Lebensraum schaffenÜber 100 Nettersheimer wollen Wildblumenwiesen säen

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Ulrike Keuer (v.l.), Alexander Mauel, Norbert Crump, Marco Schell und Uschi Mießeler vor.

Ulrike Keuer (v.l.), Alexander Mauel, Norbert Crump, Marco Schell und Uschi Mießeler vor.

Nettersheim – Einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt und Ausbau der Biodiversität in der Region will die Gemeinde Nettersheim leisten. Mit dem Projekt „Ökosystem Nettersheim“ widmet sie sich den kleinen Nischen für das Wildleben in der Gemeinde. „Im Außenbereich sind wir gut aufgestellt, nun widmen wir uns dem Potenzial vor Ort“, sagt Bürgermeister Norbert Crump. Dabei sollen auch die Bürger angesprochen werden. Für die Umgestaltung privater Flächen steht im Literaturhaus ein Set aus Maschinen und Werkzeug kostenlos zur Ausleihe bereit, mit denen die Nettersheimer arbeiten können.

Geräte, Samen und Tipps

Werkzeuge für die Gartenumgestaltung wie Fräse und Walze sind im Literaturhaus Nettersheim abholbereit auf einem Anhänger gelagert. „Das einzige, was man braucht, ist eine Anhängerkupplung“, sagte Norbert Crump. In die Handhabung der Gerätschaften und die Anlage eines Wildblumenrasens werden die Ausleiher fachlich eingewiesen. Darüber hinaus gibt die Gemeinde jedem fünf Tüten Wildblumenrasen, die für 50 Quadratmeter reichen, mit dazu. Wenn mehr benötigt werde, wird das Saatgut zum Selbstkostenpreis abgegeben.

Die Ausleihe kann im Literaturhaus unter Telefon 02486/ 1770 angemeldet werden. (sev)

Den ersten Schritt macht die Gemeinde selbst. So wird der immer akkurat gestutzte Rasen vor dem Rathaus in Zingsheim zu einer Wildwiese umgearbeitet. Allerdings nicht vollflächig. „Das war nicht möglich, weil sonst die Wurzeln der Bäume beschädigt würden“, sagt Gartenarchitektin Ulrike Keuer, die als Beraterin und Ansprechpartnerin für Gemeinde und Bürger fungiert. Ein etwa ein Meter breites Band zieht sich nun um das Rathaus und setzt sich bis zur Grundschule fort.

Geringerer Pflegeaufwand

„Das Ziel ist, ganzjährige Lebensräume zu schaffen“, erläuterte Crump. Während Obstwiesen vor allem in der Blütezeit attraktiv für viele Insekten seien, könne eine Bepflanzung mit Eichen und Linden, ergänzt mit heimischen Stauden und Wildrasen, das ganze Jahr vielen Arten Nahrung und Schutz bieten. Und nicht nur denen: „Damit sollen auch Schatteninseln für die Menschen geschaffen werden“, führt Crump weiter aus. Dafür werde die Bepflanzung klimaverträglich gestaltet. Ein wesentlicher Punkt sei, dass sich damit auch der Pflegeaufwand verringere, den der Bauhof zu leisten habe, so der Bürgermeister. Zwölfmal im Jahr müssten die Mitarbeiter bisher ausrücken, um die notwendigen Arbeiten zu verrichten.

Dafür solle auch ein Förderantrag für ein Programm des Bundes gestellt werden, in dem in einer ersten Stufe die Optimierung der öffentlichen Flächen untersucht werde. In einer zweiten Stufe gehe es um die Finanzierung von Pflanzenmaterial.

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In dem Programm sei eine 100-prozentige Förderung vorgesehen. Damit wolle die Gemeinde auch Vorbild für die Bürger sein, die auf ihren Flächen ähnliche Umgestaltungen vornehmen könnten, so Crump. So sei die Aktion „Bürger pflanzen Laubbäume“ umbenannt worden in „Bürger pflanzen Artenvielfalt“: „Das hat eine tolle Entwicklung genommen.“ Nach 35 Bürgern, die sich bei der jüngsten Laubbaumpflanzung gemeldet hätten, seien es nun mehr als 100 gewesen. Wegen der guten Nachfrage solle die Aktion demnächst zweimal im Jahr stattfinden.

„Es gibt keinen besseren Ort, mit so einer Umgestaltung anzufangen als das Rathaus, nicht versteckt, sondern für jeden sichtbar“, sagt Keuer. Wenn es schief gehe, sei es auch gleich für alle sichtbar, fügte sie mit einem Augenzwinkern an. In den ersten Wochen werde sich zunächst Unkraut ansiedeln, dass den jungen Pflanzen Schatten biete. Nach sechs Wochen müssten diese Unkräuter entfernt werden: „So eine Wildwiese ist ein selbsterhaltendes Prinzip.“

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