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Bedarf unverändert hochIm Kreis Euskirchen werden die treuen Blutspender immer weniger

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Das Symbolbild Bild zeigt einen Arm mit einer Kanüle in der Vene. Daneben liegt ein Beutel mit Blut.

Immer weniger Menschen gehen zur Blutspende. Dabei ist der Bedarf an Blutkonserven unverändert hoch.

Die älteren, treuen Blutspender werden immer weniger. Jüngere kommen zwar zur Erstspende, sind dann aber selten regelmäßig dabei.

„Es könnten mehr sein.“ Thomas Heinen, Bereichsleiter Einsatzdienste beim DRK-Kreisverband, formuliert vorsichtig, wie es um die Zahl der Blutspender im Kreis Euskirchen steht. Seine Kollegin Edeltraud Engelen sagt es drastischer: „Ich muss um jeden kämpfen.“ Immer wieder schlagen Krankenhäuser Alarm, weil ein Engpass bei Blutkonserven droht – besonders eng wird es meist zur Ferienzeit.

Im Kreis Euskirchen ist das Deutsche Rote Kreuz die einzige Organisation, die Blutspendetermine anbietet. Rund 80 seien es im vergangenen Jahr gewesen, sagt Thomas Heinen. Rund 10.500 Menschen haben sich dabei Blut abzapfen lassen, 830 davon seien Erstspender gewesen. Heinen sieht die Eifel da noch ein bisschen als heile Welt: „Hier denkt man noch nachbarschaftlich und ist entsprechend hilfsbereit.“

Beauftragte für Blutspende ist empört über einen Termin in Euskirchen

In Großstädten sei die Lage weniger gut, dort sei es auch deutlich schwieriger, Ehrenamtler zu finden, die bei den Terminen helfen. Jedoch: Es gebe immer weniger treue Spender. Das sei ein entscheidender Unterschied zwischen den Generationen. Die älteren kämen regelmäßig, werden aber naturgemäß immer weniger. Junge Leute seien zwar bereit, Blut zu spenden, kämen aber seltener wieder.

Edeltraud Engelen erzählt von einem Mann, der schon für 225 Blutspenden geehrt worden sei und die 250 noch vollkriegen wolle – auf solche Zahlen werde künftig wohl kaum noch jemand kommen. „Die Babyboomer sind das Fundament der Blutspende“, sagt die Kreisblutspendebeauftragte und bricht damit eine Lanze für die in letzter Zeit so oft gescholtene Generation.

Die Babyboomer sind das Fundament der Blutspende
Edeltraud Engelen, Kreisblutspendebeauftragte

Wenn sie an den jüngsten Blutspendetermin in Euskirchen denkt, ist sie regelrecht empört. Der war am 2. Oktober, am Donnerstag vor einem Feiertag. Normalerweise kommen zu den Terminen rund 300 Leute. „Diesmal waren es nur 188. Das war das schlechteste Ergebnis, das wir je hatten“, sagt Engelen.

Ein frisches Tattoo ist für sechs Wochen ein Ausschlusskriterium

Blut spenden, erklärt Heinen, könne jeder, der älter als 18 Jahre und gesund sei. Allerdings: Mit frischem Tattoo oder Piercing geht es nicht, da gilt eine Karenzzeit von sechs Wochen. Erstspender dürften höchstens 68 Jahre alt sein, für „Wiederholungstäter“ gebe es keine Altersbeschränkung.

Mit jedem Spender oder jeder Spenderin führt ein Arzt ein Aufklärungsgespräch. Und: „Bis die Nadel im Arm steckt, kann man immer noch sagen, dass man es sich anders überlegt hat.“ Wer Blut spendet, tut nicht nur Gutes, sondern bekommt auch Gutes zurück. Nicht nur der Eisengehalt des Blutes wird ermittelt, es wird auch auf Infektionskrankheiten getestet.

Wir bieten ein Buffet an wie im Hotel.
Thomas Heinen, Bereichsleiter Einsatzdienste beim DRK Kreis Euskirchen

Wer regelmäßig spendet, kann sogar eine effizientere Blutbildung haben. Und zu essen bekommt man auch noch. Die Zeiten, in denen es hinterher ein belegtes Brötchen und eine Tasse Kaffee gab, seien längst vorbei, sagt Thomas Heinen. „Wir bieten ein Buffet an wie im Hotel.“ Mit Suppe und Salaten, Rührei und Waffeln.

So eine Blutspendeaktion sei für das Team der Ehrenamtler einen ganzen Tag Arbeit, berichtet Engelen. Sie übernehmen den Empfang und die Anmeldung, stellen die Verpflegung, richten den Raum her. Der Blutspendedienst des DRK rückt mit Ärzten und weiterem Fachpersonal an – zehn bis zwölf Personen für einen Termin mit 300 Spendern, wie Heinen sagt.

Für Edeltraud Engelen ist Blutspende gelebte Solidarität

500 Milliliter Blut werden bei einer Spende abgezapft. Das wird aufgespalten, so dass davon am Ende von einer Spende fünf Empfänger profitieren. Von einem Engpass bei den Spenden mag man im Marien-Hospital Euskirchen nicht sprechen. Das Transfusionsmanagement stelle einen zentralen Bestandteil der Patientenversorgung dar, heißt es.

Dazu zählten das Erkennen und Behandeln von Anämien, die Minimierung von Blutverlusten durch OP-Techniken und Medikamente sowie das gezielte und sparsame Einsetzen von Transfusionen. Im Marien-Hospital sei dadurch eine sichere Versorgung mit Blutkonserven gewährleistet. Dennoch appelliert auch das Krankenhaus: „Blutspenden ist gelebte Solidarität.“

Gelebte Solidarität ist es auch, bei Blutspendeaktionen tatkräftig zu helfen. Edeltraud Engelen macht das seit nunmehr 20 Jahren. „Eigentlich hatte ich mir gesagt: Mit 75 hörst du auf.“ Jetzt ist sie 76 und immer noch dabei. Weil sie, wie sie sagt, das Elend der Menschen auf der onkologischen Station in der Klinik gesehen hat. Sie spreche jeden, den sie kenne, aufs Blutspenden an. Denn: „Einer muss doch noch kämpfen.“


Nur drei Prozent spenden Blut

Der ADAC hat eine Studie zum Thema Blutspenden veröffentlicht. 2053 Menschen wurden befragt, davon 301 Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen. Das Ergebnis: Mehr als 80 Prozent der Befragten finden Blutspenden gesellschaftlich wichtig, zwei Drittel sind grundsätzlich bereit zu spenden. Tatsächlich gehen aber nur drei Prozent der Erwachsenen regelmäßig zur Blutspende.

Vor allem junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren sagten laut ADAC, sie fühlten sich bei dem Gedanken, Blut zu spenden, unwohl oder hätten Angst. Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, sie hätten im vergangenen Jahr keine Kampagne zur Blutspende wahrgenommen.