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Kommentar

Landratswahl
Die Strategie der CDU im Kreis Euskirchen ist nicht aufgegangen

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3 min
Das Bild zeigt Markus Ramers, der beide Fäuste nach dem Sieg ballt.

Siegerfäuste: Landrat Markus Ramers feierte seinen Erolg nach der Wiederwahl.

Der Freilinger Amtsinhaber Markus Ramers setzte sich im Kreis Euskirchen mit einer Riesenmehrheit durch - auch dank seiner Social-Media-Präsenz.

Einem Wettbüro wäre es schwergefallen, im Vorfeld der Wahl Quoten festzulegen, ob Markus Ramers oder Herausforderin Sabine Preiser-Marian das Rennen ums Landratsamt machen würde.

Der Riesenmehrheit der Kreisbürger ist es aber offenbar leicht gefallen, sich für den Amtsinhaber zu entscheiden. Mit seinem jetzigen Wahlergebnis hat Markus Ramers selbst das von 2020 deutlich getoppt, als er in der Stichwahl mit mehr als 60 Prozent der Wählerstimmen den damaligen CDU-Kandidaten Johannes Winckler vom politischen Parkett fegte. Die Kreisbürger haben Markus Ramers den Auftrag erteilt, weitere fünf Jahre die Kreisverwaltung zu leiten – und damit die Geschicke des Kreises maßgeblich mitzubestimmen.

Auch Sabine Preiser-Marian hatte gegen Ramers keine Chance

Der CDU ist es nicht geglückt, nach dem überraschend hohen Wahlsieg von Ramers bei der Kommunalwahl 2020 einen Kandidaten oder eine Kandidatin aus den Reihen der Union in Schlagdistanz zu bringen. Das aktuelle Ergebnis spiegelt deutlich die Popularität von Ramers wider, der 2020 die Nachfolge von Günter Rosenke als „Bürgerlandrat“ angetreten hat, wenn auch mit dem Parteibuch der Sozialdemokraten.

Bei ihrer jetzigen Kandidatenkür hatte die CDU erstmals seit 2009, als sie ihren damaligen Landrat Günter Rosenke – vergeblich – in die Wüste schicken wollte, eine durchaus geschickte Strategie gewählt. Darin spielte nach der Corona-Pandemie, in der Ramers dank seiner multimedialen Social-Media-Präsenz einen deutlichen Vorsprung im digitalen Wahlkampf errang, diesmal die Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 eine entscheidende Rolle.

Christoph  Heup

Christoph Heup

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Zwei CDU-Mitglieder spülte die Flut mit den schrecklichen Geschehnissen in ihren Kommunen in den Blick der Menschen. Schleiden und Bad Münstereifel waren die Kommunen, die landesweit am härtesten getroffen wurden. In Schleiden war es Bürgermeister Ingo Pfennings, in Bad Münstereifel Sabine Preiser-Marian, die mit ihren Verwaltungen herausragende Jobs zur Bewältigung der Katastrophe und zum Wiederaufbau machten. Das soll die Leistung anderer Bürgermeister nicht schmälern, aber die beiden schafften es, die mediale Aufmerksamkeit auf ihre Kommunen zu ziehen, und erwarben auch so Respekt von Menschen, die sich in ihrer Not überörtlich wahrgenommen fühlten.

Da Pfennings frühzeitig abwinkte (weil er vielleicht Detlef Seif beim Bundestagsmandat beerben will?), war Sabine Preiser-Marian die einzige Trumpfkarte. Und brachte die Chance mit, dass mit ihr erstmalig eine (starke) Frau (aus der freien Wirtschaft) an der Spitze der Kreisverwaltung stehen könne.

Doch auch Ramers machte einen herausragenden Job bei und nach der Flut. Er setzte Wiederaufbau und Bevölkerungsschutz ganz nach oben auf seine Agenda.   Ihm Fehler oder gar einen Skandal in der Amtsführung nachzuweisen, ist nicht möglich. Bei der digitalen Professionalisierung des Wahlkampfs hatte der Social-Media-Routinier weiter die Nase vorn, auch wenn nicht jeder seine permanenten Facebook- und Insta-Auftritte beklatschte.

Und auch seine starke Live-Präsenz im Kreis in der selbst erklärten Nachfolge Rosenkes als Bürgerlandrat dürfte ebenso wie sein Amtsbonus, sein „Ich bin ein Eifeler“, sein Familienmensch-, Sportler- und Schwiegermutters-Liebling-Image dazu beigetragen haben, soweit oben in der Wählergunst zu bleiben.