Nettersheims Bürgermeister Norbert Crump zeigt sich vom Verkauf an einen österreichischen Investor überrascht – wie viele andere Politiker auch.
Ehemalige NotunterkunftEinstige Eifelhöhen-Klinik in Marmagen ist an einen Investor verkauft

Aus der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik in Marmagen soll nach dem Verkauf eine „altersmedizinische Einrichtung“ werden.
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Die Eifelhöhen-Klinik in Marmagen ist verkauft. Das hat die MedNation AG (vormals Eifelhöhen-Klinik AG), der Grundstück und Gebäude der ehemaligen Reha-Klinik gehörten, bekannt gegeben. „Die MedNation AG wird auch nach erfolgter Sanierung des Gebäudes den Standort nicht wieder betreiben. Der Käufer beabsichtigt, dort eine altersmedizinische Einrichtung zu errichten“, heißt es in der entsprechenden Mitteilung.
Nach Informationen dieser Zeitung beinhaltet die Formulierung „altersmedizinische Einrichtung“ die Absicht, in der Eifelhöhen-Klinik sowohl Pflegebereiche als auch Wohneinheiten zu schaffen. Beim Investor soll es sich um ein Unternehmen mit Stammsitz in Österreich handeln.
Fraktionsvorsitzender erfährt von der Zeitung von Verkauf der Eifelhöhen-Klinik
Die Mitteilung hat die Nettersheimer Politik am Mittwoch ziemlich überrascht. So hat Gerhard Mayer, Fraktionsvorsitzender der SPD, von dieser Zeitung vom Verkauf erfahren. Auch Bürgermeister Norbert Crump zeigt sich überrascht: „Es ist eine sehr gute Nachricht, die aber für mich auch überraschend kam. Dass es so schnell mit dem Verkauf gegangen ist, war so nicht abzusehen.“
Er freue sich darüber, dass es zu einem Verkauf gekommen sei und nach seiner Kenntnis die Tinte unter dem Vertrag schon trocken sei, so Crump: „Jetzt geht es darum, den Weg weiter gemeinsam zu gehen und im stetigen Austausch das Konzept weiterzuentwickeln.“ Es sei wichtig, „dass es eine gute Vernetzung mit dem Ort Marmagen geben wird. Beispielsweise bei der Nutzung der Turnhalle.“
Bürgermeister plant Sondersitzung am 29. Juli
Ein Türöffner sei das Gesamtkonzept rund um die Eifelhöhen-Klinik gewesen, sagt Crump. So sei nach wie vor vorgesehen, das Areal rund um die ehemalige Klinik weiterzuentwickeln und zu großen Teilen zu Bauland zu machen. Das Gelände der Eifelhöhen-Klinik ist bislang als Sonderbaufläche für medizinische Dienste ausgewiesen. Abgesehen von dem Gelände der einstigen Klinik selbst, das Sonderbaufläche bleiben soll, sollen die umliegenden Bereiche als Allgemeine Siedlungsbereiche für Wohnbebauung vorgesehen werden.
Ausgenommen vom Siedlungsbereich soll das Tal zwischen Ort und Klinik bleiben, da es als Biotop ausgewiesen und zudem schwer zu bebauen sei. Eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans soll möglichst schnell eingeleitet werden. Um Fakten zu schaffen, ist laut Crump für den 29. Juli eine Sondersitzung des Gemeinderats angesetzt. Durch die aktuelle Entwicklung will der Bürgermeister die Tagesordnung erweitern. Er wolle versuchen, die Käufer der Eifelhöhen-Klinik zur Sitzung einzuladen, damit dieser sein Konzept vorstellen könne.
Der Verkauf ist eine sehr gute Nachricht für Marmagen und die Gemeinde Nettersheim. Das oftmals ankündigte Szenario eines Leerstandes bleibt somit wohl aus.
Andreas Winkler (Bürgervereinigung Eifel), sagt auf Anfrage dieser Zeitung: „Der Verkauf ist eine sehr gute Nachricht für Marmagen und die Gemeinde Nettersheim. Das oftmals ankündigte Szenario eines Leerstandes bleibt somit wohl aus. Dieser Schritt sichert nicht nur die Zukunft des markanten Gebäudes, sondern eröffnet auch zahlreiche Chancen für die Region.“ Es bleibe natürlich abzuwarten, wie die künftige Entwicklung im Detail aussehe.
Ähnlich reagierte Sebastian Schubert, Geschäftsführer der UNA und Gegenkandidat von Bürgermeister Norbert Crump bei der Kommunalwahl am 14. September. Die UNA begrüße grundsätzlich die Weiterentwicklung der Eifelhöhen-Klinik. Man habe deutlich gemacht, dass dort keine Bauruine entstehen solle, sondern eine nachhaltige Nutzung mit einem Mehrwert für die Bevölkerung in Marmagen und der ganzen Gemeinde. „Von der Mitteilung der MedNation AG waren wir überrascht, sehen der Entwicklung aber positiv entgegen“, sagt Schubert: „Es ist nun an der Gemeinde, weitere Informationen einzuholen und den Rat und die Bevölkerung über die Pläne des Investors zu informieren.“
Guido Kurth, Fraktionschef der CDU, bewertet den Verkauf ebenfalls positiv: „Es ist wichtig, dass dort kein Lost Place entsteht. Für die Gemeinde ist das der richtige Schritt.“ Die SPD wünscht sich in Person von Gerhard Mayer ebenfalls schnellstmöglich Informationen von der Verwaltung. „Es waren mal Investoren da, die sind aber nie wieder aufgetaucht“, so Mayer: „In das Gebäude müssen Millionen investiert werden. Da sprechen wir schnell von mehr als 20 Millionen Euro. Aber für die Gemeinde ist es gut, dass es einen Käufer gibt.“
Die MedNation AG ließ am Mittwoch eine Anfrage dieser Redaktion zum Verkauf ihrer Eifelhöhen-Klinik unbeantwortet.
1975 den Betrieb aufgenommen
Die Eifelhöhen-Klinik in Marmagen wurde 1970 als Naturparksanatorium Eifel GmbH gegründet. Im Mai 1973 begannen am Ortsrand von Marmagen die Arbeiten am sechsstöckigen Kliniktrakt. Im September
1975 nahm die Reha-Klinik den Betrieb mit 311 Betten und den Fachrichtungen Innere Medizin, Orthopädie und Neurologie auf. Bis zur Schließung im Februar 2020 infolge eines Insolvenzantrags wurden rund 150.000 Patienten behandelt.
Im Dezember 2020 bereitete der Kreis das Gebäude als Impfzentrum vor. Nach 146.587 verabreichten Dosen schloss es im Oktober 2021. Seit Anfang 2023 nutzte das Land NRW das Gebäude als Notunterkunft für bis zu 750 Geflüchtete. Angesichts der baulichen Mängel war dies nur mit Duldung durch den Kreis Euskirchen als Bauaufsichtsbehörde möglich. Der Vertrag lief Ende April 2025 aus.