Abo

Bauern-DemosLichterzüge im Kreis Euskirchen für fairen Handel und die Rente mit 67

4 min
Mit Lichterketten geschmückte Traktoren bei der Lichterfahrt im Jahr 2023 in Euskirchen.

Bereits seit dem Jahr 2021 organisieren die Landwirte im Kreis Euskirchen in der Adventszeit die beliebten Lichterfahrten.

Landwirte fahren am Sonntag wieder von Euskirchen nach Mechernich. Im Südkreis geht es am dritten Adventssamstag von Herhahn nach Kall.

Der Elsiger Landwirt Thomas Gräf hatte es bereits angedeutet, als er im vergangenen Dezember über den Verzicht auf die Organisation einer Lichterfahrt im Raum Euskirchen/Mechernich sprach: „Das muss aber nicht heißen, dass es 2025 auch keine Fahrt gibt.“ Nach einem Jahr Pause ist es also am Sonntag, 7. Dezember, wieder so weit. An der Panzerstraße nahe der Euskirchener Gersdorff-Kaserne an der Kommerner Straße treffen sich um 17 Uhr die Teilnehmer zu einer Demonstration mit Lichterfahrt.

Die Veranstaltung steht diesmal unter dem Motto „Friedlich für fairen Handel“. Initiator Thomas Gräf will das Augenmerk dabei aber ausdrücklich auch auf die heimische Landwirtschaft lenken: „Wie wäre es, beim Stichwort fairer Handel nicht nur an Kaffee, Kakao oder Tee aus Übersee, sondern auch an Obst und Gemüse aus der Köln-Bonner Bucht, Zucker von Rüben aus der Zülpicher Börde und Milch und Fleisch aus der Voreifel zu denken?“, fragt der Landwirt, der mit seinem Weilerswister Kollegen Wilfried Schmitz als Mitglied des Vereins „Land sichert Versorgung – Eure Bauern aus NRW“ wieder zur Teilnahme an der Fahrt aufruft.

Landwirte verteilen Schoko-Nikoläuse in Krankenhäusern und im Hospiz

Die beiden Organisatoren rechnen damit, dass an der Fahrt wieder 30 bis 35 leuchtend bunt geschmückte Fahrzeuge von Landwirten aus der Region teilnehmen. Vom Startpunkt an der Kommerner Straße geht es zunächst zum Marien-Hospital Euskirchen, wo die Landwirte eine erste Ladung Schoko-Nikoläuse abgeben.

Danach steuern die Fahrer das Hospiz in Mechernich an, wo Gräf als Nikolaus ebenfalls Schokolade an die rund 80 Mitarbeiter und Patienten verteilen wird. Die Fahrt dorthin führt über Billig, Antweiler, Lessenich, Rißdorf und Weiler am Berge nach Mechernich. „Gegen 20.30 Uhr endet die Rundfahrt am Kreiskrankenhaus mit einem Besuch der Kinderklinik und deren etwa 25 kleinen Patienten, für die es ebenfalls kleine Aufmerksamkeiten gibt“, freut sich der Organisator bereits auf die Tour am zweiten Adventssonntag. Aufgelöst wird die als Demonstration angemeldete Fahrt auf dem Parkplatz des Kommerner Rewe-Marktes an der B266.

Erste Lichterfahrten fand im Flut- und Corona-Winter 2021 statt

Die Traktor-Lichterfahrt in der Adventszeit hat bereits eine gewisse Tradition: 2021 fand die Rundfahrt unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“ erstmals in Euskirchen statt. Seither erfreuen sich jedes Jahr viele Schaulustige am Wegesrand an den umfangreich beleuchteten Zugmaschinen. Weil es um die Auflagen für die Genehmigung der Veranstaltung in der Vergangenheit jedoch regelmäßig zu Diskussionen mit den Behörden gekommen war, entschieden sich die Organisatoren im Nordkreis im vergangenen Jahr für eine Pause.

In Schleiden sortiert Christian Stoll die Fahrzeuge, die auf den Driesch fahren sollen und die anderen.

Auch im Südkreis findet am dritten Adventswochenende wieder eine Lichterfahrt statt.

„Da die Rundfahrt inzwischen nur noch als Demonstration genehmigt wird, hat sie diesmal auch wieder einen politischen Hintergrund“, sagt Gräf: „Nach Vorstellungen der EU-Kommission soll der Europäische Rat bis Jahresende dem bereits im Dezember 2024 unterzeichneten sogenannten EU-Mercosur-Abkommen zustimmen.“ Dieses Abkommen habe im Falle einer Ratifizierung jedoch unterschiedliche Folgen für die deutsche Landwirtschaft, heißt es in einer Mitteilung von „Land sichert Versorgung“: „Einerseits ergeben sich Exportchancen für deutsche Lebensmittel durch den Abbau von Zöllen.“

Andererseits erfolge für die hiesigen Landwirte ein ungleicher Wettbewerbsdruck durch günstigere Agrarprodukte aus Südamerika, da dort geringere Standards und dadurch geringere Produktionskosten bestünden. Das Abkommen sehe zwar Quoten und Schutzmaßnahmen vor, aber Kritiker wie der Bauernverband bemängeln, dass diese unzureichend seien. Im Gegensatz zu Frankreich, wo Bauern erneut mit brennenden Reifen und anderen Aktionen gegen das Abkommen protestiert hätten, wolle man mit der Lichterfahrt jedoch eine friedliche Form des Protests wählen.

Demo-Auftakt mit Ingo Pfennings in Herhahn

Keine Pause der Lichterfahrt gab es im Vorjahr im Südkreis – und auch in diesem Jahr ist wieder ein Termin geplant. Organisatorin Sandra Hamacher und ihre Mitstreiter haben für ihre Demonstration jedoch ein anderes Thema ausgewählt als die Landwirte aus dem Raum Euskirchen. „Weil sich bei uns auch zahlreiche Handwerker und Mitarbeiter aus der Speditions- und Logistikbranche engagieren, geht es uns um die Beibehaltung des Renteneintritts mit spätestens 67 Jahren. Das ist ein Thema, das viele normale Arbeitnehmer derzeit beschäftigt.“

Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Fahrtroute diesmal jedoch geändert: Start ist am Samstag, 13. Dezember, um 17 Uhr mit einer Auftaktkundgebung im Gewerbegebiet in Herhahn. „Ich werde die Teilnehmer begrüßen, im Anschluss wird Bürgermeister und CDU-Kreis-Parteichef Ingo Pfennings sprechen“, kündigt Hamacher an.

Abfahrt der mit Lichterketten geschmückten Fahrzeuge ist dann gegen 17.30 Uhr über die B266 nach Gemünd. Von dort geht es über Nierfeld, Olef und Schleiden nach Blumenthal. Weitere Stationen sind dann Ingersberg, Eichen, Frohnrath, Sistig, Steinfeld, Urft und Sötenich, bevor der Zug über die Straße „Am Hallenbad“ das Kaller Ortszentrum erreicht. Abschluss der Fahrt ist dann im Gewerbegebiet am Obi-Markt. „Wir erwarten wieder zahlreiche Teilnehmer – vom 40-Tonner-Lkw bis zum Oldtimer-Trecker und Motorrad“, so Hamacher.