Eine Reichweite von 400 Kilometern hat der 660 PS starke 40-Tonnen-Sattelschlepper der Spedition Berners aus Obergartzem.
Spedition in ObergartzemBei Berners surrt der erste vollelektrische 40-Tonner

Sieht aus wie ein ganz normaler Truck, fährt aber vollelektrisch: Der Iveco S-eWay ist neu im Berners-Fuhrpark.
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Er ist groß, weiß, ziemlich stark und sieht genauso aus wie Tausende andere 40-Tonnen-Sattelschlepper, die Tag für Tag auf den Straßen Deutschlands unterwegs sind. Auf den ersten Blick hat dieser Lkw nichts, was diese Neuanschaffung des Logistik- und Speditionsunternehmens Berners aus Obergartzem irgendwie besonders machen würde. Dass er aber trotz seines so alltäglichen Äußeren doch Aufmerksamkeit verdient, wird deutlich, wenn er sich in Bewegung setzt. Denn er ist leise, sehr leise.
Etwa 660 PS bringt der neue Truck von Berners auf die Straße. Und er fährt elektrisch. Im Rahmen der offiziellen Eröffnung des neuen Hochregallagers des Unternehmens wurde der erste vollelektrische Lkw im Fuhrpark vorgestellt. Jedoch: Es sei nicht der erste E-Truck, der im Kreis unterwegs ist, so Daniel Claßen, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Berners.
Im Herbst soll der erste vollelektrische MAN-Lkw angeschafft werden
Einen Exot stellt der Iveco im Berners-Fuhrpark jedoch nicht nur wegen des Antriebs dar. Normalerweise ist man im Unternehmen mit Fahrzeugen von MAN und DAF unterwegs ist. Für den Herbst stehe dann auch die Auslieferung eines vollelektrischen MAN ins Haus.
Und wie Daniel Kyll, Leiter des Fuhrparks der Firma, erläuterte, waren auch einige Anpassungen notwendig. Denn die 400 Kilometer Reichweite, die die Akkus des Iveco S-eWay aufweisen, machen einen intelligenten Einsatz des neuen Gefährtes notwendig. „Wir bedienen damit eine Linie, auf der das Fahrzeug gut eingesetzt werden kann“, sagte Kyll. Das Fahrzeug liefere Getränkekartons nach Grevenbroich und komme beladen mit Milch wieder zurück, präzisierte Claßen.
Die E-Trucks laufen nach anfänglichen Schwierigkeiten zuverlässig
„Mit den ersten Fahrzeugen war es noch etwas holprig“, erinnert sich Kyll. Doch mittlerweile liefen die E-Trucks zuverlässig. Mehr und mehr Ladeparks machten sinnvolle Kombinationen der Pausen der Fahrer mit einer Aufladung möglich. Im heimischen Obergartzem wird das Fahrzeug über Nacht mit selbst erzeugtem Solarstrom aufgeladen.

Zur Testfahrt mit dem E-Truck lud Fuhrparkleiter Daniel Kyll ein.
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Aber noch seien die Dieselfahrzeuge deutlich flexibler. „Mit ihren Tanks, die teilweise mehr als 1000 Liter fassen, können die 2000 bis 3000 Kilometer zurücklegen“, so Kyll. Die Elektromobilität erfordere ein Umdenken und intensivere Planung. Zudem seien die Fahrzeuge zwar deutlich teurer, dafür aber in diesem Jahr noch mautbefreit. Wie die Regelung im nächsten Jahr aussehe, sei ungewiss. Was die laufenden Kosten angehe, so sei der Unterhalt äquivalent.
Hauptereignis bei der Feier war die Eröffnung des Hochregallagers
Angenehm leise ist die Fahrt in dem E-Truck, der, wie auch Elektro-Pkw, mit deutlichem Schub auf den Tritt aufs Gaspedal reagiert. Überwiegend positive Resonanzen gebe es von den Fahrern, die mit dem Fahrzeug unterwegs seien. „Das ist eine Ecke stressfreier, aber auch anspruchsvoller“, so Kyll. Doch das Hauptevent auf dem Firmengelände von Berners sollte dann doch nicht das Vorzeigen und Bestaunen des Elektro-Brummis sein, sondern die festliche Eröffnung des neuen Hochregallagers, das seit November in Betrieb ist. Rund 80 Mitarbeiter, Geschäftspartner und Vertreter von Kreis und Stadt Mechernich waren dazu nach Obergartzem gekommen.
„Das ist die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte“, so Landrat Markus Ramers. Es sei nicht nur Raum für Paletten geschaffen worden, es haben sich auch Firmen angesiedelt. Die Firma Franz Kalff etwa, die im Obergeschoss des Verladetraktes ihre Produkte aus dem Bereich Rettungsdienst und Erste Hilfe herstellt.
„Zweieinhalb Morgen“, so Mechernichs Bürgermeister und promovierter Agraringenieur Dr. Hans-Peter Schick, habe Berners bebaut. Er erinnere sich noch, dass der Bau einer Halle der Firma Berners eines der ersten Projekte gewesen sei, nachdem die Stadt Mechernich im Jahr 2000 wieder Baugenehmigungsbehörde geworden sei. Für Schick könnte es mit dem Unternehmen gerne so weitergehen: „Wenn Sie weitere Flächen brauchen – wir stehen zur Verfügung“, bot er der Geschäftsführung an.
Das ist die Unternehmensgruppe Berners aus Obergartzem
Drei Bereiche habe die Unternehmensgruppe Berners, führte Geschäftsführer Daniel Claßen aus: neben der Spedition sind es das Logistikunternehmen und ein Nutzfahrzeugservice. Insgesamt sind 220 Mitarbeiter in der Gruppe beschäftigt.
Die Logistik sei die jüngste Tochter des Familienunternehmens, das mehr als 140 Jahre alt sei. „Vor 20 Jahren wurde mit einem Dieselstapler und einer Exceltabelle angefangen“, erinnerte Claßen an den Anfang. Er dankte der Wirtschaftsförderung des Kreises, die auf das RWP-Programm zur Regionalen Wirtschaftsförderung hingewiesen habe. „Das Programm war der Schlüssel dafür, dass das Projekt funktionierte“, sagte Claßen. Ohne diese sechsstellige Summe, mit der das Vorhaben gefördert worden sei, wäre das jüngste Bauprojekt nicht zustande gekommen.