Jeck im RähnWeyerer wird Büttenredner im Kölner Karneval

Lesezeit 4 Minuten
Jeck im Rään

Quietschgelber Friesennerz und Regenkappe sind die Markenzeichen des Kostüms vom „Jeck im Rähn“.

Mechernich-Weyer – Für Björn Wassong, Präsident der KG Weyerer Blömche, wird ein Traum wahr: Den „Jeck im Rähn“, als der er seit 13 Jahren im Südkreis in die Bütt geht, hat die Nachwuchsakademie des Festkomitees Kölner Karneval entdeckt und unter Vertrag genommen. Innerhalb eines dreijährigen Coachings wird das „Oberblömche“ in Köln zum professionellen Büttenredner geformt.

Den Auftritt am 25. Oktober im Kölner „Alten Wartesaal“ am Hauptbahnhof wird er so schnell nicht vergessen. „Der erste Witz hatte sofort gesessen“, erinnert sich der 37-jährige Weyerer, und natürlich kannte er alle Krätzcher der Helmut Bloedgen Band, die so immer wieder musikalisch kurz seine 15-minütige Rede in der Bütt unterbrach. Und jedes Krätzchen ist, so will es die Tradition, eine Art Anerkennung der Bühnenmusik für einen besonders guten Witz.

Standing Ovations

Am Ende seines Auftritts als „Ne Jeck im Rähn“ gab es für den Weyerer Büttenredner Standing Ovations der 400 Zuschauer, darunter viele Experten: Präsidenten von Kölner Garden, Literaten aus den großen Karnevalsgesellschaften. Kurz: Ein „Blömche“ war entdeckt. Ein neuer Stern am jecken Himmel im gelben Friesennerz, Regenkappe und einer mit blauen Regentropfen bedruckten weißen Clownshose.

Wie er zum diesjährigen „Vorstellabend“ des Literarischen Komitees des Festkomitees Kölner Karneval (FKK), gekommen war, ist für Björn Wassong, im bürgerlichen Leben beim Bundesvermögensamt in Köln beschäftigt, verheiratet und Ortsvorsteher von Weyer, immer noch ein kleines Wunder. „Das war wohl ein Ergebnis der Damensitzung in Mechernich“, mutmaßt Wassong, der sich an den umjubelten Auftritt am 3. Februar vor 1000 jecken Frauen in der Mehrzweckhalle noch gut erinnert.

Talent-Scout im Publikum

Was Wassong damals nicht wusste: Im Publikum hatte ein Kölner Talent-Scout den Auftritt verfolgt. Horst Müller ist einer der Geschäftsführer der in der Karnevalsszene bekannten Agentur „alaaf.de“.

Und dann ging es ziemlich schnell: Schon im April wurde Wassong zum Vorsprechen in die Akademie des Festkomitees nach Köln eingeladen: „Ich war nervös, es wurde ziemlich rumgemäkelt“, erinnert sich Wassong. Die Jury schlug ihm vor, das geschwurbelte Kölsch zu lassen und auf sein Weyerer Platt zu vertrauen.

Regenschirm als Markenzeichen

Natürlich galt Wassongs Bühnenpräsenz als optimierbar – und der Regenschirm, eines der Markenzeichen des „Jeck im Rähn“, wurde gleich ganz verboten: Den habe schon der „Weltenbummler“ in der Bütt dabei gehabt, hieß es.

Doch insgesamt sahen die Experten Wassongs Potenzial. Immerhin ist das „Oberblömche“ seit 13 Jahren erfolgreich in der Bütt. Sie boten Wassong das dreijährige Coaching an. Vor allem Fritz Kautz, Ex-Präsident des Altermarktspielkreises, war begeistert, so Björn Wassong. „Dem hat zum Beispiel richtig gut gefallen, dass ich alle Kölschen Lieder kenne.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Mehr als ein Dutzend mal hat Wassong mittlerweile – meistens an Samstagvormittagen – die Coachings in der Nachwuchsakademie besucht, die für ihn kostenlos sind. Drei Jahre dauert die Ausbildung in Köln, unter anderem sind zwei Ensemblemitglieder des Kölner Scala-Theaters als Trainer engagiert.

Sprechtraining, Atemtechnik, Mimik, Gestik, Spannungsaufbau einer Rede, Vortragsgestaltung, Bühnentechnik – auch Vermarktungsstrategien stehen auf dem Stundenplan in der Akademie. Björn Wassong wurde in die offizielle Vorstellbroschüre des Literarischen Komitees für die Session 2020 aufgenommen, er hat sich von einer Profifotografin als „Jeck im Rähn“ für eine „Set-Karte“ neu ablichten lassen. Alles so Gedruckte dann natürlich mit dem offiziellen Gütesiegel der FKK-Nachwuchsakademie.

Testläufe in Kneipen

Testläufe des Einstudierten finden in Kölner Kneipen statt – und eben einmal im Jahr die große Vorstellrunde, wie am 25. Oktober im „Alten Wartesaal“. Sie dient vor allem dazu, die jecken Nachwuchsaktiven mit den Agenturen und Vertretern der großen Kölner Karnevalsgesellschaften in Kontakt zu bringen.

In den vergangenen 13 Jahren für immer rund ein Dutzend Auftritte pro Session im Südkreis, habe er ja seine Reden „ehrlich gesagt immer erst eine Woche vor dem ersten Auftritt geschrieben.“ Vorbei: Jetzt feilen die Profis mit dem „Oberblömche“ an jedem Wort und jeder Pointe, bis alles perfekt ist.

Auftritt in Köln

Vor allem aber konnte Wassong jetzt schon über das große Netzwerk des Festkomitees für einige Auftritte gebucht werden. Mit mehr als einjährigem Vorlauf sogar für einen der Kölner Karnevalshimmel: „Am 23 Januar 2021 trete ich im Sartory auf“, so der Weyerer. Zwar nicht im ganz großen Saal – aber egal. Nach dem „Tusneldschen“ und „Botz un Bötzjer“ ist Björn Wassong der nächste Jeck aus der Eifel im Kölner Karneval.

Schirmverbot 

Nur dass ihm der geliebte Regenschirm von den Profis verboten wurde, hat ihn zunächst irritiert: „Wo soll ich jetzt mit meinen Händen hin? Ich konnte mich so gut an dem Schirm festhalten.“

Der Tipp der Profis: Einfach mit den Händen ins Revers des Ostfriesennerzes greifen. Und so wird Björn Wassong künftig eine Pointe in sein Programm einbauen, deren Bedeutung nur die Wenigsten kennen: „In Köln – da han se mir dä Schirm jeklaut!“

KStA abonnieren