Dank ehrenamtlichem Engagement bietet eine Notrufzentrale im Kreis Euskirchen schnelle und zielgerichtete Hilfe für verletzte Wildtiere.
Wildtierhilfe NordeifelEhrenamtler aus dem Kreis Euskirchen betreiben Notrufzentrale

Die Gründer der Wildtierhilfe im Kreis Euskirchen bei den Lebenshofschafen des Hasenberghofs: Marion Zöller (v.l.), René Plamper und Bernd Hellgardt.
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Es ist eine Hilfe für die, die normalerweise versteckt leben. Wenn Wildtiere krank werden oder verletzt sind, sind sie ihrem Schicksal meist hilflos ausgeliefert. Dann sind sie darauf angewiesen, dass es Menschen gibt, die ihre Notlage erkennen und entsprechend handeln. Doch was ist in solch einer Situation möglich? Was ist gut und was sollte tunlichst unterlassen werden?
Mit der Wildtierhilfe Nordeifel, die der Nabu-Kreisverband Euskirchen mit Unterstützung der Eifel-Stiftung, der Dr.-Axe-Stiftung und vieler privater Spender geschaffen hat, besteht seit rund einem Jahr eine Anlaufstelle, die in derartigen Fällen konkrete Unterstützung, aber auch Beratung anbietet.
Es ist immer wunderschön, wenn ein gerettetes Tier wieder ausgewildert werden kann.
Es waren Marion Zöller vom Vorstand des Nabu-Kreisverbands, Bernd Hellgardt von der Eifel-Stiftung und René Plamper, Hofleiter auf dem Hasenberghof der Dr.-Axe-Stiftung in Kronenburg, die die Initiative ergriffen haben. „Vorher hatte Dr. Böttcher, Tierarzt aus Schleiden, sich darum gekümmert, aber seitdem er nicht mehr praktiziert, gab es im Kreis keinen Ansprechpartner mehr“, so Zöller. Regelmäßig sei das Büro der Naturschutzorganisation von Anrufen lahmgelegt worden, wenn in der Brutsaison kleine Vögel aus dem Nest gefallen oder im Winter hungrige Igel gefunden wurden. Auf eine Anfrage beim Kreis Euskirchen habe es eine Absage gegeben, so Zöller.
Helfen nehmen Meldungen über verletzte Wildtiere an der Hotline an
So arbeiteten Zöller, Plamper und Hellgardt ein Konzept aus: Über eine Hotline, die – ähnlich einer Rettungsleitstelle bei Notfällen der Menschen – den Fall aufnimmt, einordnet und entscheidet, was zu tun ist. Mittlerweile hat sich im Hintergrund der Hotline ein komplexes Netzwerk aus Ehrenamtlern etabliert, die für die unterschiedlichen Tierarten und deren Anforderungen spezialisiert sind.

Das Aufpäppeln von Jungtieren gehört auch zur Wildtierhilfe, wie bei diesem Marder, der von den Helfern der Dr.-Axe-Stiftung großgezogen wurde.
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Was auch notwendig ist, wie die Zahlen der vergangenen 13 Monate zeigen: Rund 1200 Meldungen habe es gegeben, listet Hellgardt auf. Dabei wurden 120 verschiedene Tierarten aufgenommen. Insgesamt seien es 324 Vertreter streng geschützter Arten gewesen, darunter ein Eisvogel, Fledermäuse, Sperber, Rotmilane, Kreuzottern und vier Schleiereulen. Aber auch diverse Bilche, Feldhasen und Graureiher mussten betreut werden. Und die Erfolgsbilanz der Wildtierhilfe? „Rund 50 Prozent kommen durch“, so die Einschätzung von Hellgardt.
Wir sorgen dafür, dass das Wildtier dorthin kommt, wo es optimal versorgt wird.
Bei ernsthaften Verletzungen oder Krankheiten werden natürlich Tierärzte konsultiert. Insgesamt sechs haben sich ehrenamtlich für den Wildtiernotruf zur Verfügung gestellt, so Zöller. Deren Namen werden aber nicht öffentlich gemacht, damit die Fälle über den Wildtiernotruf koordiniert und auch dokumentiert werden könnten. „Wir sorgen dafür, dass das Wildtier dorthin kommt, wo es optimal versorgt wird“, sagt sie.
