Cannabis-LegalisierungKann Hanf in der Eifel der neue Mais werden?

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Das Bild zeigt Cannabispflanzen in ihrer Wachstumsphase.

Die Teillegalisierung von Cannabis hat der Bundestag am Freitagnachmittag beschlossen.

Nach der Cannabis-Legalisierung sieht ein Vermarkter Perspektiven für Landwirte, der Kreisbauern-Chef jedoch nur ein Nischenprodukt.

Ein Zwischenziel seiner Arbeit sieht Dieter Behrentin, Unternehmensberater, Vermarkter und Aufklärer in Sachen Hanf und Cannabis, erreicht: Am Freitagnachmittag hat die intensiv diskutierte Teillegalisierung von Cannabis den Bundestag passiert. Vorbehaltlich der Zustimmung des Bundesrates ist demnach der private Besitz von Cannabis in kleinen Mengen ab April erlaubt. Ab Juli können „Cannabisclubs“ für ihre bis zu 500 Mitglieder unter Auflagen eröffnet werden.

Für den 52-jährigen Eifeler geht es aber um mehr. Hanf soll der Mais der Zukunft werden, auch in der Eifel. Davon ist er überzeugt. „Das ist ein Riesenmarkt mit riesigem Potenzial“, sagt Behrentin.

Hillesheimer sieht nach der Legalisierung große Potenziale

Er steht in seinem Büro in Hillesheim vor einem großen Werbedisplay für seine kleine, 2022 gegründete Fachfirma „The Body“ für Hanfprodukte. Wenn Kritiker mit Blick auf das Cannabis-Gesetz polemisch äußern, dass ein Land zu Kiffern wird, schüttelt Behrentin nur mit dem Kopf.

Er berichtet, dass er 2016 erfahren habe, was mit dem Extrakt der Hanfpflanze alles möglich sei, wenn man wisse, wie es eingesetzt werden könne: „Mein Physiotherapeut nutzte ein medizinisches Öl aus Cannabis zur Massage. Das hat einfach gutgetan.“ Für Behrentin hat das zu dem Schluss geführt: „Cannabis – das ist die Zukunft.“

Dieter Behrentin steht in seinem Büro vor einem Werbe-Aufsteller und hält ein aus Hanf gefertigtes T-Shirt in der Hand.

Was man auch aus Hanf machen kann, zeigt Lobbyist Dieter Behrentin anhand dieses T-Shirts, das frei von Zusatzstoffen sei.

Nun, acht Jahre später, sieht der 52-Jährige die Prognose mit der Legalisierung von Cannabis ein Stück weit Realität geworden. Und er sieht sich in seiner Berufsentscheidung bestätigt. Behrentin wirbt für Pflegeprodukte aus Cannabis, er hat T-Shirts aus Hanf vor sich, Cremes und Cracker. Fehlt nur noch ein Stück Hanf-Dämmwolle, wie sie die Bauzulieferindustrie schon lange im Portfolio hat.

Doch Hanf ist eben nicht das, was man landläufig unter Cannabis versteht, obwohl Letzteres die lateinische Bezeichnung für die deutsche Übersetzung einer seit rund 10.000 Jahren angebauten Nutzpflanze ist. Den Unterschied machen die Wirkstoffe des männlichen oder weiblichen Hanfes aus. Letzterer gilt als Ursprung der Droge Cannabis, deren Anbau und Besitz bisher verboten war. Knackpunkt dabei sind die Drüsenhaare der weiblichen Hanfpflanze, die das „Harz“ mit der hohen Konzentrationen von THC, CBD und anderen Cannabinoiden tragen.

Eifeler fordert als zweiten Schritt die Zulassung von „Coffee-Shops“

Diese Wirkstoffe haben aufgrund der Gesundheitsgefahren je nach Höhe der Dosierung, aber auch aufgrund der Gefahr der Beimischung zusätzlicher Schadstoffe 1929 zum „Opium-Verbot“ geführt. Heute müssen Hanfbauern hohe Auflagen beim Anbau beachten. Die EU verbietet Cannabisprodukte mit einem mehr als 0,3-prozentigen Anteil an Tetrahydrocannabinol (THC) – Behrentin nennt die 0,3-Prozent-Grenze schlicht die „Rausch-Schwelle“.

Im medizinischen Bereich lassen sich im Labor Produkte entwickeln, die die Gefahr vermeiden. Im nicht-medizinischen Bereich ist ein anderer Hanf eigener Stoff, das Cannabidiol (CBD), in Tropfen, Kapseln oder Ölen schon lange auf dem Markt.

Die Cannabis-Legalisierung habe nun, davon ist Dieter Behrentin überzeugt, die Karten neu gemischt. Damit sei auch ein erster Schritt in Richtung Rechtssicherheit für Cannabis-Anbauer gegangen. Jedoch sieht er die Kette von Anbau, Vermarktung und Konsum nicht „komplett rechtssicher“. Aus seiner Sicht brauche es eben noch einen zweiten Schritt: Etwa die Zulassung von „Coffee-Shops“ wie in den Niederlanden, vielleicht zunächst als Pilotprojekte, die von EU-Vorgaben nicht betroffen sein müssten.

Kreisbauern-Chef sieht im Hanf-Anbau ein Nischenprodukt

Für Behrentin ist das nur eine Frage der Zeit, nachdem die erste Liberalisierungshürde gerade genommen wurde. Der Cannabis-Lobbyist aus der Eifel glaubt daran, dass langfristig aufgrund hoher Ernteerträge und vielseitiger Verwendungszwecke Hanf der neue Mais auf den Eifelfeldern werden kann. 150 Hanfbauern gibt es schon in Bayern, so der Bayerische Bauernverband. Vereinzelt gibt es sie auch in der Eifel.

Helmut Dahmen, Kreisvorsitzender der Kreisbauernschaft Euskirchen, dämpft jedoch Behrentins Erwartungen: Hanf statt Mais anzubauen, das sei für den Großteil der Landwirte keine Alternative: „Hanfanbau ist ein Nischenprodukt, das geht in den Bereich Gartenbau/Sonderkulturen.“ Beim Konsumprodukt Cannabis werde, so Dahmen, der Bau energieintensiver Gewächshäuser für die Kultivierung die Kollegen vermutlich abschrecken: „Dafür kann man sicher nicht einfach eine leerstehende Scheune nutzen.“

Behrentin schreckt die Zurückhaltung nicht. Er sieht sich im Vorteil: Cannabis sei nun endlich ein Stück weit aus der Tabuzone gerückt. Wie der Deutsche Hanfverband, eine private Lobbyagentur, hat auch der Eifeler eine Niederlassung in Berlin, nahe den politischen Entscheidern. Das sei jedoch lediglich ein „virtuelles Büro“, sagt er.

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