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200.000 Euro KostenDem Eifel-E-Bike droht im Kreis Euskirchen das Aus – Kommunen uneinig

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Das Bild zeigt zahlreiche Eifel-E-Bikes vor dem Euskirchener Bahnhof.

Am Euskirchener Bahnhof können zahlreiche Eifel-E-Bikes entliehen werden. Das System wird in allen Kommunen angeboten – noch.

Der Kreis Euskirchen muss das Mobilitätsprojekt Eifel-E-Bike neu ausschreiben. In einigen Räten werden die Kosten aber kritisch gesehen.

Das kreisweite E-Bike-Verleihsystem des Kreises Euskirchen steht auf dem Prüfstand. Das Mobilitätsprojekt „Eifel-E-Bike“ wurde im Juli 2021 als Fördermaßnahme gestartet – pandemiebedingt und durch die Flutkatastrophe allerdings mit Verzögerung. Inzwischen gibt es nach Angaben der Kreisverwaltung in den elf Kommunen 16 feste und 35 virtuelle Verleih-Stationen mit insgesamt 144 E-Bikes.

Besonders in der Kreisstadt Euskirchen sei das Angebot stark ausgebaut worden, schreibt der Kreis in einer Vorlage für den Mobilitätsausschuss, der an diesem Mittwoch tagt. Dort startete man zunächst mit zwei festen Stationen, die später um drei weitere erweitert wurden. Finanziert wurde das über Klimaschutzmittel von Stadt und Kreis. Allein in diesem Jahr – bis Stichtag 30. Juni - wurden die E-Bikes laut Kreis in Euskirchen schon 8484-mal ausgeliehen. In Weilerswist wurden in diesem Zeitraum 787, in Kall 598 und in Dahlem 62 Ausliehen registriert.

Vertrag mit E-Bike-Anbieter läuft Ende 2026 aus

Der Vertrag mit der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) und dem Anbieter nextbike läuft zum Jahresende 2026 aus. Daher plant der Kreis Euskirchen, das System ab Januar 2027 in Eigenregie fortzuführen. Damit dies möglich ist, muss der Kreistag am 17. Dezember die Ausschreibung beschließen, um im Januar 2026 mit dem Vergabeverfahren beginnen zu können.

Auf Verwaltungsebene haben alle Kommunen bereits Zustimmung signalisiert, auch wenn die Haltung in den Räten unterschiedlich ist. So möchte Hellenthal aus dem Projekt aussteigen, weil der Zuschussbedarf in Höhe von 20 Euro pro Ausleihe aus Sicht der Kommune einfach zu hoch sei.

Einige Kommunen sehen hohe Kosten kritisch

Die Stadt Schleiden spricht sich nach Angaben von Bürgermeister Ingo Pfennings für die Fortführung aus. „Allerdings nur, wenn insbesondere die Nachbarkommunen Hellenthal, Kall und Mechernich das System fortführen“, so der Schleidener Verwaltungschef.

Die Kreisstadt Euskirchen will sich laut Wolfgang Honecker, Technischer Beigeordneter, einer Neuausschreibung zur Fortführung des kreisweiten Verleihsystems anschließen. Kall, Mechernich und Blankenheim sehen die hohen Kosten jedoch kritisch. Gleiches gilt für Zülpich. Der Strukturausschuss der Römerstadt sprach sich in der jüngsten Sitzung mehrheitlich gegen die Fortsetzung und Ausschreibung aus. CDU, FDP und UWV stimmten gegen das Projekt, SPD und Grüne dafür.

Das Bild zeigt das Hinweisschild auf die Eifel-E-Bike-Station. Im Hintergrund ist der Turm der Landesburg zu sehen.

In Zülpich, hier die Station an der Landesburg, hat sich die Politik mehrheitlich gegen das Eifel-E-Bike ausgesprochen.

Uneinigkeit besteht auch über die Finanzierungsform: Während einige Städte weiterhin die Finanzierung über die allgemeine Kreisumlage favorisieren, wünschen sich andere eine separate Lösung analog zur ÖPNV-Umlage.

