FlutschädenIna Scharrenbach in Heimbach: Bürgermeister erinnert an dramatische Stunden

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CDU-Landtagsmitglied Dr. Ralf Nolten macht ein Foto von Ministerin Ina Scharrenbach, Bürgermeister Jochen Weiler und Mitarbeitern der Verwaltung. Weiler hält den Bewilligungsbescheid in den Händen.

Ein Erinnerungsfoto machte der Landtagsabgeordnete Dr. Ralf Nolten von der Übergabe.

Die NRW-Kommunalministerin brachte einen Bescheid über 49 Millionen Euro nach Heimbach für den Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe.

„Wasser ist ein besonderes Element“, sagte NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Montagmittag im Ausstellungsraum der Internationalen Kunstakademie in Heimbach. Eigentlich keine große Erkenntnis, doch da Wasser streng genommen der eigentliche Grund war, der sie in die kleinste Stadt Nordrhein-Westfalens geführt hatte, durchaus sinnhaft.

Denn Scharrenbach übergab den Bewilligungsbescheid über rund 49 Millionen Euro an Wiederaufbauhilfe, mit denen die Schäden an der kommunalen Infrastruktur in Heimbach instandgesetzt werden sollen, die das Wasser in der Flutnacht im Sommer 2021 verursacht hatte.

Es waren dramatische Momente, doch dann wurde uns klar, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen waren.
Jochen Weiler, Bürgermeister von Heimbach

Vor den Werken der Schüler der Kunstakademie, die in der 88. Werkschau gezeigt werden, wurde der kleine Festakt mit Vertretern aus  Stadtrat und Verwaltung vollzogen. Viel Zeit hatte Scharrenbach nicht mitgebracht, eine halbe Stunde sollte die Übergabe offiziell in Anspruch nehmen.

Doch wie üblich nahm sich die Ministerin Zeit für Gespräche mit den Ortsansässigen. Auch trug sie sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Nicht zum ersten Mal, wie sie selbst bemerkte.

„Die Straße vor der Kunstakademie war ein reißender Fluss“, ließ Bürgermeister Jochen Weiler die dramatischen Stunden wieder aufleben, in denen der Heimbach und viele andere Gewässer in allen sieben Ortsteilen Schäden verursacht hatten. So hätten die Wassermassen die Verrohrung des in der Ortslage unterirdisch verlaufenden Heimbaches so beschädigt, dass die darüberliegende Fahrbahn wellenförmig verformt worden sei.

Viele Heimbacher haben bei der Flutkatastrophe Hab und Gut verloren

„Es waren dramatische Momente, doch dann wurde uns klar, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen waren“, so der Bürgermeister. Tote habe es im Stadtgebiet nicht gegeben, auch habe die Rurtalsperre viel Wasser zurückgehalten. Und doch hätten viele Bürger Hab und Gut verloren und Schäden an Gebäuden erlitten. Zudem habe es immense Schäden an der Infrastruktur gegeben, erläuterte er.

29 Maßnahmen stehen im Wiederaufbauplan von Heimbach. 13 Millionen der beantragten 49 Millionen Euro sind bereits verbaut worden. Den wohl größten Posten stelle die Reparatur des Rohrs unter der Hengebachstraße dar, in dem der Heimbach verläuft. „Allein das wird rund 15 Millionen Euro kosten“, so Weiler. Drei Fachkräfte arbeiten nach seinen Angaben mit Amtsleiter Frank Pick an der Umsetzung des Wiederaufbaus.

„Vieles ist vorgeplant“, sagte er. Aktuell bereite eine Brückenkonstruktion in Vlatten Probleme. „Hier sind die Widerlager der Brücke dummerweise in die Ortsbebauung integriert worden“, erläuterte er. Knapp drei Millionen Euro sind hierfür veranschlagt. Derzeit laufe die Wiederherstellung in Hausen, informierte Weiler. Dort hatte der Müllenbach Schäden in Höhe von rund 3,3 Millionen Euro verursacht.

Der zweitgrößte Posten umfasst die Wiederherstellung von Ufermauern und Zuwegungen im Heimbachtal. Hier belaufen sich die Schätzungen auf rund 8,4 Millionen Euro. „Aus eigener Kraft wären wir als kleine Kommune nicht in der Lage, die Schadenbeseitigung zu stemmen“, dankte Weiler.

29 Maßnahmen stehen im Plan für den Wiederaufbau in Heimbach

Die Flut verschwinde immer mehr aus der überregionalen Berichterstattung, dagegen sei die Betroffenheit der Menschen vor Ort immer noch stark, stellte Scharrenbach fest. Oft sei es gelungen, besser wiederaufzubauen, als es vorher gewesen sei. „Sie haben jetzt die Chance, das zu ändern, was Sie immer schon einmal ändern wollten“, wandte sie sich an den Bauamtsleiter Pick.

In Heimbach liebe man das besondere Element Wasser, konstatierte sie – und mahnte: „Wir wollen und müssen mit Wasser weiterleben.“ Die offensichtlichen Schäden, die teilweise schon beseitigt worden seien, seien das eine.

„Spannender wird es im Untergrund“, fügte sie hinzu und wandte sich an Weiler mit der Frage, ob schon feststehe, wie lange die Sanierung der Hengebachstraße dauern werde. Doch Weiler musste passen, denn diese Planungen würden durch einen Fachplaner erledigt, der aktuell viel zu tun habe.

Große Schritte sei die Stadt bereits weitergekommen, so die Ministerin, auch wenn immer noch etwas zu tun bleibe. „Mehr als arbeiten kann man nicht“, lobte sie die Verwaltungsmitarbeiter.

Die seien seit über zwei Jahren im Ausnahmezustand, denn sie hätten nicht nur die üblichen Probleme zu bearbeiten, die alle anderen Kommunen auch hätten, sondern dazu noch die Bewältigung der Flutfolgen.

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