Zusammenarbeit mit Polizei und Feuerwehr
Wie groß der Bedarf für das Wildtiertelefon ist, sei schnell klar geworden, als aus allen Himmelsrichtungen Hilferufe bei der Hotline eingegangen seien. „Bei einem verletzten Fuchs in Köln können wir leider nicht helfen“, bedauert Hellgardt. Denn die Wildtierhilfe sei kein vollfinanzierter Service des Nabu oder einer der beiden Stiftungen, sondern komplett spendenfinanziert und auf dem ehrenamtlichen Engagement der Helfer aufgebaut.
„Eifel-Stiftung und Dr.-Axe-Stiftung sind auch Spender“, betont Hellgardt. Auch er setzt sich immer wieder ans Telefon, um Anrufe entgegenzunehmen. „Wir versuchen, rund um die Uhr erreichbar zu sein“, sagt er. Acht freiwillige Helfer hätten sich dafür bereiterklärt. Es werde aber auch mit den Feuerwehren und mit der Polizei zusammengearbeitet. So etwa bei einem Einsatz in Bürvenich, wo aus einem Dachgiebel verwaiste Eichhörnchenbabys gerettet worden seien. „Und wir arbeiten Hand in Hand mit den Jagdpächtern“, betont er.
Rund 50 Helfer engagieren sich ehrenamtlich in dem Netzwerk. Dafür habe es mehrere Schulungen gegeben, auch für die Tierärzte, die damit auf ihren Einsatz vorbereitet worden seien, zählt Plamper auf. Genauso habe es Schulungen für die Aufzucht von Jungvögeln oder das Aufpäppeln von Igeln gegeben. „Wir wollen die Leute professionalisieren“, erläutert Plamper.
Fuchs und Marder auf dem Hasenberghof aufgepäppelt
Pflegestellen gebe es zum Beispiel auf dem Hasenberghof der Dr.-Axe-Stiftung in Kronenburg. „Wir hatten schon immer Pflegestellen“, sagt Plamper, der dort Hofleiter ist. Denn neben der Alten- und Opferhilfe sowie der Kunstförderung sei auch der Tierschutz ein Stiftungsziel. 129 Rinder, 25 Schafe, Pferde, Esel, Ziegen und vieles mehr haben auf dem Hof ein dauerhaftes und sicheres Zuhause gefunden. Hier wurden junge Marder und auch ein Fuchs, die verwaist aufgefunden worden waren, aufgepäppelt und dann, als sie groß genug waren, in die Natur entlassen. Möglichst dort, wo sie gefunden wurden.
„Es ist immer wunderschön, wenn ein gerettetes Tier wieder ausgewildert werden kann“, beschreibt Plamper die Gefühle in dem Moment, wenn die Schützlinge in die Freiheit entlassen werden.
Bei Bedarf verweisen die Helfer an Kollegen in den Nachbar-Kreisen
Augenblicklich bestehe Bedarf bei Igeln, sagt Marion Zöller. Wenn es im Sommer heiß sei, dann häuften sich auch die Anrufe bezüglich Schwalben. „Wenn es denen zu heiß wird, dann springen sie aus dem Nest“, beschreibt sie das Problem. Doch es gebe gerade bei Jungvögeln den großen Unterschied: Handelt es sich bei dem Findling um einen Nestling, der Hilfe braucht, oder um einen Ästling, der gerade flügge wird? Hier berate die Hotline, sagt sie. „Da hatten wir rund 230 Anrufe im letzten Jahr“, zählt sie auf.
Und auch über die Angebote in der Nachbarschaft wissen die Menschen, die über die Hotline erreicht werden können, Bescheid. Denn sie haben Ansprechpartner für Aachen, Düren, Köln, Rhein-Berg, Prüm und Daun gefunden, an die sie im Notfall verweisen können.
„Das System funktioniert“, resümiert Hellgardt. Doch es stehe und falle mit den Ehrenamtlern. „Es braucht viele, die dort mithelfen, wo die Fäden zusammenlaufen“, sagt er. Denn Einzelkämpfer müssten oft ihr Engagement einstellen. So aber können die Sachkosten der Helfer wie Fahrtkosten, Medikamente oder Strom sowie die Kosten der Hotline über die Spenden gedeckt werden.
Für Unterstützungswillige ist eine Kontonummer auf der Internet-Seite der Wildtierhilfe zu finden. Erreichbar ist die Hotline unter der Telefonnummer 06557/9009879.


