Die Kallmuther Bürgerschaft kritisiert, dass ein knapp 250 Meter hohes neues Windrad 200 Meter näher am Ort gebaut werden soll als der Vorgänger.
Ärger wegen WindkraftNeues Windrad soll näher an den Ort Kallmuth heranrücken

Dunkle Wolken sieht Ortsbürgermeister Robert Ohlerth in Sachen Repowering über Kallmuth aufziehen. Grund ist der geplante Standort für eine neue Windkraftanlage. Diese soll rund 200 Meter näher ans Dorf heranrücken als die alte Anlage, die sie ersetzt.
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Mit den neuen Windrädern, die sich seit einigen Jahren im südlich des Dorfes gelegenen Windpark Ravelsberg drehen, haben die Kallmuther bislang eigentlich recht gute Erfahrungen gemacht. „Die großen Windkraftanlagen sind im Betrieb wesentlich ruhiger als die kleinen Windräder, die es früher hier gab“, zieht Ortsbürgermeister Robert Ohlerth eine positive Zwischenbilanz des Repowerings. Gut sei auch, dass die Zahl der Windräder auf dem Ravelsberg, die man vom Dorf aus sehen kann, abgenommen habe: „Es waren mal ganze 14 Stück, jetzt sind es nur noch fünf.“
Aktuell aber sieht Ohlerth dunkle Wolken über dem Dorf aufziehen – im übertragenen Sinn jedenfalls. Grund ist der geplante Standort, an dem als Ersatz für eines der in die Jahre gekommenen Windräder eine mehr als doppelt so hohe, moderne Anlage gebaut werden soll. Denn dieser Standort liegt rund 200 Meter näher am Dorf.
Kallmuther Bürger lehnen den geplanten Standort ab
Geplant ist dort ein Windrad vom Typ Enercon E-160 EP5E3R1 mit einer Gesamthöhe von 246,6 Metern und einer Nennleistung von 5560 kW. Das Vorhaben ordnet Ohlerth äußerst kritisch ein: „Warum wird das neue Windrad nicht am alten Standort gebaut?“, stellte der Kallmuther Ortsbürgermeister die entscheidende Frage. Dann könnte man in Kallmuth durchaus damit leben, aber ein neuer Standort näher am Dorf werde von den Leuten im Ort schlichtweg abgelehnt, erklärte Ohlerth in einer Pause der jüngsten Ratssitzung.

Am Windpark Ravelsberg läuft das Repowering: Die vielen alten Windräder werden nach und nach durch weniger, aber größere Anlagen, ersetzt.
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Dieser Argumentation schloss sich auch die Mehrheit im Rat an: Repowering ja, aber dann nur am alten Standort. Die Stadtverordneten versagten dem Projekt das gemeindliche Einvernehmen. Entschieden wird über den Bauantrag jedoch nicht bei der Stadt, sondern auf Kreisebene: Verfahrensleitende Behörde für die Genehmigung von Windenergieanlagen ist die Untere Immissionsschutzbehörde des Kreises Euskirchen.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, in dessen letzter Ratssitzung das Thema auf der Tagesordnung stand, hofft, dass die Kreisverwaltung der Argumentation der Mechernicher folgt. „Wir lehnen das Projekt ja nicht rundheraus ab, sondern äußern konstruktive Kritik“, betonte der aus dem Amt scheidende Verwaltungschef: „Wir schlagen den Standort des alten Windrads für das Repowering vor.“
Im Mechernicher Stadtgebiet sind noch weitere Windkraftanlagen geplant
Das gemeindliche Einvernehmen versagten die Ratsvertreter – jeweils mit Ausnahme der Mitglieder der Grünen – auch bei zwei weiteren Windkraftprojekten im Mechernicher Stadtgebiet. Das war im Fall eines Vorhabens zwischen den Orten Eicks, Gehn und Kommern bereits per Dringlichkeitsentscheidung geschehen, die jetzt vom Rat bestätigt wurde.
An dem Standort möchte ein Investor vier Anlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils 250 Metern errichten und hat daher ebenfalls beim verantwortlichen Kreis Euskirchen einen Antrag auf Vorbescheid eingereicht. Für die Mehrheit der Mechernicher Politik ist das allerdings kein geeigneter Standort. „Sollte dieses Bauprojekt konkret werden, werden wir uns auf jeden Fall für eine Bürger-Infoveranstaltung einsetzen“, versprach Schick.
Auch zwischen Floisdorf und Schwerfen könnten in den kommenden Jahren neue Windräder entstehen. Vier Anlagen sind im Plan entlang der Mechernicher Stadtgrenze eingezeichnet, der dem Antrag eines Investors auf Vorbescheid beiliegt. Sollte der Kreis Euskirchen am Ende des Verfahrens eine Genehmigung erteilen, würden dort Anlagen mit einer Nabenhöhe von 175 Metern und einem Rotordurchmesser von 175 Metern gebaut werden, die mit einer Nennleistung von jeweils 7000 kW noch einmal deutlich leistungsstärker sind als die Anlage auf dem Ravelsberg bei Kallmuth.
Auch hier versagte die Mechernicher Politik ihr Einvernehmen, ebenso beim Teilplan Erneuerbare Energie des Regionalplans, der neu festlegen soll, wo überall der Bau von Windenergieanlagen möglich sein soll.

