Paveier, Bläck Fööss, Höhner, Casalla und Brings – das Line-up, das in Mechernich geboten wurde, hätten viele in Köln gerne.
„JSLMM“In Mechernich gaben sich wieder Kölsche Kult-Bands die Klinke in die Hand
Der überraschende, wenn auch nur kurze Wintereinbruch konnte die Stimmung in der Mechernicher Mehrfachturnhalle nicht trüben. An die 1500 Jecke feierten am vergangenen Wochenende bei der 26. Auflage von „Jeck sin, lache, Musik mache“ – oder kurz: JSLMM.
Bekanntlich ist der Veranstalter des schon traditionellen Stelldicheins der bekanntesten Musikgrößen aus dem Kölner Karneval der Junggesellenverein Satzvey. Die Macher des Spektakels sind aber schon lange nicht mehr unverheiratet.
Aber was soll's? „Wir machen es noch so lange, wie es uns Spaß macht“, sagt Guido Meyer, einer derjenigen, die 1997 auf Holzpaletten „Jeck sin, lache, Musik mache“ gegründet hatten. So sieht es mittlerweile auch die zweite Generation des JGV Satzvey, die das wohl größte jecke Event zwischen dem Elften im Elften und der karnevalistischen Weihnachtspause im Kreisgebiet organisiert.
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Und alle waren sie wieder gekommen: Paveier, Bläck Fööss, Höhner, Casalla und Brings lautete das Line-up am Freitag, dem ersten der beiden JSLMM-Tage. An die 700 Jecken aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern waren in die Halle gekommen.
Paveier hatten mit der Witterung zu kämpfen - doch dann legten sie los
Platz wäre ja für noch mehr Fans gewesen. Damit das nicht so auffiel, hatte man den rückwärtigen, nicht „verkauften“ Teil der Halle mit einer Plane abgetrennt. Das machte es für die, die da waren, einfach gemütlicher.
Aber auch etwa 50 bezahlte Plätze waren nicht besetzt: Mutmaßlich einige Freunde der Karnevalsmusik aus den Gemeinden Hellenthal, Dahlem und Blankenheim mussten angesichts des Verkehrschaos nach dem starken Schneefall die Anreise abbrechen oder kamen verspätet an.
Auch Sven Welter, Sänger der Paveier, wirkte wenige Minuten vor dem Auftritt der Band froh, es angesichts des Wintereinbruchs doch noch nach Mechernich geschafft zu haben, wo die Band, wie andere Größen aus der Domstadt auch, seit vielen Jahren zum Stammpersonal gehört. „Die Atmosphäre hier ist einfach super, es ist familiär, die Leute feiern friedlich gemeinsam“, so seine Einschätzung, die sich beim Auftritt wenig später erneut bestätigen sollte.
Doch kann man angesichts der aktuellen Weltlage mit den Kriegen in der Ukraine, im Nahen Osten, der implodierten „Ampel-Regierung“ und der Wahl des erratischen Donald Trump zum US-Präsidenten unbeschwert feiern? „Gerade deshalb“, antwortete Erika Wald, stellvertretende Leiterin der Kita in Nettersheim-Zingsheim. Sie war mit sieben Erzieherinnen des Teams als „Cowgirls“ nach Mechernich gekommen.
Die Clique setzte das von ihr ausgegebene Motto eindrucksvoll um: „Gemeinsam feiern und eine schöne Zeit verbringen!“ Die wurde, wenn man so will, strukturiert von Moderator Karl Dederichs aus dem JSLMM-Team und Jörg Grewe, bewährter DJ in den Umbaupausen zwischen den Auftritten. Professionell kurz waren die Konzertunterbrechungen, sie gingen dank Rollcontainern für die Instrumente schnell über die Bühne.
