Stadt Mechernich fordertBetreiberfirma soll alte Tonkuhle wieder verfüllen

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Noch viel zu tun gibt es bei der Rekultivierung der Tongruben zwischen Lessenich, Antweiler und dem Billiger Wald. Die Stadt Mechernich fordert, dass die Riesenlöcher wieder vollständig verfüllt werden.

Noch viel zu tun gibt es bei der Rekultivierung der Tongruben zwischen Lessenich, Antweiler und dem Billiger Wald. Die Stadt Mechernich fordert, dass die Riesenlöcher wieder vollständig verfüllt werden.

Mechernich-Lessenich – „Mit dem Erwerb der Lagerstätten vollzieht WBB Fuchs einen weiteren bedeutsamen Schritt, um die langfristige Versorgung der Kunden mit hochwertigen keramischen Rohstoffen sicherzustellen. Die fachgerechte Gewinnung und Aufbereitung der Rohstoffe wird auch weiterhin durch die erfahrene Belegschaft der Karl J. Krewel Tongruben gewährleistet.“

So lautete eine offizielle Mitteilung des Bundesverbands Keramische Rohstoffe und Industrieminerale aus dem Jahr 2006. Die Firma WBB Fuchs ist aktuell nicht mehr Betreiber der Tongruben im Dreieck zwischen Lessenich, Antweiler und dem Billiger Wald, sondern die Firma Sibelco. Das Unternehmen aus dem rheinland-pfälzischen Westerwald-Kreis hat offenbar kein Interesse mehr, die in der Voreifel noch vorhandenen Rohstoffe wirtschaftlich zu nutzen. Deshalb ist jetzt eine Rekultivierung der arg in Mitleidenschaft gezogenen Landschaft am Fuße der Eifel geplant.

Erster Plan nicht akzeptiert

Allerdings gibt es zurzeit noch erhebliche Differenzen zwischen der Stadt Mechernich, der die Planungshoheit obliegt, und der Firma Sibelco, was die Wiedernutzbarmachung der ausgebeuteten Tongruben anbelangt. Der erste Rekultivierungsplan von Silbeco war beim zuständigen Bergamt im westfälischen Arnsberg nicht akzeptiert worden. „Die Zulassung des Abschlussbetriebsplans erfolgte im Jahr 2006 durch das Bergamt Düren. Bis heute erfolgt die Rekultivierungstätigkeit in der Grube Nord auf Grundlage dieser Zulassung. Dieser Abschlussbetriebsplan sieht unter anderem auch die Anlage einer Wasserfläche vor“, erklärte Gerhard Klemmer, Sprecher des Unternehmens, in einer Stellungnahme.

Da die Ausführungsplanung für die Herstellung der Wasserfläche und der Ablauf in den Kühlbach einer Planung nach dem Wasserhaushaltsgesetz nicht entsprochen beziehungsweise die erforderliche Genehmigung nach Paragraf 68 WHG nicht beinhaltet habe, habe die Bezirksregierung Arnsberg in der Vergangenheit mehrfach die Forderung nach einer Überarbeitung des bestehenden Abschlussbetriebsplans aus dem Jahr 2006 gestellt, so Sibelco weiter.

Ideen für Nutzung

„Uns ging es darum, sicherzustellen, dass die Wiedernutzbarmachung des Geländes technisch einwandfrei umgesetzt wird“, erklärte Werner Isermann, Pressesprecher des Bergamtes, zum Thema. Dass die betroffenen Kommunen, in diesem Fall die Stadt Mechernich, bei der Planung für die spätere Rekultivierung beteiligt würden, sei im Verfahren vorgesehen. Ob die Wünsche der Kommune vom Betreiber letztlich berücksichtigt würden, sei eher Verhandlungssache.

