Staatsschutz ermitteltGruppe grölte rechte Parolen in Mechernich

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Springerstiefel Symbolbild

(Symbolbild)

Mechernich – Die Nacht vor der Europawahl werden Julia und Michael Dipanda (Namen geändert) so schnell nicht vergessen. Hinter ihrem Haus in einem Mechernicher Ortsteil tauchten auf einem kleinen Fußweg mehrere junge Männer auf, brüllten unverständliche Parolen und mehrfach „Sieg Heil“. Dipanda wurde von dem Lärm der Gruppe wach und wusste zunächst nicht, was er machen sollte. Er hörte, dass die Männer auch offenbar abfällige Bemerkungen über das Haus der Familie machten.

Michael Dipanda ist in Zentralafrika geboren, lebt aber seit 20 Jahren in Deutschland, hat ein Studium absolviert und ist seit zehn Jahren deutscher Staatsbürger. Seine Ehefrau Julia arbeitet als Medizinerin. Sie wurde ebenfalls von dem Lärm wach.

Nachbarschaft aufgescheucht

Doch nicht nur die Dipandas hörten den Radau und die „Sieg Heil“-Rufe. Auch ein Nachbar zwei Straßen weiter, der nachts vor dem Zubettgehen seinen Hund noch einmal rasch in den Garten gelassen hatte, vernahm die Ausrufe recht deutlich. Andere Anwohner hörten den Lärm ebenfalls.

Eine Nachbarin sah wenig später drei Männer, einer davon war sehr groß, die mit einem Ghettoblaster mit Discobeleuchtung durch das Wohngebiet davonliefen. Offenbar, um die Begegnung mit einer weiteren Gruppe von Nachtschwärmern zu vermeiden, die sich dem Bereich aus einer anderen Richtung näherte.

„Anhand der lauten Männerstimmen gehe ich davon aus, dass es sich um eine größere Gruppe gehandelt hat, die sich möglicherweise geteilt hat. Wir fühlten uns bedroht und befürchteten, dass wir auch angegriffen werden“, sagte Michael Dipanda dieser Zeitung.

Rückhalt nach Vorfall

„Wir haben die Ausrufe auf uns bezogen, weil ich eine dunkle Hautfarbe habe“, so Dipanda. Das Ehepaar setzte wenig später die Polizei von dem Geschehen in Kenntnis und sah anschließend, wie Streifenwagen die Grünbereiche am Ortsrand abfuhren. Kurz darauf klingelten die Beamten bei dem Ehepaar und nahmen die Anzeige auf, die zunächst bei der Polizei in Schleiden bearbeitet und dann an den Staatsschutz in Bonn weitergeleitet wurde.

„Es kann nicht sein, dass solche Parolen wieder gesellschaftsfähig werden. Man muss diesen Gedanken entgegentreten“, so der Familienvater und seine Ehefrau. Beide betonen, dass sie sich in der Nachbarschaft gut aufgehoben fühlen. „Wir haben nach dem Vorfall sehr viel Rückhalt von unseren Nachbarn erfahren. Das hat uns sehr gestärkt“, so Julia und Michael Dipanda.

Frank Piontek, Sprecher des Bonner Polizeipräsidiums, bestätigte, dass der Vorfall bei den Behörden angezeigt worden sei. Er werde bei der Abteilung Staatsschutz der Bonner Polizei bearbeitet. Derzeit ermittelten die Kollegen. Bislang gebe es aber noch keine hinreichenden Beschreibungen der Täter.

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