Auch die Bilanz zu den E-Bike-Ausleihen fällt gemischt aus. Während in Euskirchen die Nachfrage durch die zusätzlichen Stationen spürbar gestiegen ist, gab es in Mechernich und Bad Münstereifel zuletzt Rückgänge – unter anderem wegen Bahnstreckensperrungen und Umbauten am Bahnhof. In Nettersheim konnte sich das System bislang nur langsam etablieren.

Ein Testlauf mit dem sogenannten Dorfrad-Projekt in Bürvenich, Keldenich und Firmenich/Obergartzem wurde wegen geringer Nachfrage beendet. Die Räder gingen dem Kreis zufolge in den Gesamtbestand über. Für die Zeit nach 2026 plant der Kreis eine jährliche Budgetgrenze von 200.000 Euro. Die Finanzierung soll weiterhin über die allgemeine Kreisumlage erfolgen. Das Grundangebot soll kreisweit 140 E-Bikes umfassen, also in etwa in der Größenordnung des derzeitigen Bestands.

E-Bikes mit Wechselakku sollen kommen

Ergänzend könnten Kommunen künftig zusätzliche Stationen oder Räder auf eigene Kosten einrichten. Zur gerechten Verteilung der Räder wurden zwei Varianten entwickelt: Entweder richtet sich die Zahl der E-Bikes zu gleichen Teilen nach der bisherigen Nachfrage und nach dem Anteil der jeweiligen Kommune an der Kreisumlage, oder sie orientiert sich ausschließlich an diesem Umlageanteil.

Bei einer Markterkundung mit drei möglichen Anbietern zeigte sich laut Kreis, „dass in Zukunft auf moderne Wechselakku-Systeme gesetzt werden könnte, die keine festen Ladesäulen mehr erfordern“. Dadurch entfalle die Unterscheidung zwischen festen und virtuellen Stationen, was den Betrieb flexibler und kostengünstiger machen könnte. Zudem soll der Verwaltung zufolge das neue System ausschließlich E-Bikes umfassen – eine Kombination mit herkömmlichen Fahrrädern ohne Elektrounterstützung wird nicht empfohlen.

Für jede Kommune sollen künftig mindestens zwei Stationen vorgesehen werden. Der erste Standort soll in der Regel vom Kreis festgelegt werden, meist an Bahnhöfen oder Busbahnhöfen, während der zweite und mögliche weitere Standorte vom Anbieter bestimmt werden. So könnten Nachfrage und logistische Abläufe künftig besser berücksichtigt werden.


Nach Angaben der Verwaltung leben aktuell schon mehr als 202.000 Menschen im Kreis. Die Einwohnerzahlen im Überblick:

  1. Bad Münstereifel: 18.343
  2. Blankenheim: 8431
  3. Dahlem: 4418
  4. Euskirchen: 59.787
  5. Hellenthal: 7784
  6. Kall: 11.179
  7. Mechernich: 29.153
  8. Nettersheim: 8776
  9. Schleiden: 13.498
  10. Weilerswist: 18.875
  11. Zülpich: 21.820
  12. Gesamt: 202.064

Um das vom Kreis Euskirchen anvisierte Budget für die E-Bikes zu stemmen, sollen die Kommunen wie folgt zur Kasse gebeten werden:

  1. Bad Münstereifel: 18.571,43 Euro
  2. Blankenheim: 8571,43 Euro
  3. Dahlem: 4285,71 Euro
  4. Euskirchen: 60.000 Euro
  5. Hellenthal: 7142, 86 Euro
  6. Kall: 11.428,57 Euro
  7. Mechernich: 28.571, 43 Euro
  8. Nettersheim: 8571, 43 Euro
  9. Schleiden: 12.857,14 Euro
  10. Weilerswist: 18.571,43 Euro
  11. Zülpich: 21.428,57 Euro
  12. Gesamt: 200.000 Euro