Sturz aus acht Metern HöheFünf Artisten stürzen in Mechernich durch Windböe von Seil

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Vor Jahren gastierte die Hochseiltruppe „Geschwister Weisheit“ schon einmal auf dem Museumsjahrmarkt.

Vor Jahren gastierte die Hochseiltruppe „Geschwister Weisheit“ schon einmal auf dem Museumsjahrmarkt.

Mechernich-Kommern – Bei einem Unfall auf der Hochseilanlage der Geschwister Weisheit, die beim Historischen Jahrmarkt im LVR-Freilichtmuseum auftreten, sind am Donnerstagnachmittag fünf Artisten leicht verletzt worden. Die Vorstellung wurde abgebrochen, die Abendvorstellung um 17 Uhr wurde von der Museumsleitung abgesagt.

Wie Museumsleiter Dr. Josef Mangold dieser Zeitung erklärte, hatten sich sechs Artistinnen und Artisten nachmittags auf der mittleren Anlage positioniert, um ihre nicht unspektakulären Kunststücke zu präsentieren. Mangold beobachtete, wie knapp 400 Zuschauer auf dem Marktplatz Rheinland auch, wie die Männer und Frauen das Hochseil in rund acht Metern Höhe enterten. Dann erklommen zwei Artistinnen die Schultern zweier erfahrener Akrobaten. Zwei weitere nahmen auf Stühlen auf dem Seil Platz, als laut Mangold eine heftige Windböe eine der Artistinnen aus dem Gleichgewicht brachte. Sie rutschte ab, als unvermittelt ein zweiter Windstoß über das Gelände fegte. Die Frau stürzte von den Schultern ihres Partners, der ebenfalls den Halt auf dem Seil verlor. Beide fielen in das Spezialnetz, das nur knapp zweieinhalb Meter unter der Seilanlage aufgebaut ist.

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Durch die plötzliche Bewegung des Hochseils gerieten drei weitere Artisten aus dem Gleichgewicht und fielen in das Netz. Durch die ebenfalls herabfallenden Balancierstangen zogen sich drei der Artisten leichte Verletzungen zu.

„Das Publikum hat an dieser Stelle spontan applaudiert“, berichtete der Museumschef dieser Zeitung. Und die vielen Menschen, die sich auf die siebenköpfige Pyramide und andere atemberaubende Figuren gefreut hatten, spendeten auch Beifall, als die Artisten sich aus dem Netz befreit und wieder festen Grund unter den Füßen hatten. Dann erklärte ein Sprecher der Geschwister Weisheit dem Publikum, dass man angesichts der nun plötzlich auftretenden Windstöße die Vorstellung abbrechen müsse.

Betreuung durch Ersthelfer

„Erst danach haben wir gemerkt, dass sich die Artisten verletzt hatten“, sagte der Museumsleiter, der sofort nach dem Zwischenfall zu der Hochseiltruppe geeilt war. Aus Sicherheitsgründen habe man nach erster Betreuung der Akrobaten durch Ersthelfer des Museumsteams die Rettungsleitstelle des Kreises Euskirchen informiert und Rettungswagen angefordert. Die kamen dann durch das Tor 5, nahmen drei Artisten auf, die alle fünf, so Josef Mangold, selbst zu den Fahrzeugen gegangen waren. Die Museumsleitung sagte danach die Abendvorstellung ab.

Museumsleiter Mangold und sein Stellvertreter Dr. Michael Faber, der die Hochseiltruppe vor 25 Jahren erstmals ins Kommerner Freilichtmuseum geholt hatte, zeigten sich knapp zweieinhalb Stunden nach dem Unfall noch beeindruckt. Die Geschwister Weisheit seien zum zehnten Mal im LVR-Museum, viele der Hochseilakrobaten betrachteten das Museum in Kommern nach ihrer Heimatstadt Gotha als ihre zweite Heimat, sagte Faber. Er verwies darauf, dass nach einem schweren Sturz von Andre Weisheit vor zehn Jahren das Museum ein ausgefeiltes Sicherheitsmanagement entwickelt habe. Es gehe nicht nur um die sofortige Versorgung von Verletzten durch die vielen speziell geschulten Museumsmitarbeiter, sondern auch um die Betreuung der Angehörigen und von eventuell geschockten Zuschauer.

“Windböen waren erst für gut 20 Minuten nach dem geplanten Ende des Auftritts vorhergesagt“,

„Dieses Mal haben die Zuschauer es kaum bemerkt, dass die Artisten unplanmäßig vom Seil gegangen sind“, sagte Faber. Er verwies auch darauf, dass gerade die Geschwister Weisheit als Hochseiltruppe sich immer wieder durch ihre höchst präzise Vorbereitung der Hochseilanlage und sehr verantwortungsvolles Handeln einen exzellenten Ruf im LVR-Museumsteam erworben hätten. „Die Truppe hat vor dem Auftritt am frühen Nachmittag noch den Wetterbericht ausgewertet und eigene Windmessungen gemacht, um das Risiko abzuschätzen. Windböen waren erst für gut 20 Minuten nach dem geplanten Ende des Auftritts vorhergesagt“, so Michael Faber. „Trotzdem haben nur erfahrene Artisten auf dem Seil gestanden, als der Unfall passierte“, sagte der Manager des Jahrmarkts.

Ab diesem Freitag wollen die Hochseilartisten, wenn das Wetter es zulässt, ihre Auftritte bis zum Jahrmarktsende am kommenden Sonntag jeweils um 12 Uhr, 14.30 Uhr und um 17 Uhr absolvieren. www.kommern.lvr.de

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