Der Mechernicher CDU-Fraktionschef Peter Kronenberg hatte kürzlich ebenso wie Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (CDU) gefordert, dass die Tongruben vollständig verfüllt werden und nicht so belassen werden, wie sie zurzeit sind. Der Rat hatte mit Mehrheit zugestimmt. „Wir würden begrüßen, wenn auf diesen Flächen wieder Landwirtschaft betrieben würde“, so Kronenberg auf Anfrage. Man könne dort etwa den Aushub, der bei der Ansiedlung der Großmolkerei Hochwald demnächst anfalle, unterbringen. Ob die Firma Sibelco damit einverstanden ist, scheint fraglich. Sie nimmt dazu wie folgt Stellung: „Die Verfüllung erfolgte und erfolgt mit standortnah gewonnenen unbelasteten Bodenmassen, die nicht aus dem Bereich des ehemaligen Bleibergbaus von Mechernich stammen. Der überwiegende Teil der Böschungen soll mit standortgerechten Gehölzen bepflanzt werden. Auf diese Weise kann zum einen die Stabilität der Böschungen erhöht und zum anderen ein Lebensraum für zahlreiche heimische Tierarten geschaffen werden.“

Der unbestreitbare ökologische Wert solcher ehemaligen Tongruben verfängt in Mechernich offenbar nicht. „Wir haben in der Nachbarschaft schon die Grube Toni. Landwirtschaftlich nutzbare Flächen sind uns wichtiger“, argumentierte CDU-Sprecher Kronenberg.

Die Frage ist nun: Wer entscheidet letztendlich, ob die Gruben weitgehend so belassen werden, wie sie sind, oder ob sich die Stadt Mechernich mit ihrer Forderung nach einer Verfüllung durchsetzen wird? „In diesem Fall kann ich beiden Parteien nur raten, miteinander zu verhandeln und eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu suchen“, erklärte der zuständige Sprecher der Arnsberger Bezirksregierung, Werner Isermann, dazu.

Hochwertige kaolinitische Tone und Sande

Bei der anstehenden Rekultivierung geht es im Einzelnen um die Tontagebaue „Carolus“ und „Hundertmorgen“ der früheren Firma Karl Krewel. In der Grube Carolus wurden Schiefertone gewonnen, die in der Baukeramik Verwendung fanden, insbesondere in den Bereichen Fliesen, Dachziegel, Vormauersteine und Pflasterklinker. Sie zeichneten sich durch ein breites Sinter-Intervall bei gleichzeitig hoher Farbstabilität in den Brennfarben Rot, Beige und Grau aus. Der geringe Anteil an organischer Substanz der Schiefertone ermöglichte ein schnelles Brennen im grob- und feinkeramischen Bereich.

Die Verfügbarkeit dieser Qualitäten für mehrere Jahrzehnte wurde durch ein umfangreiches Erkundungsprogramm nachgewiesen.Der Grubenbetrieb Hundertmorgen wurde 1995 neu aufgeschlossen. Dort wurden hochwertige kaolinitische Tone und Sande gewonnen, die sich durch eine sehr weiße Brennfarbe auszeichneten, die bis in einen Temperaturbereich von über 1200 Grad stabil bleibt. Einsatzgebiete waren etwa für Wand- und Bodenfliesen sowie weiße Verblender. Weitere Anwendungsgebiete: Feuerfest-Industrie, Sanitär und Geschirr. (hoc)

Das Bergamt habe sicherlich ein gewichtiges Wort bei der Genehmigung des Rekultivierungsplans mitzureden. Man habe in der Vergangenheit bei Gruben dieser Art schon mit unterschiedlichen Herangehensweisen operiert. „Manche Gruben sind vollständig verfüllt und landschaftlich ansprechend modelliert worden. Andere sind mit Wasserflächen gefüllt und weitgehend so belassen worden, wie sie waren“ so Isermann.

Unter der Voraussetzung, dass der Abschlussbetriebsplan noch in diesem Jahr zugelassen werde, könne mit der Umsetzung der Abschlussarbeiten kurzfristig begonnen werden, ließ die Firma Sibelco verlauten. Die Arbeiten für die Restverfüllung des Tagebaus und die Herstellung des Retentionsraums werde sich über einen Zeitraum von zehn Jahren erstrecken.

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