So mussten die Fans auch nicht allzu lange auf den Auftritt der Bläck Fööss warten. Die Band kommt schon in der zweiten Session komplett ohne ein Gründungsmitglied aus und brauchte wie immer nur einige ihrer „Klassiker“ anstimmen, etwa „In unsrem Veedel“, „Bickendorfer Büdchen“ oder „Wasser vun Kölle“, und das jecke Publikum war sofort dabei, sang textsicher mit und schunkelte.
„Das ist der erste Auftritt in der Eifel in der neuen Session bis zur Weihnachtspause, auch der erste Schnee, den wir in diesem Jahr sehen, und wir kommen mal raus aus Köln“, fasste Fööss-Sänger Mirko Bäumer seine „Jeck sin ...“-Erfahrung in diesem Jahr zusammen.
Es war einer der ersten Auftritte von „um die 160 pro Session“, die es wohl auch 2024/25 bis Aschermittwoch würden. „Fööss“-Fans sind auch die 20 „Elben im Schlafanzug“, wie Kevin seine in bunter Fantasie-Baumwolle gekleidete, aber mit den markanten Spitzohren unter dem grasgrünen Käppi als edle „Herr der Ringe“-Aktivisten erkennbare Clique aus Lommersum, Dürscheven und Zülpich vorstellte. Man habe eigentlich schlicht in privaten Schlafanzügen kommen wollen, das sei dann aber doch zu farblos gewesen, so der Ober-Elb. Da blieb nur der Gang zum Kostümhändler.
Mechernicher: Rosenverkäufer weiß genau, wo das Geschäft läuft
Für Sani aus Ahrweiler war die Gruppe, die die Hälfte eines der begehrten Tische im Block direkt vor der Bühne reserviert hatte, keine gute Adresse. Weil es offenbar unter den „Elben“ keine frisch verliebten Paare gab.
Der Rosenverkäufer ist nach eigenen Angaben „schon immer hier dabei“ und hat im Laufe der Jahre einen sicheren Blick dafür entwickelt, wer ein potenzieller Abnehmer der langstieligen Prachtblumen sein könnte: „Junge verliebte Leute, das erkennt man sofort. Ältere sagen eher: Das mit den Rosen haben wir schon hinter uns.“
Verkaufe er zehn Rosen, seien es in neun Fällen Männer, die sie für ihre Angebetete erstünden, nur einmal eine Frau für ihre bessere Hälfte.
So gesehen war leider auch der „Engel“ am Bühnenrand für den Rosenmann keine Mühe wert, denn Nadine aus Mechernich war offenbar eher als Single-Engel im weißen Kunstfederplüsch-Kostüm inklusive Flügelbesatz unterwegs.
LED-Lichter gaben dem Kostüm durchaus etwas Überirdisches. „Das kriegt man so im Laden“, erklärte Nadine etwas ernüchternd zu einem der auffälligsten Kostüme des Abends. Sie sei wegen der Höhner hier, sagte sie, und die kamen wenig später mit forschem Schritt auf die Mechernicher Bühne.
„Seid ihr warmgetanzt, gut bei Stimme?“ Höhner-Sänger Patrick Lück stellte eine rhetorische Frage. Das Bekenntnis-Lied „Hey Kölle“ eröffnete den Auftritt der Band, ein Garant für weitere Karnevalsglückseligkeit beim Publikum. Auch vier Clowninnen im Tüllrock und unter bunten kleinen Hütchen aus Kommern waren begeistert: „Das ist hier einfach alles gut! Wir sind zufrieden“, so Clown-Frau Christina. Und da standen die Auftritte ihrer Favoriten Casalla und Brings erst noch bevor.
Und während sich südlich von Mechernich langsam das Wetter wieder beruhigte und es so November-usselig wurde wie an den Tagen zuvor, begann in der Mehrzweckhalle auch bei der 26. Auflage von „Jeck sin, lache, Musik mache“ zuverlässig das, was seit 26 Jahren das Versprechen ist: für ein paar Stunden fünfte Jahreszeit.