KommentarEin beeindruckendes Zeichen der Landwirte im Kreis Euskirchen

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Die Treckerkorsos begegnen sich auf der B51. Einer der Traktoren ist mit einer Deutschlandfahne geschmückt.

Fast 400 Fahrzeuge reihten sich in die Demo der Bauern auf der B51 zwischen Tondorf und Blankenheim ein.

Der große Protesttag war ein beeindruckendes Zeichen der Landwirte. Sie haben viel Rückhalt in der Bevölkerung.

Beeindruckend! Das, was die Bauern da im Kreis Euskirchen auf die Beine gestellt haben, lässt sich mit einem einzigen Adjektiv beschreiben.

Ein ganzer Berufsstand will seinen Zorn auf das Sparpapier der Berliner Ampel, seinen Frust über die Agrarpolitik und vor allem seine Sorgen wegen der Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland artikulieren. So, dass jeder es mitkriegt. Das ist am Montag bei den Schlepperkorsos und der Kundgebung im Kreis Euskirchen gelungen. Geordnet und friedlich, aber auch mit einer klaren Botschaft.

Ein Drahtseilakt, vor allem nach den Geschehnissen in Schlüttsiel, als Vizekanzler Robert Habeck von einer aufgebrachten Menge am Verlassen der Fähre gehindert wurde.

Christoph  Heup

Christoph Heup

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Schon bei der Vorbereitung der Aktionen im Kreis Euskirchen, als sich die Landwirte in diversen Whatsapp-Gruppen organisiert und abgesprochen haben, wurde deutlich, dass sie sich nicht von rechten Trittbrettfahrern, Querdenkern und Chaoten unterwandern und so in Misskredit bringen lassen wollten. Immer wieder wurde ermahnt, nicht über die Stränge zu schlagen und die mit der Polizei getroffenen Absprachen strikt einzuhalten. Dass Rettungsdienst, Feuerwehr oder auch Personal der Krankenhäuser bei Notfalleinsätzen nicht behindert werden. Und dass Teilnehmer, die während der Demos durch Fehlverhalten auffallen, sofort aussortiert werden.

Das Abkippen von Mist in anderen Kreisen wird deutlich kritisiert

Es war schon fast wieder typisch deutsch, als Ordner morgens vor dem Start der Traktorfahrten brav kontrollierten, ob die Traktoren auch die vorgeschriebenen Verbandskästen an Bord hatten.

Als im Blankenheimer Protestzug die Nachricht die Runde machte, dass in anderen Kreisen Mist in einigen Autobahnzufahrten abgekippt und diese so blockiert worden seien, war das Urteil der Eifeler Landwirte vernichtend: „Gegen Deppen ist man machtlos.“ Spätestens seit den Aktionen der Klimakleber ist klar geworden, dass man mit falschen Mitteln sehr schnell die Sympathien in der Bevölkerung verspielen kann.

Die Landwirte haben einen starken Rückhalt in der Gesellschaft

Davon sind die Landwirte weit entfernt. Im Gegenteil: Sie können sich über einen starken Rückhalt in der Gesellschaft freuen. Weil viele Menschen wissen, welche Bedeutung die Bauern für das Land haben. Aber auch, weil viele sich in einer ähnlichen Situation sehen, sie die gleichen Probleme, Sorgen und Befürchtungen haben.

Die Solidaritätsbekundungen für die Aktion der Landwirte gehen quer durch die Gesellschaft. Das war auch bei den Teilnehmern der Protestzüge zu erkennen. Spediteure, Handwerker und Privatautos mit Protestplakaten reihten sich ein.

So richtig deutlich wurde es am Montag aber durch jene Verkehrsteilnehmer, die durch die langsam fahrenden und zeitweise stehenden Treckerkolonnen behindert oder blockiert wurden. Einige sogar für Stunden. Ein kurzes Hupen im Vorbeifahren, ein Lächeln, ein hochgereckter Daumen oder ein paar freundliche Worte und ein Plausch durchs herabgelassene Beifahrerfenster – immer wieder signalisierten Autofahrer ihr Verständnis oder begrüßten die Aktion.

Dass der eine oder andere Protestteilnehmer dann trotzdem den Galgen mit der Ampel spazieren fuhr, trübt das positive Gesamtbild im Kreis Euskirchen ein wenig. Im Großen und Ganzen war es eine gelungene Aktion. Oder mit einem Wort: Beeindruckend!

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