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NaturschauspielFlugbewegungen der Kraniche an Weihnachten über dem Kreis Euskirchen

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Kraniche, die in der typischen V-Formation fliegen, sind am Himmel über Satzvey fotografiert worden.

In der typischen V-Formation wurden mehrere Kranich-Schwärme über dem Kreis Euskirchen gesichtet.

Experten gehen davon aus, dass bereits 30.000 bis 40.000 der Wildvögel an der Vogelgrippe verendet sind.

Als eine Bescherung der besonderen Art feiert Hans Theo Krüger das Naturschauspiel, das sich an Heiligabend über dem Himmel bot. Gerade für begeisterte Vogelbeobachter und -fotografen dürften Weihnachtsbaum und Bescherung mal kurz in den Hintergrund gerückt sein, als zahlreiche Kraniche über den Kreis hinweg gen Süden zogen.

Am frühen Nachmittag hat das Schauspiel nach Krügers Beobachtung begonnen, als die Schwärme in Richtung Frankreich und Spanien flogen. Als Schniijäns (Schneegänse) sind die Vögel im ripuarischen Dialekt bekannt, in der Eifel als Holejäns. Doch egal, wie die Gänse in den Namen gepackt werden und obwohl die Flugformation ähnlich aussieht, gehören Kraniche nicht zu den Gänsevögeln.

Die Kraniche kommen meist aus Skandinavien und dem Baltikum

Vogelexperte Krüger weiß: Der Graue Kranich (wissenschaftlich: Grus grus) gehört zu einer eigenen Ordnung, den Gruiformes. Das mit dem Schnee sei da eher weniger daneben, berichtet Krüger: Die meisten der Kraniche, die den Kreis überqueren, kommen aus Skandinavien und den baltischen Ländern – wo mehr und länger Schnee liegt als bei uns.

Wie viele Vögel genau am Heiligabend und dem ersten Weihnachtstag über dem Kreis unterwegs waren, ist unklar. Laut Krüger wurden auf der Online-Plattform ornitho.de und ihm privat Beobachtungen aus Weilerswist, Euskirchen, Zülpich, Mechernich, Bad Münstereifel und Hellenthal mitgeteilt.

Man sieht einen Schwarm Kraniche am blauen Himmel über Satzvey.

Sieht chaotisch aus, ist es aber nicht: Kraniche schrauben sich über Satzvey in die Höhe.

Allein in Satzvey hat er fünf Formationen durchziehen sehen. Jedoch: Das Fotografieren ist laut Krüger schwierig gewesen, weil die Vögel äußerst schnell unterwegs und nur kurze Zeit zu sehen waren: „Kaum hörte man aus der Ferne ihre markanten, trompetenartigen Rufe, waren sie schon über einem, und nur wenige Augenblicke später waren sie am Horizont verschwunden.“

Nur ein Trupp kreiste mehrere Minuten über Satzvey. Als die Kraniche sich in der Thermik in die Höhe schraubten, sah das vermeintlich ungeordnet aus. Jedoch dient das Manöver laut Krüger dazu, die nötige Flughöhe zu erreichen und ist am Eifelrand des Öfteren zu beobachten, bevor der Schwarm wieder die typische Keilform gebildet und es in hoher Geschwindigkeit in Richtung Südwesten geht.

Experten im Kreis Euskirchen besorgt wegen der Vogelgrippe

Bei den Vögeln, die erst jetzt in die Überwinterungsgebiete fliegen, handelt es sich, wie Krüger berichtet, um einen Teil der Hartgesottenen, die länger an ihren Rastplätzen im Norden Deutschlands ausgeharrt haben. Die Wetterlage hat nun die Weihnachtsflüge ausgelöst: Die Temperaturen in der Diepholzer Moorniederung, dem Hauptrastgebiet auf der NRW-Route, sanken unter den Gefrierpunkt. Dazu kamen die „guten Flugbedingungen mit stabilem Wetter und leichtem Rückenwind“, so Krüger, was auch diese Kraniche zum Aufbruch bewog. Er geht davon aus, dass wir die Hartgesottenen recht schnell wiedersehen: Es seien für gewöhnlich die, die zuerst zurückkehren.

Wenn sie denn zurückkehren. Denn die Vogelfreunde sind besorgt wegen der massiven Verluste durch die Vogelgrippe. Während im Kreis Euskirchen bislang nur zwei infizierte, tote Kraniche gefunden wurden, sind die Gesamtzahlen viel höher.

Krüger berichtet, dass von den geschätzt rund 400.000 Kranichen, die in den Süden gestartet sind, nach Zählungen bisher mehr als 30.000 an der Vogelgrippe verendet sind – der Nabu geht in einer Schätzung von mindestens 40.000 Tieren aus, die der ansteckenden Krankheit zum Opfer gefallen sind. Das wären zehn Prozent des Gesamtbestands. Da die Vogelgrippe auch in den Winterquartieren grassiert, ist laut Krüger ein noch höherer Anteil denkbar. (rha)