Schritte müssen nun folgen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Emmanuel Kunz: „Die Ampelkoalition hat sehr genaue Vorstellungen für den Wiederaufbau.“ Der Prozess biete auch Chancen für die Gemeinde. Kunz dankte dem gesamten Wiederaufbauteam, in dem neben Poth auch Lothar Schatten, Eduard Zubiks und Tobias Heinen von der Verwaltung sowie Bauhofleiter Andre Kaudel vertreten sind, für ihre Arbeit.

Frank Poll (AfD) stimmte dem Wiederaufbauplan inhaltlich zu, kritisierte aber, dass die Ratsmitglieder zu wenig Zeit gehabt hätten, sich mit der Aufstellung zu beschäftigen. Weil auch die Niederschriften der vergangenen Sitzungen nur mit großen Verspätungen erstellt würden, könnten einige Entscheidungen nicht nachvollzogen werden. Das erschwere die Arbeit.

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„Wir müssen uns nun mit den Priorisierungen befassen und sollten dabei auch die Bevölkerung einbinden“, meinte Willi Frauenrath (CDU). Trotz der immensen Aufgaben dürfe man aber auch nicht das normale Tagesgeschäft aus den Augen verlieren. „Das ist richtig, aber der Wiederaufbau hat für uns schon Priorität“, so Esser.

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