2020 scheiterte Dirk Nagelschmidt aus Hergarten nur knapp gegen Jochen Weiler. Nun versucht er erneut, das Heimbacher Rathaus zu erobern.
Wahl 2025In Heimbach kommt es zur Neuauflage des Duells Weiler gegen Nagelschmidt

Zur Wahl zum Bürgermeister von Heimbach stellt sich Dirk Nagelschmidt aus Hergarten, der bei der letzten Wahl nur mit wenigen Stimmen gegen den jetzigen Amtsinhaber unterlag.
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Mit einer Neuauflage der letzten Bürgermeisterwahl kann die Stadt Heimbach aufwarten. Gegen Jochen Weiler (CDU), der vor fünf Jahren zum Nachfolger des SPD-Bürgermeisters Peter Cremer gewählt wurde, tritt erneut Dirk Nagelschmidt an. Der Hergartener Wasserbau-Ingenieur ist parteilos, wird aber von SPD und UWV unterstützt und ist von den beiden Parteien zu ihrem Kandidaten ernannt worden.
Die Kandidatur vor fünf Jahren machte Nagelschmidt um eine Erfahrung reicher, auf die er gerne verzichtet hätte. Um gerade einmal 20 Stimmen unterlag der jetzt 54-Jährige bei der Bürgermeisterwahl 2020 seinem CDU-Kontrahenten Jochen Weiler.
Dürener Landrat Wolfgang Spelthahn verhinderte die Neuauszählung
Da es derart knapp war und auch in einem Stimmbezirk Unregelmäßigkeiten festgestellt werden mussten, hatten sich die Beteiligten auf eine Neuauszählung der Stimmen geeignet. Dem widersprach allerdings Kreiswahlleiter Wolfgang Spelthahn (CDU), so dass Jochen Weiler Bürgermeister wurde.
„Ich wollte einen Schnitt machen“, begründet Nagelschmidt, warum er diese Entscheidung akzeptierte, ohne die Gerichte zu bemühen. Das alles noch mal aufzuwühlen, sei nicht sein Ding, sagt er. Auch habe er eigentlich nicht beabsichtigt, erneut zu kandidieren. „Der Auslöser war, dass die beiden Parteien auf mich zugekommen sind“, sagt er.
Erfahrungen in der Kommunalpolitik konnte er als Sachkundiger Bürger der SPD im Stadtentwicklungsausschuss sammeln. Genau der richtige Platz für ihn, um seine berufliche Erfahrung in die Beratungen einzubringen. Denn der Diplom-Ingenieur hat in Aachen Wasser-, Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft studiert und ist darüber hinaus Bauzeichner für Tief- und Straßenbau.
Viele junge Leute sind schon weggezogen, weil sie im Stadtgebiet nichts finden.
Viele Jahre war er in Indien als Berater tätig und arbeitete in Auroville, einem Städtebauprojekt, das von der Unesco unterstützt wird. 2014 kehrte er mit seiner Familie nach Hergarten zurück, wo er in seinem Elternhaus lebt. Nagelschmidt ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitet als leitender Bauingenieur bei einem Ingenieurbüro in Zülpich.
Als Baufachmann stieß er sich immer wieder im Stadtentwicklungsausschuss an den Planungen, die dort vorgelegt wurden. „In den Verwaltungsvorlagen fehlten Informationen, die ich brauchte, um die Dinge beurteilen zu können“, sagt er. Immer wieder spricht er in den Sitzungen Dinge an, die dem Normalbürger unbekannt sind, wie die verschiedenen Bauklassen beim Bau einer Straße und deren technische Details.
Im Bausektor sieht Nagelschmidt ein Problem für Heimbach
Den Mitarbeitern im Rathaus mache er da keinen Vorwurf. Doch er könne dort mit seiner Expertise helfen, denn, so Nagelschmidt: „In Heimbach ist Chaos beim Bauen.“ Er sehe eine Scheu davor, bessere und kostengünstigere Möglichkeiten für die vorgelegten Planungen zu untersuchen, wie es bei der neuen Heizung für das Schwimmbad oder der Planung für das Feuerwehrgerätehaus in Blens vorteilhaft gewesen wäre.
Doch nicht nur auf dem Bausektor sieht er Probleme in Heimbach. Da sei auch der notleidende Haushalt oder der Mangel an Baugebieten. „Da passiert zu wenig, das muss angegangen werden“, fordert er. In Vlatten gebe es ein neues Baugebiet, aber das sei für viele Menschen zu teuer. „Viele junge Leute sind schon weggezogen, weil sie im Stadtgebiet nichts finden“, hat er beobachtet. Es müsse umgedacht werden. „Wenn ich Bürgermeister gewesen wäre, hätte ich die 85 Hektar Bauland in Blens gekauft“, sagt er.
Themenwanderweg und Bikerpark mit den Nachbarkommunen im Programm
Den maroden Haushalt will er mit der Förderung des Tourismus sanieren. „In Österreich arbeiten die Kommunen im Bereich der Infrastruktur zusammen, da gibt es mehr Zusammenhalt zwischen den Orten“, berichtet er. Doch in Heimbach würden die Autos durchfahren. Das Nationalparkgästehaus, das eigentlich eine Goldgrube sein könnte, stehe dagegen seit der Flut leer.
Mit den Nachbarkommunen wolle er gemeinsame Projekte anschieben, etwa einen Themenwanderweg oder einen Bikepark, kündigt der passionierte Mountainbiker an. Solche Kooperationen könnten auch kreisübergreifend sein, regt er an. Beim Forst funktioniere das bereits.
Auf den avisierten Windpark im Gebiet Walbig wird er aus seinem Küchenfenster blicken können – und hat damit alle Probleme vor der eigenen Haustür. Aber auch ihm ist klar: „Da werden wir nicht drum herumkommen, das Problem ist auf der kommunalen Ebene nicht zu lösen.“
Viele Ideen präsentiert Nagelschmidt auf seiner Internetseite und im persönlichen Gespräch. Heimbach solle attraktiver werden, auch für die Gewerbetreibenden, indem die Rahmenbedingungen verbessert werden. So regt er eine Senkung der Gewerbesteuer an. Die Verwaltung solle gestärkt und modernisiert werden, das Ehrenamt gefördert.
Nagelschmidt: Bürgermeister muss nicht unbedingt Verwaltungsfachmann sein
Aber ihm ist mittlerweile klar geworden: „Wenn du etwas ändern willst, musst du das Ruder in der Hand haben.“ Ein Verwaltungsfachmann sei er zwar nicht, doch da gebe es gerade in Heimbach gute Leute, die sich darauf verständen. „Man kann nicht alles können“, sagt er und verweist auf Beispiele aus Nachbarkommunen, deren Bürgermeister ebenfalls keine Verwaltungsfachleute seien.
Lange habe er darüber nachgedacht, ob er überhaupt noch mal antreten solle. Und sich schließlich dafür entschieden. Denn es gebe viel Unzufriedenheit in der Heimbacher Bevölkerung.
„Wenn ich gewählt werde, muss ich mir im Rat Mehrheiten suchen“, weiß er. Und das traut er sich zu: „Ich sehe mich als Macher.“